“Social-Media-Gruppen sind nicht der Gemeinderat“

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„Lassen Sie uns aus Motzen, Bruddeln und Schimpfen ein Anpacken, Ärmelhochkrempeln und Inspirieren machen.“ – Klare Worte auf dem Neujahrsempfang der Stadt Kraichtal 2025

Volles Haus zum Neujahrsempfang der Stadt Kraichtal in der kleinen Sporthalle oberhalb von Oberacker am vergangenen Sonntag. Wobei, -volles Haus- trifft es nicht so ganz, -proppenvoll- wäre wahrscheinlich das bessere Adjektiv. Der schönen Tradition folgend, den Empfang durch die Stadtteile rotieren zu lassen, hat es in diesem Jahr eine vergleichsweise kleine Location getroffen, dementsprechend viele Menschen mussten während der rund zweistündigen Veranstaltung mit Stehplätzen vorliebnehmen. Das mag nicht ganz ideal sein, dennoch zeigt das zahlreiche Erscheinen der Menschen deutlich auf, dass ein starkes bürgerliches Interesse am Geschehen, am Wohlergehen und den Geschicken ihrer Stadt besteht.

Kraichtal hat, wie jede andere Stadt auch, mit Problemen und akuten Herausforderungen zu kämpfen. Vom demografischen Wandel angefangen über eine angespannte finanzielle Haushaltslage bis hin zu den allzeit omnipräsenten Evergreen-Themen wie Verkehr, Energie und Wirtschaft. In seiner ausführlichen Neujahrsansprache ließ Bürgermeister Tobias Borho diese Herausforderungen auch keineswegs aus, stellte ihnen aber auch erfreuliche Entwicklungen der Stadt gegenüber, die – im viel zu oft viel zu negativ geprägten Diskurs – oft untergingen. Ein schönes Beispiel hierfür ist beispielsweise die erstaunlich hohe Geburtenrate in der Stadt. 220 nagelneue Kraichtalerinnen und Kraichtaler erblickten im vergangenen Jahr das Licht und auch für 2025 darf die Stadt mit weiteren Neubürgern rechnen, unter anderem erwarten Bürgermeister Tobias Borho und seine Frau Amelie im März ihr erstes Kind.

Kraichtal ist bei jungen Familien beliebt, dementsprechend stehen auch damit verbundene Themen auf der diesjährigen Agenda der Stadtverwaltung. So werde die neue Kita am Gaisberg in Unteröwisheim dringend benötigte Betreuungsplätze schaffen, berichtet der Bürgermeister, und auch die diesbezüglich bereits bestätigten Fördergelder in Höhe von etwa 1,8 Millionen € stimmten dabei positiv. Weiterhin wolle man neue Bauplätze in Oberacker erschließen und auch ein neues Gewerbegebiet sei im Stadtteil Menzingen geplant, um die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt voranzutreiben. Viel Spielraum bei der Ausweisung neuen Baugrunds hat die Stadt nicht, deshalb steht auch die Schließung von Baulücken auf der Prioritätenliste, um die Flächennutzung im Innenbereich effizienter zu gestalten.

Auch die in der Stadt heiß diskutierten Themen rund um erneuerbare Energien und die Bemühungen um mehr Klimaschutz ließ Borho in seiner Rede nicht aus. Erstaunlich weitreichend und facettenreich resümierte er den aktuellen Stand und das Prozedere um den möglichen Bau von Windkraftanlagen auf der Gemarkung der Stadt, korrigierte dabei auch viele Gerüchte und Vorurteile, die sich im Kraichtaler Flurfunk aktuell im Umlauf befinden. „Es gibt keinen Beschluss des Gemeinderates, dass auf kommunalen Flächen Windkraftanlagen gebaut werden sollen.“ stellte Borho klar, verwies aber zugleich noch einmal auf die klare Marschroute der Politik, unmittelbar vorgegeben vom Gesetzgeber. So habe die Bundesregierung im Windenergieflächenbedarfsgesetz bundesweit Flächenziele für den Ausbau der Windenergie vorgegeben.

