“Wir glauben an die Kraft der Gemeinschaft”

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Die Stiftung der Volksbank Bruchsal-Bretten zieht Bilanz und verkündet große Änderungen

Was ist eine Stiftung? Den Begriff hat man gewiss schon häufiger einmal gehört, verbindet ihn vielleicht mit irgendeinem altruistischen Hintergrund. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen fasst den Gedanken hinter einer Stiftung auf seiner Website kurz und knackig zusammen mit: “Ein Stifter möchte sich langfristig für einen gemeinnützigen Zweck engagieren und bringt dazu sein Vermögen in eine Stiftung ein.” Zwei Schlagworte sind dabei essentiell: “langfristig” und “gemeinnützig”. Es geht nicht um die schnelle kurze Geldspritze, sondern um ein langfristiges Engagement, hinter dem auch ernsthafte Absichten und nicht das Abbrennen von Strohfeuern stehen. “Gemeinnützig” ist das andere zentrale Schlagwort, Sinn und Zweck einer Stiftung ist es natürlich nicht die Konten ihrer Initiatoren zu füllen.

Aktuell gibt es in Deutschland etwa 25.000 Stiftungen, die meisten davon gehen auf das Engagement von Privatpersonen zurück, viele aber auch auf Organisationen. Doch Stiftung ist nicht gleich Stiftung, allenfalls in Hinblick auf die zugrundeliegende Basis. Bei der Ausgestaltung der Stiftungsarbeit gibt es große Unterschiede. Während viele Stiftungen sich einfach als Spendensammler und Geldgeber sehen, füllen andere den eigenen Auftrag mit Kreativität und Eigeninitiative bei der Umsetzung ihrer Projekte aus. Die Stiftung der Volksbank Bruchsal-Bretten gehört zu letzterer Kategorie, beschränkt sie sich schließlich nicht nur darauf, Gelder von A nach B weiter zu verteilen, sondern bei der Förderung ihrer Kernanliegen eigene Ideen und Projekte zu realisieren. Diese Kernanliegen sind äußerst weit gefasst, auf der Webseite der Stiftung heißt es dazu: ““Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, der Religion, des Umwelt- Landschafts- und Denkmalschutzes, des Heimatgedankens, die Förderung der Jugendhilfe, der Altenhilfe, des öffentlichen Gesundheitswesens, des Wohlfahrtswesens, des Sports und die Unterstützung hilfsbedürftiger Personen.“

Etwas eingeschränkt wird dieses weite Feld natürlich durch den regionalen Charakter der Stiftung – die zu fördernden Projekte sollten sich natürlich in der Region abspielen. 2022 wurde dafür ein Betrag von 240.000 Euro in Bewegung gesetzt, wie der Stiftungsvorstand am heutigen Montag bei der jährlichen Pressekonferenz bekannt gab. Davon flossen etwa 56.000 Euro an Vereine und gemeinnützige Institutionen in der Region, mit über 60.000 Euro förderte die Stiftung regionale Projekte und mit rund 72.000 Euro ihre eigenen Projekte. Im Folgenden fassen wir exemplarisch ein paar der großen Blockbuster zusammen:

So engagiert sich die Stiftung beispielsweise für die Finanzbildung von Kindern und Jugendlichen. Klingt trocken, ist aber ungemein wichtig, schließlich müssen auch Kinder irgendwann ein Gespür für Geld und den achtsamen Umgang damit erlernen. Am besten früher, als später auf die harte Tour. Gemeinsam mit dem “Arbeitskreis Neue Medien” werden deshalb spielerische Workshops in Kindergärten der Region angeboten, um den Umgang mit Geld und dessen Wert zu vermitteln.

Die Stiftung unterstützt zudem regionale Herzensprojekte, die von Mitgliedern der Volksbank vorgeschlagen werden. Die Mitglieder können dann online ihre Favoriten auswählen, und die drei am meisten gewählten Projekte erhalten eine finanzielle Unterstützung von insgesamt 150.000 Euro. Im vergangenen Jahr wurden sechs gemeinnützige Einrichtungen und ihre regionalen Herzensprojekte gefördert.

Hervorgehoben werden sollte auch die hauseigene Crowdfunding-Plattform „Viele schaffen mehr!“, auf der beispielsweise Vereine Spenden für ihre Projekte sammeln können. Die Stiftung unterstützt diese Projekte zusätzlich mit einem „Co-Funding”. Im Jahr 2022 wurden elf Projektideen erfolgreich finanziert, wobei 1.541 Spender über 62.855 Euro beigetragen haben. Um dabei zu sein, muss man übrigens kein Kunde der Volksbank sein, jeder kann die Plattform nutzen, die überdies – und das ist in der Branche alles andere als Standard – keinerlei Gebühren für die Crowdfunding-Aktionen berechnet. Darüber hinaus bemerkenswert: Wenn eine Crowdfunding Aktion das selbst gesteckte Ziel nicht erreicht, werden die Gelder nicht ausgezahlt und alle Unterstützer erhalten ihre Einsätze ohne Abstriche zurück.

