The Blöd and the Furious

|

Im Rausch der Geschwindigkeit – Bei Straßenrennen in der Regionen gefährden halbgare Halbstarke leichtfertig das Leben anderer

Ein Kommentar von Stephan Gilliar

Am Samstagabend war es wieder einmal soweit. Auf einer Landstraße bei Stutensee liefern sich zwei junge Fahrer in ihren Fahrzeugen ein Rennen. Wie die Polizei mitteilt, saß der eine Bursche – gerade einmal 19 Jahre alt – am Steuer eines BMW530, sein Kontrahent, der ebenfalls gerade einmal 20 Lenze zählt, steuerte eine Mercedes S-Klasse. Beides schwere Fahrzeuge, mit großem Hubraum und reichlich Pferdestärken. Sie rasen über die Straße, überholen einander – mindestens vier andere Fahrzeuge müssen Notbremsungen und Ausweichmanöver absolvieren, um nicht von den beiden dahin schießenden Autos erfasst zu werden.

Es ist bei weitem nicht der erste Fall. Gerade erst am vergangenen Freitag griff die Polizei auf der B35 zwischen Bruchsal und Bretten einen 23 Jährigen in einem 7er BMW auf, der sich mit einem 31-Jährigen Opelfahrer “duellierte”, selbstredend mit stark überhöhter Geschwindigkeit, gespickt von mehreren Überholmanövern.

Noch nicht genug? Im vergangenen Mai rasten ein 18- und ein 19-jähriger Fahrer mitten in der Nacht durch Oberderdingen – mit 100 Stundenkilometer, dort wo gerade einmal die Hälfte zulässig ist. Wenige Tage später ermittelte die Polizei sogar im Fall eines illegalen Autorennens in Ettlingen, bei dem rund 30 Personen teilgenommen haben sollen.

Diese Liste könnte sich vermutlich beliebig fortsetzen lassen, insbesondere dann, wenn man über den Tellerrand unserer Region hin aussieht. Nicht immer gehen diese Kraftproben auf offener Straße glimpflich aus, in trauriger Regelmäßigkeit müssen Unbeteiligte mit ihrem Leben für den Adrenalinkick anderer bezahlen.

Wenn junge Fahrer ohne Erfahrung und mit nur wenig Fahrpraxis, sich schwer motorisierte Sportwagen zulegen und hin und wieder nicht nur ihre eigenen Kräfte, sondern auch die Ihres Fahrzeugs überschätzen, ist ein Umdenken hinsichtlich dieser unvorteilhaften Kombination angezeigt. Die Jagd nach Adrenalin, Abenteuer und Anerkennung mag zwar in dieser Altersklasse völlig normal sein, auf der Straße haben diese Attribute allerdings nichts zu suchen.

Zum Thema „Rasen“ hat unser lieber Tommy übrigens schon alles gesagt, was es zu sagen gibt – dieser Nagel trifft immer noch mitten in den Kopf:

https://schwatzbeinschwinger.de/2020/01/13/verdammte-raser/
Vorheriger Beitrag

Fruchtbares Land

Ab Samstag wird’s locker

Nächster Beitrag

3 Gedanken zu „The Blöd and the Furious“

  1. Sie sprechen mir aus der Seele! Ich bin hier schön öfters in gefährliche Situationen verwickelt worden. Immer durch vollkommen übermotorisierte Protzkisten der Premiumhersteller, die hier in und um Neckarsulm ja leider zu genüge herumfahren.
    Bei uns in Sinsheim fahren diese Autos täglich mehrfach vorm Haus vorbei, aber passieren tut leider wenig bis nichts. Dazu kommen dann ja noch die bei diesen Fahrzeugen scheinbar serienmäßig eingebauten Geräuschmodule, die gerade in der Nacht mehr als nur nerven.

  2. Sowas haben wir früher schon getrieben, mit deutlich schlimmeren Karren. Damals war man noch -man verzeihe die Wortwahl- „schlau“ genug das nicht im öffentlichen Verkehrsraum zu veranstalten sondern hat sich stillgelegte Abschnitte und Gelände gesucht. Klar war das auch nicht der Weisheit schönstes Kind aber Unbeteiligte zu gefährden war und ist ein NoGo wenn man schon vor sich selbst und dem Material keinen Respekt hat. Schade, dass heute die Rücksicht im warsten Sinne auf der Strecke geblieben zu sein scheint.

  3. Protzkisten der Premiumhersteller? Warum werden hier wie so oft, die Fahrzeuge verteufelt? Die Autos können doch nichts dafür, wenn irgendein Vollpfosten am Lenkrad sitzt. Bei Motorradfahrern wurde das vor Jahren beschränkt, indem Anfänger und Führerscheinneulinge nur mit begrenzter Leistung Motorräder fahren dürfen. Im Pkw-Bereich ist es aber so, daß, bei entsprechender Liquidität, diese jungen Fahrerinnen (und es sind nicht immer nur die Herren der Schöpfung!) ohne Weiteres leistungsstarke Fahrzeuge bewegen dürfen. Selbst Autovermietungen haben hier einen (kleinen) Riegel vorgeschoben. Und auch genau diese Fahrer*innen kommen auch nicht zu den angebotenen Fahrsicherheitstrainings der entsprechenden Anbieter. Das ist ja nur was für Luschen. Vielleicht wäre es zielführend, hier zweigleisig zu agieren: einerseits eine Leistungsbeschränkung im Führerschein (z.B. max. 100 KW bis zum 25. Lebensjahr) und jährlich ein Fahrsicherheitstraining, um die Eignung zum Führen „großer“ Fahrzeuge nachzuweisen. Andererseits hat sich das vermutlich eh bald erledigt, wenn wir dann alle nur noch von ferngesteuerten Staubsaugern transportiert werden. Die Rede ist hier vom autonomen Fahren mit Stromfressern………

Kommentare sind geschlossen.