Gemeinsame Sitzung des Projektbegleitkreises und der Arbeitsgruppen: Weiterentwickelte Entwurfsplanung für die Dammrückverlegung wurde vorgestellt und diskutiert
Die über 60 Mitglieder des Projektbegleitkreises und der Arbeitsgruppen zum Rückhalteraum Elisabethenwört haben sich heute (22. Juli 2019) im Sebastianusheim in Philippsburg erneut getroffen. Der Landesbetrieb Gewässer im Regierungspräsidium Karlsruhe stellte zusammen mit seinen Fachplanern den aktuellen Stand der Entwurfsplanung des Rückhalteraums Elisabethenwört vor.
Zu Beginn der Sitzung informierte Referatsleiter Armin Stelzer über die weitere Ausarbeitung der Planung und die Änderungen. Beispielsweise wurde die bisher geplante Länge des Einströmbereiches mit dem entsprechenden Abtrag des bestehenden Dammes im Süden verkleinert. Mit der optimierten Planung wird die Durchströmung insgesamt verbessert und die auentypische Waldentwicklung im mittleren und östlichen Teil des Rückhalteraums begünstigt.
Das Planungsteam, bestehend aus Bauingenieuren, Ingenieuren der Hydraulik und Umweltplanern, berichtete anschließend über weitere aktuelle Aspekte der Entwurfsplanung: so wurde der Verlauf des neuen Hochwasserschutzdammes anhand der Ergebnisse der Vermessungsarbeiten im Frühjahr 2019 überprüft. Der neue Dammverlauf spart, wie bereits bekannt, die Streuobstbestände im Osten des Rückhalteraums aus. Sie bleiben als wertvolle Biotopstrukturen erhalten und werden nicht überflutet. Die Detailplanung berücksichtigt auch die spezielle Situation vor Ort: neben einem Regelquerschnitt sind zwei Sonderprofile mit geringeren Aufstandsflächen vorgesehen, um so den Eingriff in naturschutzfachlich besonders sensiblen Bereichen zu minimieren. Weiterhin erfolgte die Detailplanung der Schluten und Gräben. Einzelne Schluten wurden verlegt um den Eingriff in die Landschaft zu verringern. Die Verlegung wurde mit dem Betreiber der NATO-Pipeline, die den Rückhalteraum quert, abgestimmt. Wichtig für die Teilnehmenden war auch über die Maßnahmen informiert zu werden, mit denen die Bebauung vor zusätzlichen Grundwasseranstiegen geschützt werden. Hier sind sowohl Drainagen als auch Brunnen möglich.
Die Umweltplaner stellten die erwartete zukünftige Entwicklung der Landschaft vor. Je nach Abhängigkeit der Überflutungstage wird sich im Rückhalteraum ein vielfältiges Mosaik aus auentypischen Lebensräumen entwickeln. Die auentypischen Tier- und Pflanzenarten, die teilweise schon vorhanden sind, werden verbesserte Lebensbedingungen finden und zur Erhaltung des Artenreichtums beitragen. Mit dem Wechsel von Auewiesen und Wäldern der Weich- und Hartholzaue wird außerdem der typische Charakter von Elisabethenwört erhalten. Die landwirtschaftliche Studie hat gezeigt, dass eine intensive landwirtschaftliche Nutzung im Naturschutzgebiet aufgrund der wiederkehrenden Überflutungen nicht mehr möglich ist. Die Perspektiven für die Landwirtschaft liegen in der extensiven Nutzung der Wiesen und der Landschaftspflege. Hierfür können zukünftig verschiedene staatliche Fördermittel genutzt werden. Wichtig für die Freizeitnutzung ist insbesondere das Wegekonzept. Eine durchgängige Wegeverbindung von Nord nach Süd bleibt an etwa 340 Tagen im Jahr nutzbar und wird nicht überschwemmt. Im Hochwasserfall sorgt eine Radwegeumleitung außerhalb des Rückhalteraums, die auf einen Vorschlag der Gemeinde Dettenheim zurückgeht, für eine sichere Radwegeverbindung.
Die Teilnehmenden aus den Kommunen und Gemeinderäten, aus Fachbehörden, Verbänden und Vereinen sowie Bürgerinnen und Bürgern konnten im Laufe der Veranstaltungen fachliche Kenntnisse über die sehr komplexen Planungen gewinnen, was einen konstruktiven Austausch zu Detailfragen möglich machte.
Zum Abschluss der Entwurfsplanung sind im Herbst 2019 ein weiterer Newsletter sowie im Herbst 2020 eine abschließende gemeinsame Sitzung des Projektbegleitkreises und der Arbeitsgruppen geplant. Der Genehmigungsantrag wird voraussichtlich in 2020 eingereicht.
Die Dokumentation der gemeinsamen Sitzung und weitere Informationen zur bisherigen Planung finden sich auf der Internetseite www.rp-karlsruhe.de >> Unsere Themen >> Umwelt / Wasser und Boden >> Hochwasserschutz / Integriertes Rheinprogramm >> Rückhalteräume >> Elisabethenwört.
Für Fragen oder die Aufnahme in den Newsletter-Verteiler kann das Email-Postfach rhr.elisabethenwoert@rpk.bwl.de genutzt werden.
