Regenschirme, Schnapsgläser, Magnete, Handtücher oder Quietscheentchen – Egal wo sie in Deutschland auf Souvenirs wie diese stoßen, die Chancen stehen verdammt gut, dass sie von Uli aus Ubstadt-Weiher stammen.
Hochsommer in Deutschland, in wenigen Tagen beginnen die Sommerferien. Überall in den Touristenhochburgen schieben sich Urlauber in dichten Trauben durch die Straßen und Gassen der Altstädte. Egal ob das Heidelberg, Rothenburg ob der Tauber, Hamburg, München oder Berlin ist, jedes Jahr ziehen die beliebten Touri-Hotspots Millionen von Menschen an. Viele von ihnen wollen sich gerne an diese schönen Stunden ihres Urlaubs erinnern und kaufen sich daher ein Souvenir. Eine Süßigkeit, ein Magnet für den Kühlschrank, ein Schnapsglas für den Partykeller und und und…
Genau an dieser Stelle kommt Ulrich Strauch ins Spiel. Seit 1992 hat er sich mit seinem Kraichgau-Verlag auf Souvenirs und Reiseführer spezialisiert. Nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei einem Verlag in seiner Heimatgemeinde Dielheim kennt er das Geschäft wie seine Westentasche. Als er vor rund 30 Jahren in die Selbstständigkeit startete, drehte sich alles um die Produktion und den Vertrieb von Reiseführern. Das sind gute alte gedruckte Bücher, mit reichlich Informationen und Bildern über die entsprechenden Städte, verfügbar in unzähligen verschiedenen Sprachen. Dafür war Uli in so ziemlich jeder größeren Stadt Deutschlands unterwegs, nicht nur hier, sondern auch im unmittelbaren europäischen Umland wie beispielsweise Belgien oder Frankreich. Er hat die Fotos geschossen, ein Autor hat die Texte angefertigt und MitarbeiterInnen vor Ort haben die entsprechenden Insiderinfos geliefert.
Die Reiseführer standen anschließend in Souvenirläden, Bücherläden und Tourist Infos zum Kauf bereit. Eine echte Marktlücke. Zwar gab es schon damals jede Menge Reiseliteratur, doch direkt vor Ort und in mehreren Sprachen verfügbar, das war Anfang der 90er noch keine Selbstverständlichkeit. Dementsprechend gut verkauften sich Uli’s Reiseführer, die er mit seinem eigens dafür gegründeten Verlag großräumig vertrieb.
Doch wie in so vielen anderen Branchen auch, wirbelte das in rasendem Tempo größer werdende Internet auch das Geschäft mit Reiseführern auf. Kartensoftware von den großen Playern wie Google oder Apple, komplett umsonst abrufbar, verfügten über einen gigantischen Pool an Daten, der von den Nutzerinnen und Nutzern direkt vor Ort immer weiter gefüttert wurde. Spätestens Anfang der 2000er Jahre wurde Uli klar, damit kann ich nicht Schritt halten, selbst wenn ich die Reiseführer in digitaler Form herausbrächte.
Also verlagerte er sein Geschäft in eine Richtung, in der er zwar auch schon zuvor unterwegs war, bislang aber eher im Nebenerwerb. “Souvenirs, Souvenirs Kauft ihr, Leute, kauft sie ein” sang schon Bill Ramsey vor Jahrzehnten und daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Urlaub sitzt der Geldbeutel eben sehr viel lockerer als im Alltag, das wusste Uli nur zu genau und baute sein Geschäft mit den kleinen und großen Andenken weiter aus. Er überlegte sich eigene Produkte, ließ diese individuell designen und an die jeweilige Marktlage anpassen. Bodensee-Kieselsteine aus Zuckerkram für den Süden Badeenten für die Küste, Handtücher und T-Shirts mit Stadtwappen, Magnete mit touristischen Motiven… bei Ulli gibt es nichts, was es nicht gibt. Containerweise lässt er die Produkte in Übersee, beispielsweise in China oder Indien produzieren und verschifft sie dann nach Deutschland, genauer gesagt in ein unscheinbares Lagerhaus im Industriegebiet am Ubstädter Grenzgraben.
Von hier aus ist der umtriebige Geschäftsmann ständig im Einsatz, fährt mit seinem Lieferwagen alle paar Tage eine andere Stadt an, um seine Produkte an Souvenirläden überall zwischen Konstanz und Kiel zu verkaufen. Was nach Stress anhört, macht Uli Spaß. Er mag es auf Achse zu sein, lange Autofahrten findet er entspannend, auch der Einsatz als One-Man-Show liegt ihm einfach. Zwar hat er für den hohen Norden oder den Osten ein paar Handelsvertreter verpflichtet, ansonsten macht er so gut wie alles alleine: Buchhaltung, Vertrieb, Lager… ein ganzes Unternehmen in Personalunion.
Die 60 hat Uli schon vor einer Weile gerissen, macht sich deshalb Gedanken, wie es für ihn in den nächsten Jahren weitergehen soll. “Mit 70 will ich nicht mehr im Transporter rumkrabble”, sagt er und erzählt von seinem zweiten Standbein, das seine Augen glühen lässt. Zwischenzeitlich betreibt er in Cochem an der Mosel zwei eigene Ladengeschäfte. Dazu gekommen ist er durch die Geschäftsaufgabe einer Kundin, die aus Altersgründen den eigenen Souvenirladen abgeben wollte. Uli zögerte nicht lange und eröffnete in Cochem in der Altstadt seinen ersten eigenen Laden. Zwischenzeitlich ist ein weiterer dazugekommen, ein Süßwarenladen nach alter Väter Sitte, wo Drops, Lutschpastillen, Bonbons und Schokolade mit Kellen direkt in die Papiertüte geschaufelt werden.
Das macht ihm sichtlich Spaß, so sehr, dass er sich sogar vorstellen könnte, ganz nach Cochem überzusiedeln. Daraus wird vermutlich aber in nächster Zeit nichts, denn Gegen das Veto seiner Partnerin kann er nichts ausrichten. “Mein Schatz will nicht” grinst er und zuckt mit den Armen, so dass sich die ganze Crew von Kiss auf seinem T-Shirt ein paar Zentimeter nach oben erhebt. Im Grunde fühlt sich Uli aber auch in Ubstadt pudelwohl, ist hier mehr als angekommen und hat viele Freunde gefunden. Ganz besonders bei den Fasnachtern des Elferrates ist er nicht mehr wegzudenken, freut sich schon jetzt wieder auf die nächste Kampagne und die nächste Saison. “Ich bin eben ein echter Ubstädter Esel”!
Schön…und der ganze Ramsch kommt aus China…weiter wundern!!!
Toll,ich war schon einige mal in cochem und sogar 2 mal dort eingekauft. Ist Welt ist doch ein Dorf!