Die Heilerinnen

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Königinnen des Schmerzes und der Erneuerung

Thai-Massage im Kraichgau

Eine Kolumne von Philipp Martin

Es ist gar nicht so leicht diesen Artikel zu schreiben. Das fängt bereits bei der Auswahl des richtigen Bildes an. In den gängigen Archiven findet man unter dem Stichwort “Massage” nur glücklich lächelnde und tiefenentspannte Schönheiten. Das deckt sich nach meiner langjährigen Erfahrungen nicht wirklich mit der Realität, zumindest nicht dann wenn man eine echte Thaimassage durchlebt. (Eine Schönheit bin ich übrigens definitiv auch nicht) Erfahrene Masseurinnen die wirklich etwas bewirken wollen und können, sind wenig zimperlich und legen richtig Hand an. Das kann mitunter richtig weh tun, ein Schmerz für den man allerdings mit himmlischer Erholung und lang anhaltender Rekonvaleszenz nur Stunden später bereits wieder belohnt wird.

Echte Thai Massage besteht nicht aus zärtlichen Streicheleinheiten, ein bisschen Öl verwischen und Panflöten-Gedudel aus dem CD-Player. Sie ist vielmehr eine Kombination aus Akupunktur, Dehnung und Meditation. Ihr Ziel ist es Blockaden im Körper zu lösen und das funktioniert eben nicht mit laschem Wellness-Wischiwaschi. Diese Form der Massage geht auf uralte indische Heilkünste nach der Ayurveda Methode zurück. Es geht darum die überall im Körper verlaufenden Energie-Linien zu berücksichtigen und die entsprechenden Energieflüsse wiederherzustellen. Dies geschieht durch Druck und durch Dehnung. Die Masseurin macht sich dabei die Hebelwirkung und auch die Kraft des eigenen Körpers zu Nutze, um Gelenke Sehnen und Muskeln effektiv zu bearbeiten.

Ich würde mich als ausgewachsener und gestandener Kerl kaum als Heulsuse bezeichnen, während einer Thai Massage höre ich mich dann aber doch hin und wieder schmerzerfüllt wimmern. Zum Beispiel dann wenn meine Masseurin auf den Fersen über meine Waden läuft, einen Holzstab in die feinen Muskelstränge auf meinem Handteller presst oder mit dem Unterarm die Sehnen meiner Schultern bearbeitet. 90 Minuten bei einer erfahrenen Thai Masseurin können extrem lang sein, das können Sie mir glauben. Dennoch buche ich diese Zeitspanne alle 14 Tage und das seit mittlerweile über sechs Jahren. Warum? Weil ich seither weitestgehend beschwerdefrei bin. Meine chronischen Muskelverspannungen sind längst Geschichte und die Schmerzen in Nacken und Knie haben sich zum überwiegenden Teil in Wohlgefallen aufgelöst. Ich kann hier nur subjektiv von meinen eigenen Erfahrungen berichten, die große Beliebtheit der Thai Massage überall auf der Welt spricht aber hier definitiv Bände.

Die Thai Massage setzt übrigens auch auf die uralte Erkenntnis, dass im Körper alles miteinander in Verbindung steht. Dies durfte ich erst kürzlich einmal mehr auf eindrucksvolle Art und Weise erleben. Während meine Masseurin meinen Fuß bearbeitete, stutzte sie plötzlich und fragte mich ob ich derzeit mit Magenproblemen zu kämpfen hätte. Tatsächlich schleppte ich zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Wochen eine Magenschleimhautentzündung mit mir herum, dies hatte ich meiner Masseurin aber definitiv vorab nicht mitgeteilt. Durch eine Verhärtung der Muskeln und Sehnen in meinem Fuß war sie eigenständig auf diese Diagnose gekommen und durch gezielte Bearbeitung mit dem Massage-Stock, ließen die entsprechenden Symptome tatsächlich bereits am nächsten Tag spürbar nach. Seien sie versichert, dass ich normalerweise nicht zu jedwedem esoterischem Glauben neige, dieser Erfahrungen hat mich aber nachhaltig beeindruckt.

Woran erkennt man aber eine gute Thai Massage und wo findet man sie in der Region? Zwei maßgebliche Indikatoren habe ich für mich selbst herausfinden können. Über den ersten haben wir bereits gesprochen – Wenn ihre Masseurin ihnen einfach kraft- und saftlos mit öligen Händen über den Körper wischt, dann können Sie diese Streicheleinheiten zwar gerne genießen, ein echter und effektiver Nutzen dürfte aber ausbleiben. Nicht ganz so zuverlässig, für mich aber dennoch bisher aussagekräftig, ist das Alter der Therapeutin. Wie überall im Leben, bringt das Alter die Erfahrung. Richtig gute Thai Massage habe ich bislang nur bei älteren Masseuren/innen erfahren dürfen. Aus dieser Empfehlung will ich aber selbstverständlich keine Regel ableiten, es gibt bestimmt auch junge und gute Thai-Masseuren/innen.

Bei konkreten Empfehlungen für richtig gute Thaimassage im Kraichgau kann ich selbstredend nur ein paar Namen nennen, die ich tatsächlich selbst ausprobiert habe. Es handelt sich dabei selbstverständlich um keine vollständige Liste – ich bin absolut sicher dass es abseits dieser Namen noch viele verdammt gute Masseurinnen und Masseure in unserem Hügelland gibt. Empfehlungen sind mir natürlich jederzeit gerne willkommen.

Zu meinen persönlichen Favoriten zählen gleichermaßen Marinil im Salon von Gabi Schmitt in Karlsdorf-Neuthard, Suriya von Areeya in Kraichtal-Menzingen sowie Naree, Paneed und Nong von Leelavadee in Bruchsal. Es gibt aber noch eine lange Liste weiterer, sehr guter Adressen. Einfach bei Google Maps den Begriff Thaimassage eingeben und sie werden fast in jeder Kraichgau-Gemeinde einen entsprechenden Eintrag finden.

Info: Massagen als körpernahe Dienstleistungen, sind in der Region durch den aktuell gültigen Lockdown nicht möglich. Tipp: Durch den Kauf von Gutscheinen, kann die finanzielle Notlage der unverschuldet in Bedrängnis geratenen Betriebe etwas gemildert werden.

Die Wahl der richtigen Therapeutin ist ohnehin eine sehr subjektive, was für den einen richtig ist, muss es für den anderen nicht zwangsläufig sein. Probieren Sie es einfach aus und lernen sie verschiedene Masseurinnen und ihre Arbeit kennen. Eine 90 minütige Massage kostet ganz grob kalkuliert um die 50 Euro, ein Betrag der sich aber in jedem Fall auszahlt und angesichts der harten Arbeit mehr als berechtigt, um nicht zu sagen viel zu günstig ist. Seien Sie mutig und probieren Sie das Konzept “Heilung durch Schmerzen” doch einfach einmal aus, ich schwöre seit Jahren darauf.

Transparenz: Dieser Beitrag gibt nur die subjektive Meinung unseres Redakteurs wieder. Er wurde in keinster Weise bezahlt oder anderweitig vergütet.

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