Darum lieb ich alles, was so grün ist…

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Wie die Gondelsheimer Jägerschaft beim Waldtag mit einer Wissensoffensive gegen Vorurteile ankämpft

Ist ein Jäger ein Naturschützer? Ja, auf jeden Fall, sagt Christian Feldmann, Leiter des Forstbezirks Unterland ohne zu zögern. Ohne die Populationskontrolle durch die Jägerschaft würden die Bestände an Rehwild geradezu explodieren, die Auswirkungen auf den Wald kaum auszudenken. Die Rehe würden junge Pflanzen und Baumtriebe in großer Menge vertilgen, was das Ökosystem schnell aus dem Gleichgewicht bringen würde. Zudem würden sich durch die große Zahl der Tiere Krankheiten und Seuchen schneller verbreiten können, so der erfahrene Förster weiter. Der Abschuss der Tiere sei daher in kontrolliertem und eng abgestecktem Rahmen notwendig, da Rehe in unseren Breitengraden im Grunde keine natürlichen Fressfeinde mehr haben. Der Wolf wäre hier übrigens auch keine große Hilfe, selbst wenn er sich in unserer Region in Rudeln organisieren würde, käme er kaum gegen die explosive Ausbreitung der Rehwildbestände an, so Christian Feldmann.

Ja, das Töten gehört zu den Aufgaben eines Jägers- als nur eine unter vielen anderen. Ein Umstand, der der Jägerschaft ungerechterweise ein schlechtes Image eingebracht hat. Mitunter schlägt Ihnen dafür teilweise blanker Hass entgegen, erzählen mir manche der Jäger, die sich am Wochenende auf dem großen Gondelsheimer Waldtag eingefunden haben, um dem Misstrauen gegenüber ihrer Zunft etwas entgegenzusetzen. “Schießwütiger Tiermörder” wäre er schon genannt worden, erzählt mir ein Jäger und schüttelt den Kopf. “Dabei liebe ich Tiere“, sagt er und streichelt seinem Hund den Kopf.

Die Idee zum Gondelsheimer Waldtag für alle war den Jägern des Revieres West gekommen, nachdem besagte Veranstaltung bei Kindern und Eltern in der Region zuvor regelmäßig auf große Resonanz gestoßen war. “Die Menschen sind heute nicht mehr so sehr mit der Natur verbunden, wie das früher der Fall war” weiß Jäger Hans Jörg Mohr und will daher Einblicke in seinen Arbeitsalltag und die natürlichen Abläufe in Wald und Flur vermitteln. Zusammen mit der Bruchsaler Jägervereinigung und mehreren ausgebildeten Naturpädagogen, sollen Kinder für das Abenteuer Wald sensibilisiert und begeistert werden. Im mobilen “Lernort Natur”- Wagen zeigen die Pädagogen den Kids daher eine große Sammlung an Wildtieren, wie sie leben, woran man sie erkennt, ihre Spuren, ihr Fressverhalten und vieles vieles mehr.

Unterstützt wurden sie dabei von ihren gefiederten Kameraden. Für besonders viel Staunen sorgten Lucy, ein imposanter, sibirischer Uhu oder der Steinkauz Einstein, die Naturpädagoge Ulrich Heneka eigens für diesen Anlass mitgebracht hatte. Auch ihm geht es darum, Menschen zu erreichen und für die natürlichen Prozesse in Wald und Natur zu sensibilisieren, aber auch auf die Notwendigkeit menschlicher Intervention aufmerksam zu machen.

“Eine gute und eine wichtige Sache”, findet auch Bürgermeister Markus Rupp, die an diesem Morgen ebenfalls auf dem Areal der Gondelsheimer Grillhütte zugegen ist. “Gerade heute ist es wichtig, den Kontakt zur Natur nicht zu verlieren, schließlich sind auch wir alle ein untrennbarer Teil davon”, so das Gemeindeoberhaupt weiter. Dutzende Menschen aus der Gemeinde waren dem intensiv kommunizierten Aufruf im Vorfeld gefolgt und an diesem Wochenende in den Gondelsheimer Wald gekommen. Umrahmt wurde der Waldtag von den Klängen der Jagdhornbläser, der Bewirtung der Jugendabteilung der Gondelsheimer Feuerwehr, ausgiebigen Wanderungen und Erkundungstouren durch den Forst sowie der Möglichkeit ein eigenes Vogelhäuschen aus Holz für den Garten zu zimmern.

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2 Gedanken zu „Darum lieb ich alles, was so grün ist…“

  1. Jagd gehört für mich dem Amt für Naturschutz unterstellt mit fest angestellten Jägern und ihren Revieren. Ich persönlich habe schon sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Jägern gemacht. Von fachlich sehr kompetenten bis Idioten, die Sonntagmittags ihr Gewehr im Maisacker einschießen oder im Mai zur Brutzeit Voegel abschießen. Auch Muttersauen sind schon abgeschossen worden und die kleinen Frischling blieben allein zurück. So etwas finde ich moralisch verwerflich und würde mir eine andere Regelung der Jagd wünschen.

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