Von der Kunst warm zu bleiben

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Ein Weihnachtsgruß von Hügelhelden-Herausgeber Stephan Gilliar

Stürmisch pfeift der Wind ums Haus, rüttelt an den Fensterläden, zieht durch jede Fuge. Obwohl unser Ofen alles gibt, ist es doch ein bisschen kühl in unserem alten Bauernhäuschen. Es fällt schwer warm zu bleiben, wenn der kalte Dezemberwind beharrlich das mollige Glimmen aus dem gusseisernen Koloss gleich wieder mit sich davon trägt. Doch das ist nichts, was nicht ein paar warme Socken, ein Wollpullover oder eine Steppdecke wieder in Ordnung bringen könnte. Einfach auf der Couch etwas zusammenrücken und schon macht sich behagliche Wärme bis in die Fingerspitzen breit.

Ja, die Wärme von außen, die lässt sich leicht erzeugen. Ganz anders scheint es sich dagegen mit der Wärme von innen zu verhalten. Jene Wärme, die nicht durch dicke Wolle, Holzscheite, Gas oder Öl erzeugt werden kann, sondern die sich aus unseren Herzen und aus unseren Gedanken und nicht zuletzt aus unserem Handeln speist. Genau wie der Wind die Wärme unseres Ofens davon trägt, scheint aber etwas anderes bei manchen diese Herzenswärme zu ersticken. Anders weiß ich mir nicht zu erklären, wie so viele Kommentare und Äußerungen, denen ich als Online-Journalist in den letzten Monaten begegnet bin, zu deuten wären. Missgunst, Niedertracht, teilweise blanker Hass… bar jeder Konstruktivität, strotzend vor emotionaler Schwärze und… Kälte. Noch auf die harmloseste Geschichte wird eingedroschen, keine Meinung abseits der eigenen toleriert oder auch nur erwogen…

Kaum einer dieser Kommentare hat auf unseren Seiten überhaupt erst das Licht der Öffentlichkeit erblickt, sind wir doch kein Podium für das Schlechteste im Menschen auf dem jeder nach Gutdünken die eigene Kleingeistigkeit, millionenfach widerlegte Falschaussagen oder einfach nur Hass und Häme kundtun kann. Doch wer auch nur gelegentlich im Netz unterwegs ist, der weiß genau, es gibt genügend Orte, die diesen Stimmen reichlich Raum und Geltung einräumen.

Manch einer wittert hier vielleicht nun Zensur, die Unterdrückung von Meinungen oder Andersdenkender, doch mir geht es dabei vielmehr darum, eine meiner Meinung nach essenzielle, aber viel zu oft übersehene Wahrheit in den Mittelpunkt zu rücken: Diese schlechten Stimmen… es sind die Stimmen der Wenigen. Nur weil ihnen im Netz fast ausschließlich schlechte Nachrichten begegnen, fast ausschließlich schlechte Kommentare und Meinungen entgegenspringen, steht dies nicht für die Welt, wie sie wirklich ist. Schlechte Nachrichten binden uns eben viel mehr, erzeugen Aufmerksamkeit, während gute Nachrichten am Rande des eigenen Blickfeldes oft im Sand versickern. Seien Sie versichert, es gibt diese guten Nachrichten, es gibt von Ihnen so viel mehr, als uns allen bewusst ist. Wir konzentrieren uns auf die Kriege, die Katastrophen, die Konflikte, verlieren dabei aus den Augen, wo es eben überall gerade keine Kriege, Konflikte und Katastrophen gibt. Wo Menschen gut und mitunter gar harmonisch miteinander leben, das interessiert die Schlagzeile eben nicht. Gleiches gilt für die negativen Stimmen im Netz, die all die Miseren noch viel schlimmer erscheinen lassen. Algorithmen wissen genau, was uns triggert, was uns beschäftigt, was uns online hält…und es ist nicht das Himmelblaue, sondern das Grauschwarze.

