Seit vielen Generationen gibt es in Neuenbürg die Familie Frank, vor drei Jahrzehnten hat sich der Klan auf die Veredelung von Kompost spezialisiert.
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Wenn Günther Frank anfängt, über seinen Beruf als Landwirt zu sprechen, nimmt man sich besser einen bequemen Stuhl und reichlich Zeit – denn Günther hat so einiges zu erzählen. Kein Wunder, schließlich entstammt er einer regelrechten Dynastie von Landwirten. Vor ihm übte bereits sein Vater Manfred diesen Beruf aus, davor dessen Vater Pius, davor dessen Vater und so weiter und so weiter… Die Kette endet übrigens auch in der anderen Richtung nicht bei Günther, seine Söhne haben sich ebenfalls – ein jeder auf seine Weise – für die Landwirtschaft entschieden. Wirkungsort des Hauses Frank war, ist und bleibt dabei der Kraichtaler Stadtteil Neuenbürg. Mitten im alten Dorfkern findet sich die alte Hofstelle der Familie, zwischenzeitlich haben sich deren berufliche Aktivitäten allerdings an den Ortsrand verschoben. Formal gibt es hier die Frank GmbH und Frank Landwirtschaft – zwei Meisterbetriebe, die unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen, sich dabei aber ziemlich gut ergänzen.
Das landwirtschaftliche Unternehmen betreibt klassischen Ackerbau, sät, erntet, pflügt, bestellt das Land und die Felder der Familie. Die Frank GmbH allerdings hat sich als Kernaufgabe auf die Kompostierung spezialisiert, veredelt Schnittgut, das als Abfallprodukt beispielsweise in der Landschaftspflege anfällt, zu verschiedenen Erden- und Rindenprodukten und sogar zu Brennstoffen wie Hackschnitzeln. Neben dem klassischen Kompost, mit dem jeder Boden aufbereitet werden kann, entstehen auf dem Betriebshof in Neuenbürg zum Beispiel Rindenmulch, Rasenerde, Blumenerde und Komposterde. Die trocken gelagerten Naturstoffe sind besonders bei Landschaftsgärtnern sehr beliebt, denn bei Frank in Neuenbürg können diese direkt vom Lager ganz unkompliziert auf den Anhänger verladen werden, wer es lieber kleiner und handlicher mag, wählt die in Plastiksäcken vorkonfektionierten Größenordnungen. “Die haben wir früher noch von Hand abgefüllt, da bekommt man solche Oberarme” lacht Heiko, der nach wie vor über ein beachtlichen Bizeps verfügt, obwohl dieses G´schäft zwischenzeitlich an eine neue Verpackungsmaschine auf dem eigenen Gelände abgegeben wurde.
Bei den Franks geht es den kompletten Tag über zu wie in einem Taubenschlag. Permanent kommen Autos, die meisten haben einen kleinen Anhänger dabei, um Erde, Kompost oder Hackschnitzel abzuholen. Manche bringen auch etwas vorbei, denn seit 15 Jahren ist der Betrieb auch Annahmestelle für Wertstoffe im Auftrag der Stadt Kraichtal, was den Wertstoffhof und Grünabfallsammelstelle beinhaltet. So kann es hier besonders am Freitagnachmittag und am Samstag, eben dann, wenn alle Zeit und Lust haben “ebbes zum schaffe”, schon mal hoch hergehen. Dann trifft man sich beim Frank, hält ein Schwätzchen – eilig hat´s in Neuenbürg schließlich ohnehin niemand – hier hat man noch Zeit.
Die natürliche “Rohmasse”, welche die Frank GmbH für die Erschaffung von Kompost und Erde “made in Kraichtal” benötigt, wird aus unterschiedlichen Quellen bezogen. Da wären die privaten Kunden, die ihr Schnittgut aus den eigenen Gärten oder von den eigenen Grundstücken anliefern, dazu kommt reichlich Grünschnitt von den Sammelstellen des Landkreises Karlsruhe oder von öffentlichen Bauprojekten und was die Rinde für den Mulch angeht, so kommt diese als Abfallprodukt aus verschiedenen Sägewerken im Schwarzwald. Mit großen Schreddern wird der Mischung aus Kleinholz, Ästen, Zweigen, Blattwerk und Gras dann zu einer homogenen Masse verarbeitet, die über mehrere Wochen hinweg immer wieder umgegraben und umgeschichtet wird, mit der Zeit durch natürliche Zersetzung zu wertvollem Kompost wird.
Während die unterschiedlichen Erden oder der Kompost im Garten, in der Landwirtschaft oder im Obst- und Gemüseanbau genutzt werden, kommen die Hackschnitzel in der Energieerzeugung zum Einsatz. Sie sind der Brennstoff, mit dem beispielsweise die neue Zentralheizung in der Gemeinschaftsschule Kraichtal betrieben wird, aber auch kommunale Einrichtungen in der Nachbargemeinde Gondelsheim oder das Therapiezentrum in Münzesheim.
Als die Franks damals mit der Kompostierung begonnen haben, war diese alles andere als ein Massenphänomen. Grünabfälle und Schnittgut wurden meist irgendwo auf Haufen geworfen und vergessen, ein Nutzen wurde selten aus den wertvollen Rohstoffen gezogen. Doch das Konzept ging auf, die Nachfrage nach den Naturprodukten war riesig. Schnell wurde aus einem einsamen Kompostplatz auf dem einstigen Pfarracker ein florierendes Unternehmen, das seither immer weiter gewachsen ist und auch in Zukunft noch weiter wachsen möchte. Schon heute haben die beiden Brüder Jochen und Heiko Frank Pläne sowohl den landwirtschaftlichen Betrieb als auch die Frank GmbH weiterzuentwickeln, denn die Themen “Recycling” und der intelligente Umgang mit natürlichen Ressourcen sind nicht nur Zeitgeist, sondern vielmehr entscheidende Faktoren für eine nachhaltige Zukunft.
Vater Günther ist natürlich auch weiterhin mit am Start, obwohl er als Baujahr 1964 theoretisch auch allmählich kürzer treten könnte. “Mein Vater hat gearbeitet bis er 86 Jahre alt war, da geht noch einiges” lacht er und drückt seiner Frau Karin die Hand, die als Geschäftsführerin für Recht und Ordnung im Unternehmen sorgt. 30 Jahre ist selbiges nun alt, 1994 wurde die Frank GmbH gegründet, im selben Jahr als Sony die erste PlayStation herausbrachte, Kurt Cobain das Zeitliche segnete und Thomas Helmer vom FC Bayern München das legendäre Phantomtor schoss, das Fußballgeschichte schrieb. Und in 30 Jahren werden sie immer noch da sein – die Franks in Neuenbürg, denn zwischenzeitlich ist Günther schon ungefähr ein Dutzend Mal Opa geworden. Was die Enkel einmal machen werden? Schwer zu sagen, aber es würde schon sehr verwundern, wenn es sich nicht mit beiden Händen in der Erde und dem Hintern auf dem Sitz eines Schlepper abspielen würde.