Am Sonntag wählt Kraichtal (endlich) einen neuen Bürgermeister
Ein Kommentar von Hügelhelden-Herausgeber Stephan Gilliar
Vielleicht spielt die allgegenwärtige Grundanspannung durch Corona hier zusätzlich eine Rolle, doch je mehr Tage bis zum zweiten Wahlgang der Bürgermeisterwahlen in Kraichtal verstreichen, desto nervöser werden die Zuckungen allerorten. Diese Wahl ist eben nicht alltäglich, es gibt keinen sattelfesten Amtsinhaber der gegen defacto chancenlose und nur schwach glühende Herausforderer antritt… nein, im Kraichtaler Fall ist noch vieles offen und kein Buchmacher würde hier Traumquoten anbieten können.
Schon der erste Wahlgang hat viele Überraschungen mit sich gebracht. Zum Beispiel ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das nicht jeder im Vorfeld prognostiziert hätte und auch ein paar nachdenklich stimmende Sidefacts, wie zum Beispiel jener, dass immerhin 31 Wähler/innen ihre Stimme einem Kandidaten gegeben haben, der einst Eva Braun als Gott und Adolf Hitler als Propheten bezeichnet hat. Tja, thats democracy, baby. Erstaunlich ist auch, dass mehrere Kandidaten, die im ersten Wahlgang quasi außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung rangierten, auch am kommenden Sonntag erneut auf dem Wahlzettel zu finden sein werden. Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich stets zuletzt.
Zwischenzeitlich bereitet sich Kraichtal auf den zweiten Urnengang vor und die Stimmung wird angespannter, der Ton rauer. Im Netz versuchen unterschiedliche Strömungen aus den unterschiedlichen Lagern, die Kandidaten der jeweiligen Gegenseite zu provozieren oder sie pauschal als Erfüllungsgehilfen diverser politischer Strippenzieher oder noch abwertender als Parteisoldaten zu diffamieren. Als ob das nicht genug wäre, ergehen sich zudem lokale Parteifunktionäre in einmal mehr kaum durchdacht wirkenden und in ihrer Hybris leicht vermessen anmutenden Wahlempfehlungen. Das Sahnehäubchen bilden am Schluss noch ein paar Halbstarke und mutmaßliche Idioten, die sich darin gefallen Wahlplakate zu zerstören und zu besudeln.
Am souveränsten in dieser stürmischen Phase, verhalten sich die Kandidaten selbst. Keiner lässt sich vom allgemeinen Getöse, das traditionell im Netz am lautesten ausfällt, aus der Ruhe bringen. Keiner springt über die dargebotenen Stöckchen, hochgehalten von notorischen Nörglern und Unruhestiftern. Das muss man allen hoch anrechnen. Doch auch ihre Nerven dürften unter der Haube zwischenzeitlich blank liegen, schließlich geht es nun um alles oder nichts. Wie beim Highlander verhält es sich nämlich auch bei einer Bürgermeisterwahl: Es kann nur einen geben!
In drei Tagen werden wir wissen, wer Kraichtal in den kommenden acht Jahren führen, wer Nachfolger von Ulrich Hintermayer wird. Dann gehen auch die langen Wochen des Wahlkampfes zu Ende, alleine darüber, dürften sich schon viele Kraichtaler/innen freuen – schließlich sind es nicht die einzigen Turbulenzen, mit denen sie sich gerade arrangieren müssen.
Yepp es wird spannend, sehr spannend sogar. Und eine Prognose zu wagen ist äußerst schwierig. Bei meinem Besuch kürzlich in Gochsheim konnte ich mir selbst ein Bild vom Wahlkampf machen. Da gibt es ein Kandidat der sich große Aufmerksamkeit mit seinen Wahlplakaten leistet. Ob das allein ausreicht die Wähler zu motivieren werden wir am Sonntag sehen.