Ich bitte Sie, liebe Leserinnen und Leser, lassen Sie sich davon nicht verführen, nicht in die Irre führen. Die Welt um uns herum ist nicht so schlecht, wie man sie glauben lassen möchte. Schauen Sie sich doch in Ihrer eigenen Bekanntschaft um. Wie viele Menschen sind darunter, die sie wirklich ablehnen, denen sie eindeutige Attribute wie “schlecht” oder “böse” zuordnen würden? Ich wette nicht allzu viele. Sicher, sie kennen Grantler, Bruddler oder auch den einen oder anderen Depp, aber wie viele Menschen sind ihnen schon begegnet, die sie wirklich als schlecht oder gar böse einordnen würden? Stattdessen, und dessen bin ich mir absolut sicher, kennen Sie reichlich nette Menschen. Menschen, mit denen sie gut auskommen, die ihnen vielleicht schon einmal weitergeholfen haben, denen sie vielleicht schon einmal weitergeholfen haben. Menschen mit denen sie nicht unbedingt immer gleicher Meinung sein müssen, aber bei denen sie irgendwo tief in ihrem Inneren doch ahnen, dass sie ihr Herz am rechten Fleck haben, dass sie es im Zweifelsfall doch eher gut mit ihnen meinen.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie sich während der nun kommenden Weihnachtstage und dem Jahreswechsel ausschließlich mit solchen Menschen befassen und umgeben, sich ihrer vielfachen Gegenwart überall auf dieser Welt bewusst werden. Machen Sie sich klar, dass dies die Vielen sind, die anderen hingegen die Wenigen. Ein Gruß, ein Lächeln oder ein fester Händedruck mögen ihr Haus nicht wärmen, die Glut, die sie im Inneren entfachen, brennt dafür umso wärmer.

Frohe und gesegnete Weihnachten

Ihr

Stephan Gilliar

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7 Gedanken zu „Von der Kunst warm zu bleiben“

  1. Schöne, wahre Worte…. Euch allen eine gesegnete Weihnacht, Zeit zum inne halten. die Seele baumeln lassen und genießt jeden Augenblick

  2. Es gibt sie, die vielen warmherzigen,hilfsbereiten Menschen!
    Lassen wir uns nicht von den vielen negativen Schlagzeilen und Nachrichten beeinflussen.
    Fangen wir bei uns selbst an,-vielleicht mit einem“ Lächeln unserem Gegenüber“!
    Gesegnete Weihnachten!
    Karin

  3. Ich finde es wunderbar wie die Dinge auf den Punkt bringst.
    Immer wieder schön zu lesen. Danke dafür und auch Dir alles Gute zum Fest.

  4. Vielen Dank für all die Berichte und Zeilen die hier immer wieder zum Nachdenken anregen.
    Euch Hügelländer Bewohner und Menschen allen Gesundheit und besinnliche Weihnachten
    Eine Leserin

  5. Danke für diese lieben Worte und Wünsche verpackt in so ein Bild, wie das mit dem Ofen! Happy birthday, Jesus und viele Geschenke 🎁, also natürlich: allen fröhliche Weihnachten 🌲

  6. Gut geschrieben! Die kritischen Stimmen haben nach meiner Ansicht leider noch eine größere Dimension. Durch die vielen negativen Berichterstattungen in den Nachrichten, die vielen negativen Kommentare in den sozialen Medien und und das viele negative Gestänkere in den persönlichen Gesprächen, fällt es immer schwerer positive Themen in den Mittelpunkt zu stellen. Ich glaube, die Gesellschaft verlernt es geradezu, weil man es zu selten erlebt. Wir sollten uns alle permanent darauf besinnen, möglichst schöne Geschichten zu erzählen. Aus dem permanenten Bashing, dieser permanenten Schelte, wird schnell ein Trend der uns allen leider nicht gut tut, Ängste fördert, Stimmung raubt und viele Nachahmer findet. Wenn wir das nicht wollen, sollten wir bei uns beginnen. Als Heimatbotschafter finde ich jede Menge schöne Geschichten über unsere Region. Das hilft mir persönlich und natürlich auch meinen Gästen.

  7. Stephan Gilliar hat mir mit seinen Berichten dieses Jahr viel Freude gemacht. Ich habe seinen Artikel über Weihnachtsmärkte zum Anlass genommen, einige tolle kleine kurzzeitige Weihnachtsmärkte zu besuchen. Aktuell esse ich mich durch die von ihm empfohlenen Dönerteller. Classy Döner war schonmal spitze. Weiter so Stephan. Bin gespannt auf das was 2024 kommt. Frohe Weihnachten. 🌲

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