Die süßen Waghäuseler Zwillinge sind Geschichte
Die mächtigen Abrissbagger haben ihr Werk fast vollendet. Nur noch ein paar mannshohe Brocken stehen auf der nun kargen Fläche hinter der altehrwürdigen Eremitage – die Zucker Silos sind Geschichte.
Nach 180 Jahren weichen die letzten Zeugen der Waghäuseler Zucker-Ära. Für Waghäusel gehören Sie seit langer Zeit zum gewohnten Stadtbild, Ortsfremde jedoch staunten von je her nicht schlecht wenn Sie die hässlichen, grauen Giganten direkt neben dem wunderschönen Barock-Jagdschloss Eremitage aufragen sahen. Doch diese unrühmliche Skyline der großen Kreisstadt gehört nun der Vergangenheit an. Mit einer knappen Mehrheit hat sich der Gemeinderat Waghäusel vor 5 Jahren für den Abriss der hohlen Kolosse ausgesprochen. 1,5 Millionen Euro sollte es kosten die beiden 50 Meter hohen Relikte vergangener Tage dem Erdboden gleichzumachen. Lange Zeit stand im Gespräch die Silos durch andere Formen der Nutzung wiederzubeleben, doch jedes Konzept scheiterte an fehlenden Investoren.
Waghäusel und der Zucker gehören schon seit geraumer Zeit zusammen. Die Fabrik auf dem Gelände der Eremitage wurde bereits im Jahr 1838 eröffnet. Die Stadt war fortan Sitz der „Badischen Gesellschaft für Zuckerfabrikation“. 1870 erhielt die Zuckerfabrik einen dringend benötigten direkten Bahnanschluss an die Rheinbahn. Dieser sorgte für einen erneuten Wirtschaftsboom in Waghäusel. In den folgenden Jahren wurde die Zuckerfabik der grösste Arbeitgeber in Nordbaden. Waghäusel war so stolz auf seine Zuckerfabrik, dass sogar von 1930 bis 1975 die Gemeinde ein Wappen, dass dem Firmenzeichen der Zuckerfabrik nachempfunden war trug.
Ab 1987 ging es dann wieder bergabwärts. 1994 beschloss der Aufsichtsrat der „Südzucker AG” die Fabrik in Waghäusel stillzulegen. Nach 158 Jahren wurde die Zuckerfabrik Waghäusel somit schließlich wieder geschlossen. 1997 kaufte die Stadt das Areal zum symbolischen Preis von einer Deutschen Mark. Der Abriss der Silos zieht nun den endgültigen Schlussstrich der Waghäuseler Zucker-Ära.