Rätselraten um Postzustellung in der Region hält an
Jeden Tag läuft Katrin Borger die wenigen hundert Meter vom Gondelsheimer Rathaus zur kleinen Postagentur des Ortes um die Briefe für die Gemeindeverwaltung abzuholen. Seit Wochen wird sie dabei mal um mal stutziger, denn die Menge schwankt an unterschiedlichen Tagen oft ganz erheblich. An Montagen, Mittwochs und an Freitagen sind es meist ein-zwei prall gefüllte Taschen voller Korrespondenz, an Dienstagen und Donnerstagen hingegen höchstens ein bis zwei Briefe, meist Werbesendungen, so empfinden es auch die Kolleginnen im Bürgerbüro berichtet uns Katrin Borger. Das Muster habe sich demnach in der letzten Zeit immer mehr herauskristallisiert, so dass man sich im Rathaus schon beginnt die Frage zu stellen: Hat diese Art der Zustellung eventuell System? Schließlich hat doch die Deutsche Post erst im Herbst vergangenen Jahres testweise mit reduzierten Zustell-Intervallen experimentiert.
Es gibt und es gab keinen Test zu einer reduzierten Postzustellung
Wir fragen bei der Pressestelle Süd der Deutsche Post DHL Group in Stuttgart nach und erhalten eine eindeutige Antwort. „Es gibt und es gab in Gondelsheim und auch im Umkreis keinen Test zu einer reduzierten Postzustellung“ heißt es auszugsweise in der Email an unsere Redaktion. Weiter erfahren wir: „Es gab Ende vergangenen Jahres einen mehrmonatigen Marktest, der, wie von uns angekündigt, zum Ende des Jahres 2017 beendet wurde. Haushalte im PLZ-Bereich 75 und 76 waren nicht in diesen Test involviert.“ Also keine reduzierte Postzustellung in Gondelsheim. Fragen bleiben trotzdem im Raum stehen, gerade wenn man sich an die Aufregung Anfang des Jahres zurückerinnert. Schon im Januar beschwerten sich zahlreiche Gondelsheimer und auch Brettener Bürger über Probleme bei der Postzustellung – teilweise war gar die Rede von tagelangem Ausfall der Belieferung. Gegenüber den BNN räumt die Post damals zumindest für Bretten ein, dass es aufgrund eines hohen Krankenstandes zu Ausfällen und Verzögerungen kam. Eingedenk der seit Wochen grassierenden Grippe-Welle kann das auch kaum jemanden wirklich überraschen. Bis Ende Februar wollte die Post die Zustellbezirke in Bretten einer Neueinteilung unterziehen, ob diese Maßnahme gegriffen hat wird sich im Laufe der kommenden Wochen zeigen.
Alles nur Einbildung?
Doch woher kommt nun der Widerspruch im Empfinden der Postkunden und dem eindeutigen Statement der Post? Ein Deutungsversuch ist möglicherweise in der Psychologie zu finden. Wenn man aus den Nachrichten vom Experiment der Post mit verminderten Zustell-Intervallen gehört hat, liegt natürlich der Schluss nahe dass man selbst davon betroffen ist, wenn der Briefkasten häufiger leer bleibt. Dafür kann es aber auch andere Gründe geben: Krankheitsbedingte Engpässe bei den Briefträgern, logistische Probleme oder Verzögerungen beim Absender wären nur ein paar davon. Ohne es zu merken konnte in jedem Fall niemand Passagier des Testballons der Deutschen Post werden. Im Schreiben des Pressestelle heißt es hier unmissverständlich: „Die Teilnahme in den 110 Test-Bezirken war absolut freiwillig und bedurfte der ausdrücklichen Zustimmung jedes einzelnen Empfängers, der Test endete nun – wie angekündigt – Ende 2017.“