Mit einem weiteren Projekt auf den Brettern, die für manche die Welt bedeuten, knüpfte die Stiftung zudem kürzlich an ihr erstes erfolgreiches Theaterprojekt „Der Herr der Diebe“ an. Zusammen mit dem Exil Theater Bruchsal und der Badischen Landesbühne haben rund 15 junge SchauspielerInnen im Alter von 14 bis 18 Jahren ein eigenes Theaterstück mit dem Titel „Widerstand?!“ erarbeitet. Inspiriert von der “Gruppe Christopher”, die im Zweiten Weltkrieg in Bruchsal auf ihre Weise Widerstand gegen das Regime geleistet hat, haben sich die jungen Menschen intensiv mit großen, immer aktuellen Fragen beschäftigt. Zum Beispiel, was Widerstand bedeutet und wann er tatsächlich als Widerstand zu verstehen ist.

Nur eine Handvoll Beispiele von vielen. Zu erwähnen wäre noch das nun neu anlaufende Projekt: „So schön und bunt kann Lyrik sein“. Dabei sind Jugendliche gefordert, mit der eigenen Kamera oder auch mit dem Smartphone einen kleinen Poesiefilm zu drehen, die Ergebnisse werden danach von einer Jury gesichtet und es gibt schöne Preise zu gewinnen. Dieses neue Projekt beerbt den bisherigen Stiftungsklassiker “Visual Art n´Sound” der durch seine interdisziplinären Ansatz unterschiedlicher Kunstrichtungen zwar hochkarätige Einsendungen erzielte, durch seine Komplexität aber die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer überschaubar machte.

Abgesehen von dieser Änderung ist das LineUp der Projekte der Stiftung der Volksbank Bruchsal-Bretten seiner Linie treu geblieben, lediglich hinter den Kulissen stehen einige größere Änderungen an. So schied Ende März Stiftungsvorstand Prof. Dr. Dr. Johann J. Beichel aus und auch für den jüngst als Vorstand der Volksbank Bruchsal-Bretten in den Ruhestand verabschiedeten Roland Schäfer neigt sich in einigen Monaten auf eigenen Wunsch hin dessen Arbeit im Stiftungsvorstand dem Ende entgegen. Zum verbliebenen Vorstand Bodo Common gesellt sich nun Dimitrios Meletoudis, Vorstandsprecher der Volksbank Bruchsal-Bretten. Zwei Vorstände sind formal zu wenig, doch nun greift die nächste große Änderung, die in absehbarer Zeit umgesetzt werden soll. Durch die geplante Fusion der Volksbank Bruchsal-Bretten mit der Volksbank Kraichgau, die auch über zwei eigene Stiftungen verfügt, sollen die dann drei hauseigenen Stiftungen zusammengelegt werden. Als Experte für das Stiftungswesen übernimmt Roland Schäfer diese nicht unerhebliche und bürokratisch fordernde Aufgabe.

Doch auch wenn bei der Zusammenlegung unterschiedlicher Stiftungen folgerichtig deren DNA miteinander vermischt wird, soll die Philosophie der Stiftung der Volksbank Bruchsal-Bretten weiterhin maßgeblich für die Ausrichtung und das Auftreten der neu zu schaffenden Stiftung sein. Entsprechende Signale habe man bereits aus Wiesloch erhalten, so der Tenor am Ende der jährlichen Pressekonferenz. “Wir glauben an die Kraft der Gemeinschaft” so der Subtext auf einer neuen spielerischen Infografik, die die Arbeit der Stiftung erklären soll. Ein Slogan der nicht nur für die Stiftung sondern auch für das Genossenschaftsprinzip der Volksbanken vollumfänglich greift.

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3 Gedanken zu „“Wir glauben an die Kraft der Gemeinschaft”“

  1. Finanzbildung sollen Kinder von den Banken lernen??? Das irritiert mich doch. Umgang mit Geld sollten Kinder von den Eltern lernen und auch wie man sich selbst eine Meinung bildet.

    • Das haben sie falsch verstanden, nicht die Bank lehrt die Kinder den richtigen Umgang mit Geld, sondern neutrale, darauf spezialisierte Pädagogen. Sie haben aber recht, eigentlich ist das Aufgabe der Eltern, eine Aufgabe der offenbar recht viele nicht oder nur unzureichend nachkommen.

  2. Das kommt vielleicht auch daher, weil es sehr zeitaufwändig ist sich mit dem Thema „Geld“ zu beschäftigen. Ich weis wo von ich rede. Seit 1984 beschäftige ich mich sehr intensiv mit dem Thema und meine Kenntnis ist noch immer sehr lückenhaft. Viele Eltern haben auch nicht die Zeit für ihrem Nachwuchs als kompetente Ansprechpartner zu fungieren.

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