Bretten gibt Kontra

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Knapp 2000 Menschen erscheinen zur Kundgebung gegen Hetze, Ausgrenzung und Spaltung

“Bretten bleibt bunt”. So lautete das Motto der Kundgebung, die von einem breiten Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Kultureinrichtungen und vielen weiteren Institutionen auf den Weg gebracht wurde. Anlass war insbesondere eine Veranstaltung der Partei AfD – Alternative für Deutschland in der Brettener Stadtparkhalle am Samstagabend. Zu den illustren Gästen dieser Veranstaltung zählten Größen der Parteispitze, wie zum Beispiel Alice Weidel und Markus Frohnmaier. Um deren Ausführungen zu lauschen, waren nicht nur Parteimitglieder der Brettener AfD, sondern auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste aus dem Umland angereist. 600 sollten es am Ende werden, nur ein Bruchteil davon erhielt Einlass in die hoffnungslos überfüllte Stadtparkhalle, die für eine Veranstaltung dieser Größenordnung viel zu klein war. 

Bild: Volker Geisel

So mussten mindestens 200 Veranstaltungsteilnehmer vor den Hallentoren abgewiesen werden, wo sie sich über einen von der Polizei eingerichteten Korridor hinweg Angesicht zu Angesicht mit den Teilnehmern der Kundgebung konfrontiert sahen. Diese brachten ihren Missmut gegen die AfD-Veranstaltung lautstark zum Ausdruck, mit Trillerpfeifen und Buh-Rufen. “Protest darf auch laut sein, wenn er friedlich bleibt”, zieht der Leiter des Brettener Polizeireviers Bernhard Brenner gegenüber Hügelhelden.de ein Fazit. Aus polizeilicher Sicht verlief der Abend fast störungsfrei. Es gab zwar aus der Gruppe der wartenden Besucher der AfD Veranstaltung ein paar Provokationen in Richtung der Kundgebung, hauptsächlich in Form eines gestreckten Mittelfingers, ansonsten seien aber keine größeren Vorfälle zu verzeichnen gewesen. Ein paar Platzverweise mussten ausgesprochen werden, diese betrafen beide Seiten gleichermaßen. Auf Seiten der Demonstranten ist hier insbesondere die mit etwa 80 Personen nach Bretten gereiste Antifa zu benennen.

Leichte und bekömmliche Kost in der Halle

Ungerührt durch den auch in der Halle deutlich hörbaren Geräuschpegel der etwa 2000 Teilnehmer der Kundgebung im Stadtpark, richteten sich unter anderen Alice Weidel, Markus Frohnmaier, Emil Sänze und Marc Bernhard an das Publikum in der gut gefüllten Stadtparkhalle. Wir uns ein Zuhörer aus dem Auditorium berichtet, der namentlich nicht genannt werden möchte, geriet die Menschenmenge dabei regelrecht in Ekstase, skandierte gemeinsam ob der auf der Bühne vorgetragenen Thesen und der vermeintlich einfachen Lösungen, für die großen gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit. In ihrer Rede, die aufgezeichnet und online verfügbar gemacht wurde, schlug Weidel einen weiten Bogen, solidarisierte sich unter anderem mit den Bauern-Protesten, ging aber nicht darauf ein, dass die AfD in ihrem Grundsatzprogramm Subventionen generell ablehnt. Des Weiteren unterstellte die AfD-Chefin der Bundesregierung, das eigene Land zu hassen, auch diese Polemik quittierte das Publikum mit tosendem Applaus. Ferner versprach Weidel im Moment der Regierungsverantwortung mit der Energiewende Schluss zu machen, und unterstellte den hunderttausenden Demonstranten der bundesweiten Protesten von einer Kampagne verhext worden zu sein, die auf die Lügen des von Weidel als “Hilfs-Stasi” bezeichneten Recherchenetzwerks Correctiv zurück ginge. Alles in allem ein Best Of, eine Art Medley der üblichen AfD-Narrative. 

Bild: Volker Geisel

Jeder Versuch zu suggerieren, man befände sich mit diesen Positionen in der Mehrheit, dürfte sich aber angesichts der lautstarken Kundgebung vor den Hallentoren schwierig gestalten. Gut 2000 Demonstrierende sprachen in Relation zu den 600 Veranstaltungsbesuchern eine klare und unmissverständlich Sprache. “Ich bin glücklich, dass alles friedlich geblieben ist und stolz, dass 2000 Menschen aus Bretten und der Umgebung ein deutliches Zeichen gegen Hass, Hetze, Ausgrenzung und Spaltung gesetzt haben.” bringt es Brettens Bürgermeister Michael Nöltner, selbst Teilnehmer der Kundgebung, am Ende auf den Punkt. Bretten gibt Kontra, Bretten bleibt bunt.

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