Geschichtsstunde einmal anders
In seinen 1250 Jahren seit der erstmaligen Erwähnung im Lorscher Codex anno 776, hat die Stadt Bretten wahrlich vieles erlebt. Sie wurde von drei verschiedenen Nationen geführt, verteidigte sich mit Grips und List gegen die württembergischen Horden, wurde niedergebrannt und wiederaufgebaut und avancierte zu einem der bedeutendsten Zentren der europäischen Reformation. Das ist verdammt viel Stoff um ihn in 45 Minuten nachhaltig zu vermitteln und doch wissen wir seit gestern: Ja, es geht!
Der Schauspieler Tino Leo hat sich anlässlich des Jubiläumsjahres intensiv in die Brettener Stadtgeschichte eingelesen und in Eigenregie ein Theaterstück entworfen das seinesgleichen sucht. In weniger als einer dreiviertel Stunde nimmt er das Publikum mit auf eine Reise durch die Historie Brettens, die zu keinem Zeitpunkt langatmig oder gar staatstragend anmutet. Als atemloser TV-Reporter schaltet er zu den Schlüsselmomenten im bewegten Zeitstrahl der Stadt und nimmt sogleich den Platz wichtiger und prägender Zeitzeugen ein. Ob das nun Philipp Melanchthon, Ulrich von Württemberg oder Louis le Grand ist – Leo beherrscht sein One-Man-Ensemble geradezu meisterhaft und füllt jede Rolle mit Leben und Leidenschaft. Den schweren Geschichtsstoff transportiert er dabei so ungezwungen und losgelöst von jeglichen Dogmen, dass es eine Freude ist seiner Interpretation zu folgen.
Der in Mainz geborene Halbitaliener und Schauspieler Tino Leo ist bereits seit 2011 er äußerst erfolgreich mit dem Ein-Personen-Stück „Ich bin nicht Siegfried“ (Die Nibelungensage in 45 Minuten) im ganzen deutschsprachigen Raum unterwegs, seit neuestem auch mit einer 50-minütigen 2-Personen-Lesung von Goethes „Faust“, er kooperiert hierbei mit Schulen, Bibliotheken, Städten und Theatern. Nun hat er sich der umfangreichen Brettener Stadtgeschichte angenommen. Warum die Länge des Stückes mit 45 Minuten deutlich kürzer ausfällt als üblich ist schnell erklärt. 45 Minuten entsprechen genau einer Schulstunde – so haben die Brettener Schüler die Möglichkeit die Geschichte ihrer Heimat innerhalb des Unterrichtes zu erleben. Sieben Schulen haben sich bereits mit rund 800 Schülern vormerken lassen. Eines gilt jetzt schon als sicher – der Notenspiegel im Fach Geschichte dürfte in den kommenden Wochen stark ansteigen.