Werden die großen „Logiklöcher“ im Kraichgauer Stadtbahnnetz endlich gestopft?

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Neuer Bypass zwischen S4 und S32 im Kraichgau geht in den Probebetrieb

Das Karlsruhe Stadtbahnnetz gehört zu den besten und innovativsten in ganz Europa, das sogenannte “Karlsruher Modell” – also die Verknüpfung von Straßenbahn und Eisenbahn – ist ein echter Gamechanger für den öffentlichen Nahverkehr. In engem Takt lässt sich bequem von Nah nach Fern reisen, nicht nur auf lokaler Ebene, sondern sogar überregional. Wer beispielsweise in Oberderdingen in die S4 einsteigt, kann mit ihr bis nach Hohenlohe fahren, von Kraichtal aus ist die Reise bis in den Schwarzwald mit der S32 ein Kinderspiel.

Umso mehr verwundert es daher, dass die Verknüpfungen dieser eigentlich hervorragenden Linien untereinander, besonders im Kraichgauer Hinterland, mit großen Lücken auf sich aufmerksam machen. Wer beispielsweise von Kraichtal ins nur einen Katzensprung entfernte Bretten möchte, sieht sich bei der Routenplanung mit der Stadtbahn mit zwei “attraktiven” Verbindungen mit Reisezeiten zwischen 1,5 und 2 Stunden konfrontiert. Auch Pendler, die aus dem ländlichen Kraichgau beispielsweise in den Großraum Pforzheim reisen möchten, werden mit den angebotenen Verbindungen der Stadtbahn nicht glücklich. Eine Stunde und 44 Minuten Reisezeit ist die beste Option, die der Online-Tourenplaner hierfür ausspuckt. Kein Wunder also, dass eine solche Verbindung von niemandem ernsthaft in Erwägung gezogen wird, wenn die Alternative mit dem Auto in einem Bruchteil der Zeit zu schaffen ist.

Solange diese eklatanten Lücken im Netz bestehen, wird der öffentliche Nahverkehr auf dem Land den Durchbruch als Verkehrsmittel der Wahl für den Großteil der Nutzerinnen und Nutzer nicht schaffen. Da mag das Ticket noch so günstig sein, kaum jemand dürfte bereit sein jeden Tag zwei Stunden zusätzliche Lebenszeit dafür zu opfern. Die Folgen erleben die Kraichgauer im Grunde jeden Tag, zur Rush Hour sind selbst ansonsten gemächliche Landstraßen und Ortsdurchfahrten mitunter hoffnungslos verstopft. Das ist schlecht für die Umwelt, das ist schlecht für die Menschen und ein Hemmschuh aus purem Beton für jedwede Verkehrswende.

Es gilt also die neuralgischen Punkte des Stadtbahnnetzes intelligenter miteinander zu verknüpfen, eine Aufgabe die auf der organisatorischen und der politischen Ebene durchaus präsent ist. In seiner jüngsten Sitzung hat sich nun auch der Landkreis Karlsruhe mit dieser Problematik beschäftigt und will mit einem ersten Modellversuch mögliche Auswege aus dem Dilemma prüfen.

So soll ein direkter Draht zwischen den beiden großen, den Kraichgau durchlaufenden Linien S32 und S4 entstehen. Da es hier derzeit noch keine physische Schienenverbindung gibt, soll zunächst eine Busverbindung zwischen dem Kraichtaler Stadtteil Gochsheim und Oberderdingen-Flehingen eingerichtet werden, mit der die beiden Stadtbahnlinien im 60 Minuten Takt verknüpft werden. Dieser Probebetrieb, auf den sich der Landkreis und der Karlsruher Verkehrsverbund zunächst für ein Jahr verständigt haben, soll montags bis freitags zwischen 5 und 20 Uhr verkehren.

So richtig praxistauglich sind diese Zeiten zwar nicht, denn auch am Abend und am Wochenende besteht zweifelsohne ein Bedarf für einen solchen Bypass, doch ist es ein erster Schritt in die richtige Richtung. In einigen Monaten soll dann die Nutzung der Verbindung auf den Prüfstand gestellt werden und wer weiß: Sollte sich herausstellen, dass die Pendlerinnen und Pendler das Angebot wahrnehmen und damit Ihre Reisezeit drastisch verkürzen, könnte auch ein entsprechender Ausbau der Verbindungen endlich für die logische Aufrüstung des Netzplanes im Kraichgau die Folge sein.

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11 Gedanken zu „Werden die großen „Logiklöcher“ im Kraichgauer Stadtbahnnetz endlich gestopft?“

  1. Spricht mir aus der Seele. Tiefenbach nach Oberderdingen: Bin mit dem Auto in 20 Minuten in der Arbeit, mit Öffis sind es 2 Stunden.
    Zugegeben, die Bahn Odenheim – Hilsbach – Sinsheim (geplant) die wir mal hatten vor über 50 Jahren hätte bei meiner Strecke wenig geholfen, wäre sicherlich Sinnvoller als ein Golfplatz an ihrer Stelle.

    Denke nicht, dass es diese Chance nochmal kommt. Der Zug ist abgefahren :D

    • Der Zug ist sowas von abgefahren!
      Der oben genannte „Entenköpfer“ kommt garantiert nie mehr. Gleise draußen, Gleisbett jetzt Weg.
      Menzingen ist Endstation, da Streit der Grundstückseigentümer den Weiterbau nach Eppingen via Landshausen verhindert hat.
      Lauter selbstgemachte Probleme.
      Und wenn, wie geplant, in Kraichtal kräftig Neubau- und Gewerbegebiete entstehen sollen, ist es bald vorbei mit dem Platz für Stadtbahnschienen.
      Entschuldigung, aber man hat den Eindruck, Dummheit wiederholt sich…Hauptsache Bauen, auch ohne Planung.

