Als der Zauberwürfel in den Kraichgau kam

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Eine nicht wirklich rosarote Erinnerung von Philipp Martin

„Der Zauberwürfel und ich“ könnte der Titel dieser Geschichte sein, oder auch „Meine erste Hassliebe“. Um das Ende gleich vorweg zu nehmen – ich habe das Mistding mit Zange und Hammer in Einzelteile zerlegt. Verrotte in der Hölle, Miststück. Aber von Anfang an: Vor recht genau 40 Jahren Jahren (daher die Motivation für diesen unmotivierten Artikel) kam der Zauberwürfel in Deutschland auf den Markt. Erfunden hatte das Geduldsspiel Supreme ein ungarischer Architekt namens Rubik. Jeder von uns hat so einen Apparillo schon mal in der Hand gehabt. 6 Seiten, 6 Farben und die Sisyphos-Aufgabe alle Seiten mit je einer Farbe anzuordnen. Diese Herausforderung hat uns viel über uns selbst vor Augen geführt. In meinem Fall waren es zwei Dinge: Ich habe A. Keine Geduld und B. bin zu blöd um logische Aufgaben zu lösen. (Dafür kann ich gut Gitarre spielen).

Für manche Freaks ging der Schwierigkeitsgrad dieses kleinen Plastik-Monsters aber noch nicht weit genug. Nach kürzester Zeit lagen neue Perversionen wie der Megaminx, der Gigaminx oder der Teraminx in den Schaufenstern der Spielwarenläden. Letzterer hatte 12 Seiten á 40 Farbfelder und konnte als Zielgruppe in meinen Augen nur Masochisten ansprechen. Ich selbst bin zu meiner Standardwürfel-Version – wie die meisten von uns – durch die Weihnachtsbescherung 1984 gekommen. (Wer würde schon freiwillig seine Kohle in so etwas investieren..) Die nächsten Tage habe ich mir das Ding dann immer wieder gegriffen und mir einen Wolf gedreht. Eine oder zwei Seiten konnte man locker korrekt einfärben, aber der Rest – vergiss es. Vor allem das Wissen genau diese mühsam erdrehten Teilerfolge wieder vernichten zu müssen um sich dem Endsieg zu nähern – da geht mir beim Schreiben Jahrzehnte später schon wieder der Dampfdruck nach oben. Es muss dann ein langweiliger Tag während der Sommerferien 1985 in Eppingen gewesen sein, als es mir endgültig reichte. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommen will….. Ich beschloss mittels Werkzeug dem störischen Würfel etwas nachzuhelfen und ihn mittels Demontage und Remontage in die richtige Kombination zu versetzen. Lange Rede, gar kein Sinn – das geht nicht. Die Macher des Würfels belohnen derart viel Improvisationsgeist mit einem Totalausfall. So landete mein erster und letzter Zauberwürfel schließlich auf der Kreismülldeponie Bruchsal. Um es zu wiederholen: Verrotte in der Hölle, Teufelsbrut!

An alle, die mehr Geduld mitbringen als dieser Redakteur: Lösungswege für das Monster liefert die deutsche Wikipedia! Viel Spaß und bis später an der Mülltonne!

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