Dabei stellte er jedoch auch fest, dass es sich bei der Ausweisung von Vorranggebieten noch nicht um konkrete Bauentscheide handele, aber auch klipp und klar, dass man sich in der Stadt mit dem Anblick von Windrädern in der Zukunft arrangieren müsse. „Ich verstehe, dass die Errichtung von Windkraftanlagen für manche eine Veränderung darstellt, die schwer zu akzeptieren ist.“ so der Bürgermeister und „Ich bin überzeugt, dass wir als Stadt die Verantwortung haben, die Energiewende aktiv zu gestalten – nicht nur im Interesse der heutigen, sondern auch der künftigen Generationen.“

In seiner rund 50-minütigen Ansprache adressierte der Bürgermeister aber auch jene Stimmen und Strömungen, die beständig für Zwist und Zwietracht sorgen, insbesondere in den sozialen Netzwerken. Social-Media-Gruppen seien nicht der Gemeinderat der Stadt Kraichtal, stellte Borho klar, zeigte sich aber auch optimistisch: „Zeigen wir, dass wir kein Volk von destruktiven Nörglern, sondern von freundlichen und engagierten Machern sind … Lassen Sie uns aus ‘motzen, bruddeln und schimpfen‘ ein ‘Anpacken, Ärmelhochkrempeln und Inspirieren‘ machen.“

Einen durch und durch positiven und zum Nachdenken anregenden Appell formulierte auch Pfarrerin Stefanie Nuß in ihrem Grußwort. „Prüft alles, das Gute behaltet“, verwies sie dabei auf Paulus und stellt die berechtigte Frage „Wird denn etwas, was halt immer schon so war, dadurch auch richtig und gut?“ Eine Frage, die einerseits dazu aufrufen soll, falsche Traditionen zu erkennen und hinter sich zu lassen, aber auch eine Frage, die im Hinblick der anstehenden Wahlen durchaus auch als respektvoller politischer Appell verstanden werden darf. Gottes Wort, Liebe und Demut seien die drei Siebe, durch die wir unsere Entscheidungen gehen lassen sollten, so Pfarrerin Nuß, das gelte im privaten wie auch im öffentlichen Leben.

Umrahmt wurde der Neujahrsempfang der Stadt Kraichtal 2025 von harmonischer Chormusik in Verbindung mit Akkordeonklängen, allesamt – was auch sonst – made in Kraichtal.

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12 Gedanken zu „“Social-Media-Gruppen sind nicht der Gemeinderat““

  1. Die meisten Probleme macht man sich hier selbst!
    Die auf den Bildern ersichtlichen Verantwortlichen sollten doch langsam gemerkt haben, dass man den im Text aufgeführten und sich immer wiederholenden Massnahmen und Rezepten nicht mehr weiter kommt!
    Und das hat nichts mit „destruktiver Nörgelei“ zu tun!

    • Geht es eventuell etwas konkreter? Welche auf den Bildern ersichtliche Verantwortliche, welche sich wiederholenden Maßnahmen und Rezepte? Etwas mehr Butter bei die Fische würde hier nicht schaden

  2. Aha…der Herr Borho stellt klar, das der Gemeinderat und er keine Windräder haben wollen…
    Guten Morgen, die Zukunft sieht anders aus!

  3. Alle, die hier was ändern wollen, werden als Bruddler, Miesmacher und Bedenkenträger runtergemacht.
    Wie in meiner alten Firma…die gibt’s auch nicht mehr…

  4. Warum Kraichtal „bei jungen Familien beliebt“ sein soll, erschließt sich mir nicht.
    Ich würde mit meiner Familie nicht nochmal hierher ziehen, allein schon wegen der Fahrerei und dem Verkehr.

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