Älter als die Stones

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Die im Jahre 1961 gegründeten „Starboys“ aus Forst gelten als älteste Musikformation der Region

Am 22. Juli spielen sie live auf der Open-Air-Eventbühne bei der Waldseehalle Forst

Sie sind steinalt. Sogar älter als die Rolling Stones. Als sich die englischen Urgesteine im Jahre 1962 in London gründeten, waren die „Starboys“ aus Forst bei Bruchsal bereits ein Jahr früher am Start. Während ein gewisser Bob Dylan 1961 seine Weltkarriere in Angriff nahm, fühlten sich die „Starboys“ aus Forst bodenständiger und blieben stets der Region verbunden. „Wir hatten alle unsere Wurzeln beim Musikverein Forst, trafen uns bei mir daheim in der Küche und beschlossen in der aufkommenden Beat-Ära, künftig als ‚Tanz- und Showband Starboys‘ den Menschen Freude zu bereiten“, eröffnet das noch immer aktive Gründungsmitglied Josef „Seppl“ Schmidt. Der heute 73-jährige, frühere Oberstudienrat am Bruchsaler Schönborn-Gymnasium, war damals zusammen mit Heinz Margrander, Günter Rudolf, Manfred Veith und Manfred Szwideruk mit einem heute nicht denkbaren Instrumentarium – drei Klarinetten, einer Posaune, einer Gitarre – angetreten.

„Wir spielten zunächst deutsche Lieder wie ‚Heißer Sand‘, ‚Ich schau den weißen Wolken nach‘ oder auch den ‚Schneewalzer’“, lässt Schmidt, der heute als Frontmann den Ton angibt sowie Gitarre und Saxophon beherrscht, wissen. Der erste öffentliche Auftritt? Schmidt: „Das war eine Jugendtanzveranstaltung an einem Sonntagnachmittag des Jahres 1962 in der örtlichen Jahnhalle, zu der sogar unser Bürgermeister gekommen war“. Ihre Gage? „Fünf Mark pro Mann und ein Schnitzel“. Überhaupt: Die Forster Jahnhalle ist untrennbar mit dem Namen „Starboys“ verbunden. Dort begann die musikalische Karriere der heute ältesten Beatband in der Region. Dort feierte man legendäre, runde Geburtstage mit viel Prominenz sowie alten und neuen Fans. Die Gruppe hat sich im Laufe der Zeit natürlich verändert und trat in wechselnden Besetzungen auf, wobei neben den etwa 30 „Boys“ auch mal drei „Girls“ in der Formation mitmischten.

Foto: Hans-Joachim Of

Ein besonderes Erlebnis aus früheren Zeiten erzählt Josef Schmidt (der von 1986 bis 1995 an der Europäischen Schule in Karlsruhe Mathematik und Physik unterrichtete) immer wieder gerne: „1965 hatten wir zwei Auftritte im legendären Karlsruher Starclub, zusammen mit der damals sehr bekannten Beatband ‚Casey Jones & The Govenors‘, die mit dem Hit ‚Dont’t Ha Ha‘ Geschichte schrieben“. Die „Starboys“ seien mit Beifall überschüttet worden und man bot ihnen an, für die traumhafte Monatsgage von 1 000 Mark pro Mann dort jeden Abend zu spielen sowie auf eine anschließende Starclub-Tour durch Deutschland zu gehen. Vorausgegangen war ein Kapellenwettstreit in Bruchsal, den die Band gegen namhafte Konkurrenz wie „Florett“ gewann. „Wir standen damals schon im Berufsleben oder haben studiert. Deshalb haben wir dankend abgelehnt“, so Schmidt, der im Rückblick trotzdem von „einem Highlight im Musikerleben“ spricht. Sein Lieblingssong? Neben zahlreichen Beatles-Stücken mag Schmidt auch „Sweet Home Alabama“ von Lynyrd Skynyrd.

Heute ist die Band, die vor zwei zwei Jahren tatsächlich ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum feierte und „weit über 200 Songs im Repertoire“ hat, neben Frontmann Josef Schmidt in folgender Besetzung am Start: Hans-Albert Graf (69) aus Östringen-Odenheim spielt Bass, Trompete und Gitarre, war früher Postbeamter und macht „seit 55 Jahren in verschiedenen Bands“ Musik. Alois Wiedemann (68, Architekt) aus Forst (Gitarre, Bass) ist seit 1970 bei den „Starboys“. Rainer Kneis (66) aus Karlsdorf, bis zur Pensionierung Lehrer am Bruchsaler Gymnasium St. Paulusheim, ist der Mann an den Keyboards. Er mag „alles von den Beatles“ und noch viel mehr. Karl-Heinz Epli aus Forst ist mit 63 Jahren der „Jungspund“, seit knapp 30 Jahren dabei, probt mit allen anderen „Starboys“ jede Woche im Übungsraum einer örtlichen Firma in Forst und gibt den leidenschaftlichen Drummer bei einer Kapelle, die damals auch in Konkurrenz zur „Dancing Show Band“ (den späteren Flippers!) stand. Dass alle fünf Vollblutmusiker auch singen können, ist selbstredend.

Foto: Hans-Joachim Of

Übrigens: Für zwei Tastenmänner waren die „Starboys“ das Sprungbrett für musikalische Karrieren. Rainer Kneis griff bei den „Markees“ (ganz früh mit Edo Zanki im Line-up) und später auch bei der bekannten Phil Collins/Genesis-Coverband „PHIL“ etliche Jahre lang in die Tasten. Alfred Kritzer, der in Forst geboren wurde und heute in Mannheim lebt, setzte zum ganz großen Sprung an. Bei einer zufälligen Begegnung in Edo und Vilko Zanki’s „Kangaroo-Tonstudio“ in Karlsdorf lernte er Herbert Grönemeyer kennen. „Herby“ holte ihn in seine Band, wo er seit 1982 als Keyboarder und Backgroundsänger bei allen Studio- und Live-Produktionen mitwirkt. Alfred Kritzer, gerade zurück von einer großen Grönemeyer-Tour, war zuletzt mit seinen alten Freunden beim 55-jährigen Bandjubiläum 2017 zusammen und spielte mit ihnen in der Jahnhalle Forst ein begeistert aufgenommenes Konzert.

In Forst, und dort wo alles begann, spielen die Starboys am Samstag, 22. Juli ab 19.30 Uhr im Rahmen der Kirmes auf der Eventbühne bei der Waldseehalle. „Wir möchten unsere Fangemeinde wie seit Jahr und Tag mit toller Livemusik verwöhnen und durch besondere, ausgesuchte Titel aus dem gesamten Rock- und Pop-Universum für Begeisterung und Tanzvergnügen sorgen“, heißt es aus dem Bandlager. Natürlich werden bekannte Hits der Beatles und Stones bis hin zu den Bellamy Brothers oder den Eagles auf der Setliste stehen.

Text/Foto: Hans-Joachim Of

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2 Gedanken zu „Älter als die Stones“

  1. Es ist sehr gut, daß es noch Gruppen gibt die Beatmusik spielen . Macht weiter so!
    THE BEAT GOES ON !!!

  2. Hallo Starboys,

    hier ist der Siegel. Ich habe noch telefonischen Kontakt zu Gottfried, eurem früheren Gitarristen. Alfred Kritzer konnte ich live bei einem Konzert von Grönemayer bei uns in Türkheim erleben. Die Kollegen von den Starboys kenne ich auch schon seit über 50 Jahren. Manche von euch werden sich auch an mich entsinnen.

    Viele Grüße. Siegel. (Peter Frank)

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