Vor 50 Jahren wuchsen neun Gemeinden zur Stadt Kraichtal zusammen
Es war der 8. November 1970, als die Bürgermeister der Gemeinden Unteröwisheim, Oberöwisheim, Gochsheim, Bahnbrücken, Oberacker, Neuenbürg, Münzesheim, Landshausen und Menzingen sich in der Clubgaststätte der FzG (Freizeitgestaltung) Münzesheim versammelten, um das erste Mal über den Zusammenschluss ihrer Gemeinden zu beraten. Damals fegte im Zuge der Gemeindegebietsreform zwischen 1968 und 1975 eine große Welle dieser Fusionen durch das ganze Land, deren Ziel es war den Flickenteppich aus kleinen Dörfern zugunsten leistungsfähigerer Gemeinden verschwinden zu lassen. Die Stimmung der möglichen Kandidaten für einen Zusammenschluss zur Stadt Kraichtal, für die übrigens auch die beiden Namen Kraichbachtal und Katzbachtal im Gespräch waren, fiel recht unterschiedlich aus. Während Unteröwisheim sich lieber mit Ubstadt-Weiher zusammen getan hätte und Gochsheim den Aufstieg Münzesheims zum Kraichtaler Zentralort befürchtete, stimmten die Räte der verbleibenden sieben Gemeinden im Herbst 1971 für den Zusammenschluss. Auch das benachbarte Odenheim wäre gerne ein Teil Kraichtals geworden, wurde am Schluss aber in die neue Stadt Östringen eingegliedert.
Die Gründung der Stadt Kraichtal wird von unzähligen Geschichten flankiert, manche davon sind bekannt, andere aber überraschen auch noch Ureinwohner der neun Teilorte. Karl-Heinz Glaser und ein buntes Team aus Autoren aus ganz Kraichtal, haben diese Geschichten ab dem Jahr 1945 gesammelt und nun, anlässlich des Jubiläums der Stadt Kraichtal, in einem brandneuen Stadtgeschichtebuch vereint. 352 Seiten spannen den Bogen von der Nachkriegszeit, über die Gründung der Stadt bis in die Gegenwart – gespickt mit Bildern und Anekdoten aus nahezu sieben Jahrzehnten. Das Buch zeigt den Werdegang der neun Dörfer und Städte – von bitterer Armut in den Nachwehen des Krieges, dem einfachen Landleben – abseits von Elektrizitäts- oder Wasserversorgung – bis zum Zusammenschluss und weit darüber hinaus.
Fünf Jahre hat Karl-Heinz Glaser in die Erstellung der nun erschienenen Ausgabe investiert und allerlei interessante Geschichten aus dem gesamten Kraichtal zusammengetragen.
Wussten sie zum Beispiel schon:
- dass alle Versprechen im Rahmen der Fusion zur Stadt Kraichtal eingehalten wurden, bis auf den Bau eines Hallenbades in Unteröwisheim?
- dass es in Oberacker einen Puppenspieler gab, der zu Beginn in Kraichtal die Kinder mit Puppen auf die Gefahren des Straßenverkehrs aufmerksam machte und später überall im Land damit bekannt wurde?
- dass im jetzigen Gebäude der Firma Billerbeck ein Nudelproduzent sich einst an der Kreation von billigen Bauplatten aus Zement und Bioabfällen versuchte?
- dass beim Zusammenschluss der Stadt Kraichtal, immerhin dem größten Gemeindezusammenschluss des Landes, sowohl die Landtagsabgeordneten als auch der Landrat mit Abwesenheit glänzten?
- dass der Zusammenschluss unbeabsichtigt durch Landshausen ausgebremst wurde, weil dieses erst mit einem neu zu schaffenden Gesetz aus dem Kreis Sinsheim herausgelöst werden musste?
- dass die heutigen Kraichtaler Teilorte bereits in den 60er Jahren Gespräche führten um mit einer gemeinsamen Kläranlage endlich den beißenden Gestank der Oberflächen-Abwässer aus den Dorfkernen zu verbannen?
Wenn sie das alles schon wussten, dann benötigen Sie das Stadtgeschichtebuch vielleicht nicht, andernfalls ist das gut recherchierte und umfangreiche Werk jedem Menschen in Kraichtal tatsächlich ans Herz zu legen. Das Buch ist ab sofort bei der Stadtverwaltung Kraichtal erhältlich.
Es waren die Bürgermeister von sieben Gemeinden und zwei Städten : Gochsheim und Unteröwisheim.
Soviel Zeit muss sein :)
Grüße Alf
Korrekt Alf! Unteröwisheim und Gochsheim hatten Stadt-Status
Kraichbachtal klingt auch gut