Kraichtal investiert massiv in Kinderbetreuung

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Neuer Kindergarten in Unteröwisheim für 3,7 Millionen Euro in Planung

Elf Kindergärten gibt es derzeit in Kraichtal. Das mag nach viel klingen, doch verteilt auf insgesamt neun Stadtteile und eingedenk steigender Einwohnerzahlen übersteigt der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen absehbar das derzeitige Angebot. Die Stadt ist beliebt bei jungen Familien, die entsprechende Nachfrage nach Wohnraum und Betreuungsmöglichkeiten an Kitas und Schulen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und steigt weiter.

Da die Stadt durch ihre besondere Struktur traditionell nicht gerade zu den wirtschaftlichen Hotspots der Region zählt, steht die Ausrichtung und der Fokus auf eine familienorientierte Stadtentwicklung schon lange ganz oben auf der Prioritätenliste der Verwaltung. Nicht ohne Grund wurde mit der millionenschweren Weiterentwicklung der Markgrafenschule zu einer modernen Gemeinschaftsschule dieser Entwicklung Rechnung getragen. Abhaken lässt sich das Thema damit freilich nicht, die demografische Entwicklung und die immer mehr Flexibilität einfordernde Arbeitswelt lassen kaum Raum für Verschnaufpausen. Gerade was die Schulen angeht, wird es in der Stadt in den kommenden Jahren noch reichlich Redebedarf geben, da die mitunter noch dezentral praktizierten Lösungen teilweise wenig effektiv und noch weniger wirtschaftlich sind.

Hier soll die neue Kita entstehen

Da für junge Familien die langfristige Standortwahl unabdingbar mit dem Vorhandensein einer guten Versorgung der Kinder einhergeht, will die Stadtverwaltung Kraichtal den Ausbau entsprechender Betreuungskapazitäten forcieren. In seiner Haushaltsrede im Zuge der gestrigen Gemeinderatssitzung stellte Bürgermeister Tobias Borho daher ein größeres Maßnahmenpaket vor, mit dem die Stadt das Angebot an Kinderbetreuung ausbauen möchte. Kernstück ist die Errichtung einer neuen Kindertagesstätte auf dem Unteröwisheimer Areal am Gaisberg. Ursprünglich sollten auf dem Platz unweit der Kerschdekipperhalle die sogenannten Hoffnungshäuser entstehen, doch das Projekt scheiterte, das Grundstück fiel zurück an die Stadtverwaltung.

Stattdessen soll nun hier ein multifunktionales Gebäude errichtet werden, das im Erdgeschoss besagte, viergruppige Kindertagesstätte und auf zwei Obergeschosse verteilt insgesamt 24 Mietwohnungen beinhalten soll. Laut Bürgermeister Borho soll damit einerseits dem Wohnraummangel in der Stadt als auch dem zu erwartenden Engpass bei der Kinderbetreuung entgegengewirkt werden. Das knapp 3,8 Millionen Euro teure Projekt wird zu 80% von der Stadt getragen, Baubeginn ist voraussichtlich bereits in diesem Jahr.

Zustimmung zu diesem Vorhaben signalisierten die Vertreter der Fraktionen erneut bei ihren jeweiligen Haushaltsreden. So lobten die Freien Wähler des flächen- und ressourcenschonende Bauvorhaben, die SPD sieht in dem Projekt eine “Investitionen in die richtige Richtung” und auch die Grünen sehen es als folgerichtig an, dass die Stadt in den Wohnungsmarkt eingreift, mahnte aber an, sich mehr auf die Innenentwicklung als auf die Ausweisung von Neubaugebieten zu konzentrieren. Zustimmung gab es auch von der CDU als größter Fraktion im Kraichtaler Gemeinderat. Lediglich den geplanten Wohnungsbau über der Kindertagesstätte sähe man als risikobehaftet an, so CDU-Mann Thomas Kunz in seiner Rede.

