Ein uralter und magischer Ort
Still und erhaben blickt der Ottilienberg auf das winterstille Eppingen hinab. Kein Laut ist zu hören, nur das Knirschen des frischen Schnees unter den Füßen als wir andächtig diesen besonderen Ort durchwandern. Still ist es hier nicht immer gewesen – der 310 Meter hohe Berg kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die ihren Anfang bereits vor vielen tausend Jahren in der Jungsteinzeit nahm. Schon damals haben sich die ersten Menschen auf diesem markanten Hochplateau niedergelassen. Ausgrabungen haben Spuren dieser ersten Siedlungen zu Tage gefördert.
Ort der Magie
Das diesem Ort eine besondere Magie innewohnt, ist schon seit langer Zeit bekannt. Man nimmt an, dass der Ottilienberg über einen langen Zeitraum als Zufluchts- und Kultstätte gedient hat. Noch heute ist diese Aura zu spüren. Hört man aufmerksam zu, so vernimmt man das Raunen verborgener Ströme die schon von Jahrhunderten die Menschen an diesen Ort zogen.
Ort des Widerstandes
Durch seine exponierte Lage ließ die militärische Erschließung des Berges nicht lange auf sich warten. Zwischen 850 und 450 vor Christus, in der römischen Eisenzeit, wurde hier der erste Ringwall errichtet. Weitaus bekannter und noch heute zu erahnen, sind die Befestigungsanlagen der „Eppinger Linien“. Diese wurden während des Pfälzischen Erbfolgekrieges durch Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden – besser bekannt als Türkenlouis – in einem großen Kraftakt angelegt. Es handelte sich dabei um einen hoch komplexen Verteidigungsring der über eine Länge von 86 Kilometern von Weißenstein bei Pforzheim über Mühlacker, Sternenfels, Eppingen bis nach Neckargemünd reichte. Mit dieser strategischen Meisterleistung wollte der Türkenlouis die Plünderung der Ländereien durch französische Truppen verhindern – sogar Kanonenbatterien wurden hier stationiert.
Ort des Glaubens
Auch die Römer spürten die spirituelle Ausstrahlung des uralten Berges und errichteten dort eine Tempelanlage. 1473 wurde schließlich vom Adelsgeschlecht von Gemmingen zu Ehren der heiligen Ottilie eine Wallfahrtskapelle gebaut. Nun ahnt man auch, woher der Berg seinen Namen hat. Zusätzlich zur Kapelle wurden ein Friedhof und einige kleinere Wirtschaftsgebäude errichtet. Im 16. Jahrhundert kaufte die Stadt Eppingen dann die Anlage vom Wilhelmitenkloster Marienthal. Mehrere Kriege veränderten über die Jahre das Antlitz des Ortes sehr. Das Langhaus der Kapelle wurde vermutlich im Dreißigjährigen Krieg zerstört und als am 5. April 1945 amerikanische Bomber ihre tödliche Fracht auf den Ottilienberg regnen ließen, brannte die Kapelle vollständig aus. In den Fünfziger Jahren wurde das Bauwerk in einfacher Weise wieder instand gesetzt und dient seither als beliebter Ausflugsort und Schauplatz gelegentlicher Gottesdienste. Seit nunmehr 40 Jahren verwaltet der Odenwaldklub die Geschicke des Ottilienberges, die Anlage ist aber für jedermann frei zugänglich.
Quellen: Hansjürgen Hoffmann, Wikipedia, Edmund Kiehnle,Karl Dettling,Franz Gehrig