Wenn die Heidelser Melkkiwwlreider zum Rennen auf dem Saalbach bitten, bleibt der Hintern im Kiwwl und die Stimmung grandios
von Stephan Gilliar
Saalbach-Anwohner, zumindest die, die hinter Heidelsheim leben, dürften am Samstagvormittag kurz hart geschluckt haben, als der Pegelstand ihres kleinen, sonst so sanftmütigen Flüsschen, plötzlich etliche Zentimeter anschwoll und sogar knapp Mindeststufe Nummer 1 erreichte. Der Grund dafür war aber kein Hochwasser, sondern das Werk der Heidelser Melkkiwwlreider. Für ihr alljährliches und längst Kult gewordenes Melkiwwlrennen haben sie den kleinen Strom mit einer Barrikade aus schweren Sandsäcken, Brettern und Planen ein Stück weit aufgestaut, um genügend Tiefgang für das Bootsrennen zu erzeugen. Das ganze übrigens höchst offiziell und behördlich abgesegnet, von daher alles im grünen Bereich.
Wobei, der Saalbach (ja, in Heidelsheim sagt man -der- und nicht -die-) gehört zur Geschichte Heidelsheims und der der Melkkiwwlreider natürlich immer untrennbar dazu. Schon früher schickte sich der kleine Bachlauf an, immer wieder einmal über die Ufer zu treten und die Heidelsheimer Altstadt in Klein-Venedig zu verwandeln. Da die Heidelsheimer aber erfinderisch waren und auch bei Hochwasser ihre Wege zurücklegen mussten, nutzten sie statt der nicht vorhandenen Boote eben das, was in den bäuerlichen Betrieben vorhanden war – in ihrem Fall ein Melkkübel aka Melkiwwl. Die Reiter beschreiben das sehr schön in ihrer Historie und führen ihren Namenswahl im Grunde auf eine Anekdote zurück. So soll eines Tages ein Heidelsheimer einem Nachbarn nach einem erneuten Hochwasser des Saalbachs stolz berichtet haben, man sei „mit de Melkkiwwel schneller durch ‚d Schdroß komme als mit’m Gaul“. Und genau aus diesem Grund gibt es in Heidelsheim auch kein Wettreiten, sondern ein Wettrennen in Melkkübeln, oder Gefährten die zumindest an selbige erinnern.
Das Rennen selbst spielt sich zuerst im Saalbach entlang der Zehntgasse ab. 150 Meter gilt es hier im Wasser zurückzulegen, meist in Zweierteams, wobei ein Teamkameraden quasi den Außenbordmotor gibt. Es gilt die Regel, ein Bobbes muss immer im Kübel sein, sonst droht ein Abzug in der B-Note. Hat man den Wasserweg erfolgreich hinter sich gebracht gilt es den Kübel aus dem Bach zu lupfen und ihn zu zweit noch ein Stück die Gass entlang zu tragen, beim Zieleinlauf wird schließlich die Zeit genommen. Fertig ist der Lack.
Bei der Ausgestaltung der Kübel sind die Teams, die zwischenzeitlich längst nicht mehr nur aus Heidelsheim sondern weit aus dem Umland kommen, so kreativ wie man es sich nur wünschen mag. In diesem Jahr schoben sich eine Tischtennisplatte, ein imperialer Kreuzer, Banana Joes Floß und ein grüner Traktor durch den Bach… allesamt gelenkt von ebenso fantasievoll gekleideten Besatzungen. Das Publikum am Ufer quittierte jede Passage mit Jubel und Applaus, angeheizt von DJ-handverlesener Partymusik und launig moderiert von den Reitern. Musik gibt es übrigens an diesem Wochenende nicht nur während des Rennens, sondern bereits am Vorabend bei einem kleinen Open Air auf dem Luther Platz. In diesem Jahr teilten sich Feßi-DC und Chicken Dinner die Bühne. Der Sonntag endet traditionell am Abend mit der Siegerehrung, wo die schnellsten Wasserbruchpiloten Ruhm und Ehre entgegennehmen. Unterm Strich eine wunderbare launige Veranstaltung die die Erinnerung an altes Heidelser Brauchtum mit unbeschwertem Spaß und Kraichgauer Fröhlichkeit verbindet. Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr.
Lieben Dank für den schönen Bericht. Das Rennen findet aber alle 2 Jahre statt, im Wechsel zum Reichsstadtfest.
Stimmt ja, danke für die Richtigstellung
Do mach ich a mol mit…am beschde mit dem U-Boot von Sinse!
Des konnsch mache, aber oina muss es halt a schiewe