Zum 50. Geburtstag der Stadt Östringen wurde auf dem Kirchberg eine rauschende Silvesterparty gefeiert
“Am Anfang war‘ noch leer, da standen hinner der Theke mehr als davor, aber so langsam werd’s” berichtet mir ein rüstige Östringer Senior, der mir gegen 10:30 Uhr auf dem Nachhauseweg begegnet. Wovon der gute Mann redet, ist die vermutlich größte Party, die Östringen zu Silvester jemals geschmissen hat. Zurecht, schließlich begeht man nur genau ein einziges Mal seinen 50. Geburtstag, den gilt es eben standesgemäß zu feiern. Es war Anfang der Siebziger Jahre, als die Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg viele neue Städte formte, gepuzzelt aus den unzähligen Gemeinden, die den Flickenteppich der Karte unserer Heimat bis dahin prägten. Während das ursprüngliche Östringen natürlich ungleich älter ist, weit über 1250 Jahre zwischenzeitlich, wurde Anfang der Siebziger die Stadt Östringen aus den bis dahin eigenständigen Gemeinden Östringen, Odenheim, Tiefenbach und Eichelberg gebastelt. Es war damals ein Tauziehen, ein Feilschen und ein Handeln, so ziemlich jedes Dorf wurde in unterschiedlichen Modellen und Entwürfen mal der einen, mal der anderen neu zu gründen Stadt zugedacht, am Ende stand dann aber das fertige Östringen, so wie man es heute kennt.
Dieser logistische Kraftakt, der so manches Beben durch Baden-Württemberg, die Politik und die Gesellschaft getrieben hat, liegt nun ein halbes Jahrhundert zurück, die damals geschaffenen neuen Umstände und auch Zwangsehen sind längst anerkannte Realität. Was nicht passend war, wurde eben passend gemacht… Jahrgänge, die ab 1970 auf die Welt gekommen sind, kennen es zwischenzeitlich gar nicht mehr anders.
Wie dem auch sei, lange Rede, kurzer Sinn – wer 50 wird, muss gefeiert werden und bei der Stadt Östringen ist das nicht anders. Und so wurde auf dem Kirchberg zwischen der Östringer Kathedrale Sankt Cäcilia und dem Rathaus eine Festmeile errichtet, die bis in das junge, neue Jahr hinein, mehrere hundert Menschen, vielleicht sogar mehr, begrüßen sollte. Auf der Bühne heizten die Jungs von Gonzo´s Jam dem Publikum ein, mit den größten Hits der letzten 50 Jahre – rockig, poppig, karribisch, weich und hart…alles ging, alles muss! Auf dem, während der Stippvisite meiner Östringer Zufallsbegegnung noch mäßig gefüllten Kirchberg, war spätestens ab 23 Uhr keinerlei Durchkommen mehr. Die Menschen standen Backe an Backe (und Arschbacke an Arschbacke) auf dem mit Holzhäckseln gut gepolsterten Platz, tanzten, sangen, stießen miteinander an. Damit es in den Gläsern nicht trocken wurde, halfen sogar die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, des Gemeinderates, Teile des Ortschaftsrats und sogar Bürgermeister Felix Geider himself an der Bar aus. Sie starteten mit einem handfesten Eindruck davon in das neue Jahr, wie anstrengend die Dienstleistungsbranche und die Gastronomie sein können. In wilden Trauben rief Ihnen die Menge im Sekundentakt die Bestellungen zu, man konnte sprichwörtlich den Rauch aus den Schädeldecken der Verwalter aufsteigen sehen. Spaß hat’s Ihnen trotzdem gemacht, Silvester ist nur einmal im Jahr und der 50. nur einmal im Leben.
Um Mitternacht wurde es dann richtig laut auf dem Kirchberg. Vom benachbarten Parkplatz aus wurde ein städtisches Feuerwerk der Superlative abgebrannt, überall am Östringer Himmel erblüten leuchtende Blumen, Funkenregen und Lichtskulpturen in allen Farben und Formen. Östringen ist in seinem Jubeljahr angekommen, die Party zum Auftakt wird sicherlich allen Menschen in der Stadt lange in Erinnerung bleiben. Happy Birthday Eschdringe!
💓 Glückwunsch! Hätte gern mit bestellt, mit gefeiert, mit gejubelt, mitgesungen… aber von Sulzfeld gibt’s keine öffentliche Verbindung/ Taxi very expensive. Sellerie war froh 😺🎇
Leider ist um die Zeit kein Bus mehr von Eichelberg nach Östringen gefahren.