Das Projekt am Gaisberg ist nicht die einzige Maßnahme zur Schaffung von Betreuungskapazitäten in der Stadt. Um den kurzfristigen Bedarf besser abdecken zu können, soll zeitnah auch in den Mehrzweckräumen der Sporthalle Unteröwisheim Raum für die Kinderbetreuung eingerichtet werden. Die Maßnahme, für die Kosten von etwa 100.000 Euro anfallen werden, ersetzt damit die ursprünglich geplante Containerlösung. Weiterhin laufen Gespräche, um das Angebot an Tageselternbetreuung in der Stadt zu erhöhen.

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6 Gedanken zu „Kraichtal investiert massiv in Kinderbetreuung“

  1. Ich kann es nicht mehr lesen…die dauernd dahergeredeten Bedarfe an Wohnraum. Hier stehen genug Häuser leer, die man/frau nutzen könnte.
    Aber langsam scheint der Größenwahn alle dahin zu raffen!

  2. da ist nicht dahergeredet sondern Fakt. Wie viele „Leerstände“ stehen denn zum Verkauf sind nicht bezahlbar oder unerschwinglich wegen Denkmalschutz
    Wir hatten in der Gemeinde bei Eigentümer Leerstand und unbebauten Baugrundstücken angefragt (ca. 200). Ergebnis ; keine einzige Rückmeldung. So sieht es aus.

  3. Tja, dann sollte man ersma das ändern, bevor man alles zubaut oder erweitert!
    Das bekommt die Verwaltung inkl. Bürgermeister aber nicht hin.
    Bzw. will es nicht. Da gehts ja auch um viel Geld…

  4. Der neugeplante Kindergarten in Unteröwisheim und der Schaffung von Wohnraum ohne zusätzliche Flächenversiegelung kann nur der Anfang für eine attraktive kinderfreundliche Stadt sein. Trotzdem Daumen hoch für dieses Projekt. Ansonsten ist noch sehr viel Luft nach oben. Wie sieht es mit der kinderärztlichen Versorgung der 15000 Einwohnerstadt aus? Wie mit dem öffentlichen Nahverkehr? Ist Kraichtal da so aufgestellt, dass ein 16 jähriger Azubi aus Neuenbürg seine Ausbildungsstelle in Oberderdingen ohne Elterntaxi erreichen kann? Findet in allen Kraichtaler Stadtteilen städtische Jugendarbeit statt, oder nur in Uö? Was macht Kraichtal für junge Familien attraktiv. Die Landschaft, die man gerne durch weitere Gewerbe-und Wohngebiete versiegeln will? Die zu erwartenden steigenden Abgaben, da Kraichtal wohl weiter von externen Stromanbietern abhängig bleiben will? Die Gemeinderatsitzung war sehr aufschlussreich, die Haushaltreden auf youtube online. Wenn es interessiert gut investierte Zeit, sich ein Bild zu machen.

  5. Also ich schau mir das demnächst mal an. Wobei: für was brauch ich da youtube? Da geht es doch schon los. Früher war das auf der Homepage zu lesen.
    Es ist im Kleinen so wie im Großen.
    Auf Bundesebene hat die letzte Regierung die Windkraft an die Wand gefahren, lokal macht das die Stadt Kraichtal, getrieben Bedenkenträger.
    Woanders einkaufen, teuer bezahlen, aber der Strom kommt weiter aus der Dose. Rezeptur Altmaier/CDU.
    Mit der Flächenversiegelung und dem Verkehr steigt der Energieverbrauch weiter.
    Aber die Stadt hat ja was gemacht (bzw. machen lassen): ein Energietag in 2022. Seitdem hört und liest man nixmehr. Veränderung? Null.
    Und wir kaufen weiter extern teuer ein…

  6. Genau so läuft es. Und zwar schon seit Jahrzehnten.
    Und wir zahlen und zahlen und zahlen.
    Und Landschaft und Lebensqualität gehen den Bach runter.
    Wo sind die konkreten Projekte? Nutzung regenerativer Energien ?
    Einsparpotentiale nutzen?
    Wirksame Verkehrsreduzierung?
    Lärmschutz für Anwohner?
    Begrünungsprogramme extern als auch innerorts?
    Vorbildfunktion der Stadt?
    In Kraichtal alles Fehlanzeige!

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