Als Östringen geboren wurde…

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1250 Jahre - Östringen feiert...und wie!
1250 Jahre – Östringen feiert…und wie!

Die Vorstellung vom finsteren Mittelalter ist falsch

Vortrag zur Ersterwähnung verdeutlichte die damaligen Lebensumstände

˂bac/br˃ In Östringen setzte jetzt der Vortragsabend mit dem Leiter des Freilichtlabors Lauresham, Claus Kropp, vor über 100 Zuhörern in der Stadtbücherei einen weiteren Höhepunkt in der städtischen Veranstaltungsreihe zum 1250-Jahre-Jubiläum des Kernorts. Der Wissenschaftler und Praktiker von der Welterbestätte Kloster Lorsch zeichnete in seinen Ausführungen zur ersten urkundlichen Erwähnung Östringens ein detailliertes Bild der Lebensumstände der im frühen Mittelalter lebenden Menschen. Er schilderte, wie die damaligen Östringer arbeiteten und wohnten, welche Berufe sie ausübten und veranschaulichte seine Ausführungen mit Bildern aus dem Experimentalarchäologischen Freilichtlabor Lauresham. „Die Leute damals waren nicht dumm, es waren Menschen wie wir. Das Mittelalter war nicht finster“, führte Kropp aus.

Am Beispiel des Weltkulturerbes zeigte Claus Kropp die Bedeutung der ersten Klöster im Frankenreich für die Entwicklung ihres Einzugsbereichs auf. Nach dem Willen Karls des Großen sollte das von seinem Vater Pippin gegründete Kloster Lorsch den Odenwald und Kraichgau kultivieren. Der Herrenhof mit Kirche, Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden war die damalige Siedlungsform, erläuterte Kropp beim Vortrag in Östringen. Versierte Handwerker bauten Häuser aus Holz, Flechtwerk und Lehm, deckten sie mit Reet und Stroh und erreichten Dämmwerte, die heutige moderne Bauten nicht erfüllen. Die Innenräume seien recht komfortabel ausgestattet gewesen und unterstrichen durch den erhöhten Sitz am Tisch die übergeordnete Stellung des Hausherrn. Die Wohlhabenden leisteten sich auch damals schon künstlerisch anspruchsvolle Möbel mit fein gedrechselten Verzierungen.

Eng verbunden mit der Natur

Nachhaltig und ressourcenschonend verarbeiteten die Handwerker die Rohstoffe, ohne Abfälle zu erzeugen, hob Claus Kropp hervor. Ihre Werkzeuge unterschieden sich nicht wesentlich von den heutigen. Die Landwirtschaft schonte die Natur durch den Einsatz von Zugtieren. Vielfalt im Anbau von Getreide schützte bei Wetterkapriolen vor dem Totalausfall. Die Menschen lebten eng mit den Tieren zusammen und ernährten sich von ihnen. Die erste Erwähnung Östringens im Jahre 768 versah der vorsichtige Referent zwar mit einem Fragezeichen, sah sie aber wissenschaftlich als gesichert an und stützte sich dabei auf die Glöckner´sche Bearbeitung des „Codex Laureshamensis“ in der deutschen Übersetzung von Karl Josef Minst: „Donatio Dudonis in eadem villa (768?) Aug. 18“ Ein Faksimile der Seite, auf der Östringen erstmals erwähnt ist, war beim Vortragsabend in Östringen in Originalgröße ausgestellt.

Die zahlreichen Fragen der Besucher bewiesen das starke Interesse an den Ausführungen von Claus Kropp. Bürgermeister Felix Geider dankte den vielen Ehrenamtlichen unter den Anwesenden, die sich in die Veranstaltungen zum Ortsjubiläum wirkungsvoll einbringen, und lud sie ein, die von der Stadtverwaltung im Kontext der Jubiläumsfeierlichkeiten organisierte Gelegenheit zum Besuch des Klosters Lorsch am 11. und 21. April 2018 wahrzunehmen.

Redaktion: Stefan Bachstädter & Wolfgang Braunecker

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