Im Bruchsaler Norden soll ein neues Landschaftsschutzgebiet entstehen, das einen interessanten Nebeneffekt haben könnte
Geht es nach dem Bruchsaler Gemeinderat, soll die erste Tranche des neuen Landschaftsschutzgebietes im Norden der Stadt ungefähr eine Fläche von 100 Fußballfeldern umfassen, oder anders ausgedrückt recht genau 80 Hektar. Gibt das Landratsamt Karlsruhe hier für grünes Licht und einigt man sich weitergehend mit den Landwirten, sollen in einem weiteren Schritt noch einmal 109 Hektar Fläche hinzukommen. Das besagte Areal liegt zwischen dem nördlichen Stadtrand Bruchsals und dem Eisenhut auf der Gemarkung Rotenberg. Hier finden Sich zahlreiche Streuobstwiesen, alte Baumbestände, Büsche und Hecken, die unzähligen Tieren und Pflanzen einen vitalen und atmenden Lebensraum bieten. Zudem ist das als “Kraichgaurand” bekannte Stück Land ein Kaltluftgebiet, das besonders in den heißen Monaten warme Luft von der Stadt fernhält und damit als eine Art natürliche Klimaanlage dient.
Eine Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet ergibt schon alleine schon aufgrund der Tatsache Sinn, dass sich hier auf dem Rotenberg das letzte zusammenhängende Stück unverbauten Landes um die große Kreisstadt herum findet. Wer sich Bruchsal aus der Vogelperspektive auf der Landkarte anschaut, sieht das letzte Stück unzerschnittenen Grüns genau hier. Durch die Ausweisung kann auch die Pflege des in den letzten Jahren vernachlässigten Areals wieder in Angriff genommen werden und so ein Beitrag zum Schutz der hier existierenden 3.000 Obstsorten und mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten geleistet werden, so eine gestern versandte Presseerklärung aus dem Bruchsaler Rathaus.
Doch auch wenn die Stadtverwaltung dies so nicht bestätigen möchte, gäbe es durchaus noch einen anderen Grund, genau an dieser Stelle ein Landschaftsschutzgebiet auszuweisen. Wir erinnern uns: Nach den Plänen des Bundesverkehrswegeplans 2030, soll genau hier ein Teilstück der geplanten Umgehung Bruchsals – des sogenannten Ost-Armes der B35 verlaufen. Gegen diesen massiven, baulichen Einschnitt in den Naturraum, hat sich der Gemeinderat bereits vor Jahren eindeutig positioniert und favorisiert stattdessen die teilweise unterirdisch verlaufende Ertüchtigung der bestehenden B35 in Bruchsal. Kritiker sehen in dem Bauvorhaben durch den Rotenberg, ohnehin nur den kaschierten Versuch einen Bypass für die überlasteten Autobahnen zu schaffen, dessen Nutzen für die Menschen in der Stadt äußerst begrenzt ausfallen dürfte.
Zwar könnte die Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes – so sie vom Landkreis abgenickt wird – den Bau einer Straße nicht notwendigerweise verhindern… erleichtert würde ein solches Vorhaben dadurch aber ganz sicher ebenfalls nicht.
Ja, wäre echt schade um den letzten einigermaßen noch zusammenhängenden Naturflecken! Ich bin dort gerne unterwegs und es bietet immer wieder Überraschungen…. bis vor zwei Jahren wusste ich zB noch gar nicht, dass sich dort an einer Stelle bei genügend Wasser auch ein kleiner Teich bildet
Auch die in der Nähe liegende Talsohle am Rohrbach wäre da unschön betroffen, vielleicht sollte man anfangen, die Naturvielfalt dort schon einmal zu kartieren: Bis vor einigen Jahren habe ich dort noch Feuersalamanderlarven angetroffen, gerade dieses Jahr habe ich im Wald sogar noch Pirole gehört. Und oben am Buckel des neuen LSGs befindet sich anschliessend das Naturschutzgebiet Rotenberg, da ist sicherlich auch einiges an Rückzugsgebiet für noch verbliebene Arten … dem Gebiet ist ein badischer Juchtenkäfer zu wünschen, der die geplanten Strassenbaumassnahmen vereiteln wird!