Das Auge im Fels

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Oberderdingens steinige Vergangenheit birgt viele Geheimnisse

Ein winterliche Abend im Kraichgau. Die Sonne ist bereits untergegangen, es wird schnell dunkel in den alten Steinbrüchen auf der langgezogenen Anhöhe zwischen Oberderdingen und Sternenfels. Wir steigen die steilen Pfade zwischen denen nackten Weinreben hinauf und erreichen mit dem letzten Licht der Dämmerung den Hagenrain. Von hier aus soll es nicht mehr weit sein zu diesem seltsamen Ort, den man uns im Dorf beschrieben hat. Im flackernden Lichtschein der kleinen Öl-Laterne wandern wir den schmalen Waldweg entlang, die mächtigen Felsformationen zu unserer Linken. Die alten Keuperwerksteinbrüche waren einst eine der Lebensadern der Gemeinde, unzählige Männer schlugen hier vor über 100 Jahren Tag für Tag Steine für den Bau von Häusern und Gebäuden aus dem Hügelkamm.

Diese Gegend ist ein besonderer Flecken Erde, der in der Tat eine ganz eigene Aura aufweist, eine alte Energie verströmt, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Mehrere Seiten im Netz, die sich mit mythischen Orten beschäftigen, thematisieren dieses Stück Wald und seine Geheimnisse. So sollen Ausgrabungen hier bereits Monolithen, Altare, Grabstätten und Reste eine Stufenpyramide zutage gefördert haben. Inwieweit die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Thesen zutreffen, können und wollen wir hier jedoch nicht beurteilen. Dennoch finden sich in der gesamten Gegend außergewöhnliche Objekte und Relikte, die alles andere als alltäglich erscheinen. Reste von Treppen, Mauern, Felsformationen deren Anordnungen nicht natürlich erscheinen und schließlich jenes seltsame Monument, nachdem wir an diesem Abend auf der Suche sind.

Wir verlassen den Pfad und klettern über eine kleine Anhöhe durch dichtes Buschwerk und dorniges Gestrüpp zu den mächtigen Felsformationen hinab. Gut 20 Meter ragt die steinerne Wand, durchzogen von unzähligen Gesteinsschichten über uns auf. Wir folgen ihr eine ganze Weile und nach einer weiteren Biegung finden wir sie tatsächlich: Große Gravuren mitten in der Felswand, verborgen hinter seltsam aufeinander gestapelten Steinquadern. Die Auffälligste zeigt einen großen Stern der oben auf einer Pyramide sitzt, in deren Spitze ein einzelnes Auge platziert wurde. Das Symbol ähnelt dem “Auge der Vorhersehung” – dem Gottesauge, das in vielen Mythologien vorkommt.

Die Pyramide als Dreieck steht dabei für die Trinität, die Annäherung an die Kreiszahl, die in besagten Mythologien als göttliche Zahl gilt. Auch Freimaurer und Geheimgesellschaften werden in zahlreichen Verschwörungstheorien mit diesem Symbol in Verbindung gebracht. Wie lange es schon hier in der Felswand bei Oberderdingen auf das unwegsame Stück Wald herab blickt, lässt sich für uns Laien nicht sagen. Die Schärfe der Kontur und das weitgehende Fehlen von Grünspan in der Pyramide deutet allerdings eher auf ein vergleichsweise jüngeres Datum hin.

Doch das ist noch nicht alles. Auf der seltsamen Formationen aus Felsen-Quadern findet sich noch schwach erkennbar das Symbol eines Dreizacks, auf dem Boden in der Nähe eine Art Kreis mit einem Kreuz aus verwittertem Stein. Was ist mit diesem Ort auf sich hat? Schwer zu sagen… Eine Frage die in diesem Artikel unbeantwortet bleiben wird. Jedoch lohnt sich die Erkundung dieser Gegend in jedem Fall. Ein unvergesslicher Spaziergang, etwas Rätselraten und dennoch das untrügliche Gefühl, einen ganz besonderen Ort entdeckt zu haben.

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