Offenbar läuft in der Recyclingbranche etwas gewaltig schief
Ein Kommentar von Stephan Gilliar
Es brennt in Flehingen. Seit gestern Abend bemühen sich mehrere hundert Einsatzkräfte darum, den Großbrand in einem Betrieb, der sich auf das Recycling von Elektroartikeln spezialisiert hat, endlich löschen zu können. Die Kollateralschäden sind bereits jetzt immens. Viele Kinder können aufgrund der Geruchsemissionen ihre Kitas nicht besuchen, das ohnehin durch die Dürre spärliche Wasser der Umgebung wird knapp, so das Rettungskräfte bereits die Kläranlage anzapfen müssen. Zudem dürften die Auswirkungen auf die Umwelt nicht gerade von Vorteil sein. Darüber hinaus sitzen tausende Menschen gerade bei brütender Sommerhitze in ihren Wohnungen und Büros und können noch nicht einmal das Fenster öffnen, da das extrem riechende Styrol und weitere, bislang noch kaum abgeklärte Gase dies unmöglich machen.
“Shit happens” könnte man sagen, Mist passiert… doch gerade in der Recyclingbranche passiert dieser Mist augenfällig einfach zu oft. Es ist bei weitem nicht der erste Brand einer Recyclinganlage in unserer Region, tatsächlich ist die Anzahl entsprechender Vorfälle extrem hoch. Alleine in besagtem Industriegebiet in Oberderdingen Flehingen brannte es in den letzten Monaten gleich mehrere Male, nicht nur auf dem akut betroffenen Firmenareal, sondern auch in einem weiteren Betrieb nur ein paar Straßen weiter. Nicht zu vergessen ist auch der Großbrand bei einem Recyclingunternehmen in Waghäusel oder der gleich zweifache Großbrand bei einem weiteren Unternehmen dieser Art in Pforzheim und nicht zuletzt ein weiterer Vorfall in Illingen im Enzkreis.
Daher darf man sich auch als Laie mit Fug und Recht die Frage stellen, ob diese Unternehmen der eigenen Aufgabe überhaupt in Gänze gewachsen sind und die Abläufe im Sinne der Sicherheit von Umwelt und Bevölkerung ausreichend abgestimmt wurden. Unfälle passieren, das ist unstrittig, ein halbes Dutzend Vorfälle innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit lassen aber zumindest berechtigte Fragen aufkommen. Klar ist: Unternehmen in dieser Branche unterliegen hohen Auflagen, Regularien und Kontrollen. Ob hier ein Fehler passiert ist, lässt sich von außen unmöglich abschätzen. Doch auch wenn es keinen solchen Fehler gegeben haben sollte, bleibt doch der grundlegende Umstand bestehen: Derart viele Brände innerhalb derart kurzer Zeit sind wohl kaum systemimmanent und daher ein Problem, das unbedingt gelöst werden muss.
Es wäre also im Sinne aller Beteiligten, würden nicht nur die jüngsten Ereignisse, sondern das gesamte System des Abfallrecyclings im Elektroschrottbereich erneut auf den Prüfstand gestellt werden.
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Dem stimme ich voll und ganz zu. Wir wohnen ganz in der Nähe, haben den Brand Gott sei Dank rechtzeitig mitbekommen und konnten rechtzeitig Fenster und Türen schließen. Trotzdem ging ein paar Stunden später, der Rauchmelder im Haus los. Da kann man sich vorstellen, wie es draußen war. Eine Durchsage an die Bevölkerung, eine Warnsirene oder ähnliches…. Fehlanzeige! Es hat auch nicht jeder eine Warnapps. Für mich ein Armutszeugnis und mangelndes Verantwortungsbewusstsein für die Bevölkerung!
Da stellt sich aber schon die Frage, warum nicht jeder (oder zumindest jeder Haushalt) eine WarnApp hat? An der mangelnden Verbreitung entsprechender Smartphones wird es vermutlich nicht liegen…
Die Recyclingbranche ist das letzte Glied der Kette. Davor kommt der Verbraucher der in Massen unsinnigste Geräte mit fest verbautem Akku kauft und dann entsorgt.
Wenn man heute die Massen an Akkus und Batterien sieht, die in Schlafzimmern, Wohnzimmern, Kellern, Garagen und sonst wo geladen und betrieben werden, kann einem schon schlecht werden. An E-Autos und Photovoltaikspeicher im Wohnhaus will ich gar nicht denken. Das ist ja aber alles Gott sei Dank so sicher, dass man gar nicht dran Denken muss.
In der Branche wo ich tätig bin, gibt es für Batterieräume und wo Akkus geladen werden entsprechende Vorschriften die einzuhalten sind. Im Privaten Bereich ist es aber völlig egal und der Verbraucher will es nicht wissen.
Nicht zu verachten, und aus meiner Sicht der Hauptgrund für die steigende Anzahl an Bränden, ist die heutige Akkutechnik.
Hier wird viel zu wenig aufgeklärt.
Li/xx also Lipo, Life, Lifepo und wie sie alle heißen werden heute in jedem Handy, Babyspielzeug, Kopfhörer und größer im Ebike gar bis hin zum Auto verbaut.
Eine hoch gefährliche Akkutechnik sind sie in den Händen von Laien.
Kommen diese Akkus in die Presse bzw., werden diese mechanisch beschädigt, ist ein Brand nicht mehr weit bis sicher…
Mit Wasser löschen bringt hier leider Null oder wie passend Zero. 😉
Das trifft den Nagel auf den Punkt. Wir wurden zum Glück rechtzeitig mit der Katwarn App gewarnt. Konnten somit gut reagieren und hatten Fenster zu. Unsere Tochter hab ich auch vom Kindergarten zu Hause gelassen.
Selbst meine Freundin, die in Huttenheim wohnt, wurde durch den Gestank wach und hat Fenster dann auch sofort geschlossen. Da war es allerdings schon zu spät
Tja und wie entsorgen wir dann die schönen Akkus vom E-SUV !? Oh Hoppla keine Ahnung !!!??? 😜😇🤥
Ich hätte erwartet, dass wenigstens SWR aktuell in der App über den Großbrand vor Mitternacht informiert. Die Info über den Brand über Tagesschau regional wäre auch gut gewesen. So wurden viele im Umkreis einem giftig, beißendem Geruch in der Nacht ausgesetzt- Fenster nachts natürlich geöffnet.
Raum Bruchsal!
Leider konnte ich nicht einmal mit Recherche um 2.30 Uhr herausfinden, woher der Rauch kam.
Da könnten sich bitte einige Gedanken über schnellere Infoveröffentlichung machen.
Die meisten regionalen Medien haben am späten Abend längst darüber berichtet, wir übrigens auch