Eppingens Einkaufsstraße Nummer 1 muss mehrere, prominente Abgänge verkraften
Die Rahmenbedingungen stimmen, der Standort passt. In den letzten Jahren hat Eppingen viel investiert, um seine Innenstadt aufzuwerten und zu beleben. Ein komplett überarbeitetes Stadtbild, ein neues Parkhaus und nicht zuletzt eine massive Steigerung der Reputation durch die erfolgreiche Gartenschau, deren blumige und handfeste Hinterlassenschaften auch in Zukunft den Flair der Altstadt bereichern werden.
Man sollte meinen, dass Unternehmen nun hellhörig und auf einen potenziellen Standort in Eppingen aufmerksam werden, doch stattdessen muss die Stadt einige größere Abgänge entlang ihrer großen Einkaufsmeile, der Brettener Straße, hinnehmen. So hat die Bäckerei Mitterer das aufwendig sanierte Gebäude des einstigen Kaufhauses Gelbarth kürzlich verlassen und nun zieht auch die Buchhandelskette Osiander nach nur kurzen Jahren in Eppingen die Reißleine und schließt ihre Filiale Ende des Jahres.
Als ob das nicht genug wäre, wird noch ein weiterer, größerer Spieler in nächster Zeit die Fahne einholen. Welcher das ist, darf Steffen Kammerlander, Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins Eppingen, derzeit noch nicht sagen. Steffen Kammerlander ist als Inhaber eines Fotofachgeschäftes selbst Teil des Ensembles der Brettener Straße und verfolgt das Geschehen dementsprechend aufmerksam. “Wir haben das natürlich auf dem Schirm, machen uns längst Gedanken, wie es weitergehen könnte“, erzählt er am Telefon. Angedacht sind demnach Gespräche unter Einbeziehung des HGV, der Wirtschaftsförderung und der Stadtverwaltung. Steffen Kammerlander sieht den Einzelhandel der Stadt nach wie vor großen Belastungen im Nachgang der Corona-Pandemie und im derzeitigen Kielwasser der Wirtschaftskrise ausgesetzt. “Es ist aktuell nichts wirklich kalkulierbar.“ Warenverfügbarkeit und Preise, es ist wie in der Achterbahn”.
Die jüngsten Abgänge in der Brettener Straße sieht der HGV-Vorsitzende aber auch skeptisch. Zum einen sei die Situation rund um die Mitbewerber vor Ort ja jederzeit klar ersichtlich gewesen, zum anderen sei es fragwürdig, die zwei Ausnahmejahre der Pandemie als Grundlage für eine Entscheidung heranzuziehen. Was die durch die Abgänge entstandenen Lücken betrifft, so gibt sich Kammerlander aber optimistisch. “Ich weiß von mehreren Interessenten, die sich derzeit bereits konkret nach Möglichkeiten umschauen“, versichert er, ahnt aber auch: “Ich rechne erst einmal mit schwierigeren Zeiten, bevor es besser wird”.
Gänzlich gelassen gibt sich der Eppinger Geschäftsmann Oliver Spieß, der nicht nur in der Brettener Straße, sondern auch in der Bahnhofstraße größere Modegeschäfte betreibt. Der Wandel gehört dazu, das ist nicht nur in Eppingen – sondern überall der Fall, weiß der erfahrene Kaufmann genau. Er ist zuversichtlich, dass die Lücken bald wieder geschlossen werden, denn das Umfeld und die Konditionen in Eppingen seien seiner Ansicht nach sehr gut. “Die Rahmenbedingungen stimmen, ich bin nach wie vor sehr zufrieden“, sagt er und sieht das Problem eher in der Zaghaftigkeit potentieller Unternehmer. “Immer weniger Menschen riskieren den Schritt in die Selbstständigkeit”. Damit hat er recht, in den letzten Jahren ist dein starker Rückgang der Existenzgründungen in Deutschland zu verzeichnen.
Es bleibt also spannend in der Brettener Straße, das Kommen und Gehen muss aber auch als natürliches Phänomen begriffen werden. Nicht jeder Wechsel ist mit der Standortfrage zu erklären… So ist der Abgang der seit Jahrzehnten in Eppingen beheimateten Bäckerei Rosa mit Altersgründen plausibel zu erklären, ein Nachfolger für die Räume in der Brettener Straße wurde schnell gefunden. Burger statt Bauernbrot, Immer wieder mal etwas Neues.