  2. Genau, Frau Grieß !!! Wie war das gleich mit diesem großartigen Projekt Stuttgart 21? Wann dürfen wir mit dem Ende der Bautätogkeiten rechnen ??? 3021 oder 4021 !!! In der gleichen Zeit bauen die Nachbarn aus der Schweiz eine Trasse durch den Gotthard, die im Süden Deutschlands Anschluß finden sollte.. Außer Spesen NIX gewesen. Über das Ende der Bautätigkeiten des neuen „Hauptstadt-Flughafens“ wollen wir nicht reden !!!

  3. Es ist immer das Gleiche: Man vereinbart einen Probebetrieb von gerade mal einem Jahr. Man weiß doch aus Erfahrung, dass es relativ lange dauert, bis die Menschen vor Ort „merken“, dass es da eine neue Verbindung gibt. Dazu gehört aber auch, dass Kommunen, Landkreis und Verkehrsverbund kräftig die Werbetrommel rühren und nicht nur mit einer Pressemeldung darauf aufmerksam machen.
    Nach einem Jahr kann man natürlich bequem sagen: „Es kommen keine oder nur wenige Leute, also kein Bedarf“. Deswegen sollte der Probebetrieb um Aussage kräftig zu werden, auf mindestens 2 Jahre angelegt werden. Natürlich ist das mit mehr Kosten verbunden, aber wenn man in unsere Zukunft und in unsere Umwelt investieren will, sollte einem dies das Geld wert sein, sonst sieht es eher halbherzig aus.

  4. „Intelligent verknüpfen“, ich glaube, dass hat in Kraichtal noch nie funktioniert. Mir fällt dazu leider kein Beispiel ein. Und Impulse aus Stadtverwaltung oder Landkreis…Fehlanzeige.
    Scheint so, als habe man sich mit dem Chaos arrangiert.

  5. Stadtbahn Heilbronn Karlsruhe mit Abzweig Zaisenhausen-Menzingen wäre win-win für Bahnnutzer auf beiden Strecken. Macht kaum Sinn wen Deutschlands Schienennetz hoch ausgelastet ist und zwei 1 gleisige Bahnstrecken nebeneinander nicht miteinander verbunden werden . Beide zu verbinden kann nur richtig sein. Dadurch würde auch Heilbronn – Bruchsal stadtbahn realisierbar werden. (Wäre zwar auch über Bretten-bruchsal machbar ist aber aber mir persönlich egal welche Strecke , aber um die bestehenden Strecken einander zu ergänzen , sollte Zaisenhausen-Menzingen wie zwischen Bad Rappenau und obergimpern eine Verbindung gebaut werden. Dann könnte die s4 Heilbronn -schwaigern über Bretten und Menzingen nach Bruchsal und Karlsruhe fahren . Die zabergäubbahn bis Maulbronn oder über Bretten in Richtung Pforzheim gebaut als stadtbahn Heilbronn – Pforzheim werden. Das wäre für alle die beste Lösung .

  6. Wie sieht es eigentlich aus mit der Katzbachbahn ?
    Von Odenheim über Hilsbach weiter nach Sinsheim. Die ist zwar schon lange, ab Odenheim tot, aber könnte sie wieder auferstehen ?

  7. Hauptsache man kommt nach Hohenlohe…aber eine durchgehende Verbindung für Schüler ist nicht mehr möglich? Nur mal zum Vergleich…wo Schüler letztes Jahr noch 35 Minuten unterwegs waren, brauchen wir dieses Jahr nach dem so toll durchdachten Fahrplanwechsel bis zu 2 Stunden (1 Weg!) Hier muss man sich nicht wundern, wenn Elterntaxis fahren! Bin mal gespannt wann dieses Problem endlich erkannt wird…

    • Da haken wir gerne mal für Sie nach, auf welcher Strecke benötigen Schüler aktuell 2 Stunden, anstatt wie bisher 35 Minuten?

      VG aus der Redaktion

      • Betrifft zwar die S31…aber das Karlsruher Stadtbahnnetz gehört definitiv nicht zu den besten bzw. innovativsten. Strecke Ubstadt-Untergrombach (eigentlich 21 Min. Fahrzeit), ist seit neustem mittags nur noch mit Umstieg in Bruchsal und Weiterfahrt mit dem Bus möglich. Theoretisch lt. neuem Fahrplan in 37 Minuten, was aber wegen zu knapp geplanten Umstiegszeiten und Bahnverspätungen so gut wie nie klappt. Also erneut 24 Min. Wartezeit in Bruchsal bis wieder eine Stadtbahn Richtung Untergrombach fährt. Will man jetzt noch eine Ortschaft weiter z.B. Obergrombach hat man Pech, die Bahn kommt 12.56 Uhr an….aber der „Anschlussbus“ ist schon um 12.52 Uhr weggefahren! D.h. erneute Wartezeit von 1 Std., bis der nächste Bus kommt. Hier gab es massive Beschwerden, aber als Rechtfertigung kam nur, dass man die Pläne eben nur auf die nächstgelegenen Schulen abgestimmt hat. Also soll man wohl außerhalb von Bruchsal nicht mehr zur Schule gehen, wenn man Bahn fahren will. Kurz zusammengefasst…Schulende 13 Uhr-Ankunft zu Hause wäre dann 15 Uhr, das ist Realität mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

        • Die derzeit „schlechten Fahrpläne“ wurden dem KVV so vom Land (also d´Schwoabe im Ministerium in Stugard) aufs Auge gedrückt.

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