Beim Frühjahrsempfang des Landrats in Ubstadt-Weiher gibt sich u.a. die politische Führung des Landkreises die Ehre.
Normalerweise schwitzen in der Sport- und Kulturhalle Ubstadt-Weiher die Schülerinnen und Schüler des Alfred-Delp-Schulzentrums, balancieren auf Balken, springen auf Trampolinen oder schlagen Räder auf blauen Matten. Am Samstagabend verwandelte sich Ubstadts größtes Haus aber für ein paar Stunden in die beste Adresse des Landkreises, einen schicken Nachtclub mit allem Pomp und Gloria. Der Landrat hatte zum traditionellen Frühjahrsempfang geladen, heuer das erste Mal in Ubstadt-Weiher. Ebenso traditionell folgt diesem Ruf fast jeder, der ihn vernimmt. Das wären so ziemlich alle Bürgermeister des Landkreises, Landtagsabgeordnete, sogar der eine oder andere Bundestagsabgeordnete und dazu unzählige Funktions- und Würdenträger. Gesehen und gesehen werden, der Abend dient keiner pragmatischen politischen Funktionalität, sondern gilt eher als gesellschaftliches Ereignis mit lockerem Charakter. Man schmeißt sich in Schale und plaudert bei Horsd’œuvres, Fingerfood und dem einen oder anderen Gläschen in einem entspannten Rahmen, den der normale politische oder verwaltungstechnische Alltag im Landkreis normalerweise nicht hergeben würde. Der Landkreis wiederum sorgt dafür, dass die Veranstaltung glänzt und allen im Gedächtnis bleibt, fährt dafür aus den Vollen auf. Die eher zweckdienlich angelegte Halle in Ubstadt-Weiher strahlte am Samstag daher in rot, gelb und blau, vermutlich angelehnt an die Farbkomponenten der Landkreisflagge.
In seinem Grußwort brachte der Bürgermeister seine Freude über die Wahl des Veranstaltungsortes in seiner Gemeinde zum Ausdruck, sprach über Vergangenheit und Gegenwart des Kleeblatts – eine Rede wie ein kleines Liebeslied über Ubstadt, Weiher, Stettfeld und Zeutern.
Landrat Dr. Christoph Schnaudigel zeigte sich bei seinem Grußwort zuversichtlich, dass der Landkreis die aktuellen Herausforderungen dieser Zeit bewältigen werde. In seiner Rede ging er auf die aktuellen Herausforderungen ein, wie z. B. den Krieg in der Ukraine, die hohe Zahl der Geflüchteten und den Klimawandel. Er betonte die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit und des Zusammenhalts in der Gesellschaft.
Zudem warnte der Landrat davor, Stimmen, die nationale Alleingänge forderten, über den Gedanken und die Grundwerte der EU zu stellen. „Eine uns als angeblich einfache Lösung präsentierte Besinnung auf uns selbst, ohne realisieren zu wollen, was bei unseren Nachbarn oder in der Welt passiert, ist eine populistische Illusion.“ so Christoph Schnaudigel. Der Landrat rief in diesem Zuge auch dazu auf, dankbar für Frieden und Freiheit in Deutschland zu sein. Er würdigte den von der Hamas getöteten Landrat Ofir Libstein aus der Partnerregion Sha’ar HaNegev am Gazastreifen, wo durch den Angriff der Extremisten unzählige Menschen ums Leben kamen, viele von ihnen immer noch vermisst werden.
Den Festvortrag hielt Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart zum Thema „Wandelbar und wunderbar: Glaubenssture und hoffnungsheitere Wege in die Zukunft“. Die Botschaft hinter diesem Thema, dass gleichzeitig der Titel ihres jüngst erschienenen Buches ist, sieht die Landesbischöfin im Vorsatz der Zukunft optimistisch entgegenzutreten. Die evangelische Kirche müsse sich – grob zusammengefasst – zunächst auf ihre theologischen Grundlagen besinnen, um den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Bei diesen Herausforderungen ließ Springhart auch die erst kürzlich bekannt gewordenen, neuen Dimensionen der Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirche nicht aus.
Last but not least, sei an dieser Stelle die grandiose musikalische Untermalung durch die Big Band des Landkreises Karlsruhe erwähnt. Seit 25 Jahren gibt es diesen Zusammenschluss aus Laien-Musikern, an dem allerdings nichts Laienhaftes ist. Unter der Leitung von Bandleader Marco Vincenzi gab die beeindruckende Formation ein paar echte Klassiker der Popgeschichte zum besten, grandios performt u. a. mit der gewaltigen Stimme von Tanja Frank. Ein fulminanter Auftritt, ohne den dieser Abend sicherlich weitaus weniger schillernd und pompös ausgefallen wäre.