- Hintergrund Detailinformationen zu Planänderungen
Hintergrund Planänderung „Abtrag des bestehenden Dammes im Einströmbereich im Süden“. Der Abtrag des bestehenden Dammes im Einströmbereich im Süden wurde verkleinert. Wie in der bisherigen Planung wird künftig das Rheinhochwasser über den Minthe-See zunächst zur südlichen Flutmulde fließen, von wo aus sich das Wasser durch ein System aus Gräben und Schluten im Rückhalteraum verteilen wird. Mit der optimierten Planung wird die Durchströmung insgesamt verbessert und die auentypische Waldentwicklung hin zu Weichholz-Auwälder und Hartholz-Auwälder im mittleren und östlichen Teil des Rückhalteraums begünstigt. Bei weiter steigenden Abflüssen wird auch der Bereich des abgetragenen bisherigen Hochwasserdamms flächig überströmt.
- Hintergrund Planänderung
„Detailplanung des neuen Hochwasserschutzdamm und Sonderprofile“
Die Detailplanung des neuen Hochwasserschutzdammes berücksichtigt auch die spezielle Situation vor Ort: neben einem Regelquerschnitt sind zwei Sonderprofile vorgesehen. Unter Anderem wird in naturschutzfachlich besonders sensiblen Bereichen der Flächeneingriff durch ein Sonderprofil (Verbundbauweise Erdprofil mit Spundwand) verringert.
- Hintergrund Planänderung „Maßnahmen zum Schutz vor zusätzlichem Grundwasseranstieg“ und Meßnetzkonzept
Die Planung sieht Maßnahmen vor um die Bebauung vor zusätzlichen Grundwasseranstiegen zu schützen. Hier sind sowohl Drainagen als auch Brunnen möglich. Für die Festlegung der auszuführenden Variante sollen in Kürze zusätzliche Untergrunderkundungen durchgeführt werden. Die Ergebnisse werden teilweise auch für die Herstellung zweier weiterer Grundwassermessstellen genutzt werden. Der aktuelle Stand des Messnetzkonzeptes und die nächsten vorgesehenen Schritte wurden vom Fachplaner für Grundwasserhydraulik erläutert.
- Hintergrund Detailinformationen Allgemein
Hintergrundinfo Rückhalteraum Elisabethenwört
Der Rückhalteraum Elisabethenwört ist einer von 13 Rückhalteräumen des Integrierten Rheinprogramms (IRP) in Baden-Württemberg. Er soll zur Verbesserung des Hochwasserschutzes am Oberrhein geplant und gebaut werden. Das Projekt ist, wie alle IRP-Projekte am Rhein von öffentlichem Interesse und wurde in der Vergangenheit intensiv diskutiert. In einer Abwägungsentscheidung wurde im Frühjahr 2017 eine kleine Dammrückverlegung die Größe und Betriebsweise des Rückhalteraumes vom Land Baden-Württemberg ausgewählt. Die Entscheidung wurde in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Um eine Dammrückverlegung auf Elisabethenwört umzusetzen, sind entsprechende Baumaßnahmen notwendig. So werden Dämme neu- und umgebaut sowie Maßnahmen zur Füllung und Entleerung des Rückhalteraums umgesetzt. In der Entwurfsplanung werden seit Frühjahr 2017 die einzelnen Maßnahmen detailliert berechnet und geplant. Nach der Entwurfsplanung wird die Genehmigungsplanung erstellt. Hier werden alle Planungsbereiche mit den unterschiedlichen Gutachten und Kartenmaterial bewertet und als Antragsunterlagen zusammengestellt.
Die Einreichung des Antrags ist in 2020 geplant.
Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung
Die frühe Öffentlichkeitsbeteiligung wird vom Vorhabenträger vor der Antragsstellung umgesetzt. Sie startete mit Wiederaufnahme der Planungen 2014. Es wurden ein Projektbegleitkreis und vier Arbeitsgruppen gegründet. Mit einer Projekt-Homepage, Newsletter und öffentlichen Infoveranstaltungen wurde die interessierte Öffentlichkeit informiert und eingebunden. Die Gruppen haben sich in den letzten vier Jahren bei insgesamt 13 Sitzungen und zwei Exkursionen mit der Planung des Rückhalteraumes beschäftigt. Viele Informationen und intensive Gespräche führten teilweise zu einer großen Fachkompetenz und detaillierten Kenntnissen über die sehr komplexe Planung. Die fachlich fundierten Kenntnisse sind eine gute Basis, um in der Entwurfsplanung die Detailfragen der Planung zu besprechen.
Funktionsweise der Dammrückverlegung
Die Überflutungssituation, das heißt die Dauer, Tiefe und Fläche der Überflutungen, hängt vom Wasserstand im Rhein ab. Der Zufluss in den Rückhalteraum beginnt in Teilbereichen bereits ab einer Überschreitung des Mittelwasserabflusses des Rheins. Das Hochwasser fließt im Süden über eine Flutmulde in die Insel. Um diese Flutmulde zu erstellen, werden Teile des aktuell bestehenden Rheinhochwasserdammes rückgebaut. Das Wasser verteilt sich durch ein System aus Gräben und Schluten im Rückhalteraum. Im Norden fließt das Wasser über eine weitere Flutmulde wieder in den Rhein zurück. Damit sind eine optimale Durchströmung sowie der Abfluss des Wassers aus dem Rückhalteraum gewährleistet. Bei höherem Wasserstand erfolgt der Zu- und Abstrom auch über die abgetragenen Dammbereiche.