Klingt Badisch doof?

| ,

Wie unser Dialekt im Kraichgau auf andere wirkt..

von Philipp Martin

Ganz ehrlich, über die Art und Weise wie ich spreche habe ich mir eigentlich nie großartig Gedanken gemacht. Man macht eben den Mund auf und sagt was man zu sagen hat. Odder onnerscht: Ma babbelt ewwe oifach los.. Mit der Muttermilch aufgesaugt habe ich unsere lokale Variante des Badischen aber nicht, die Familie kam vor Generationen ursprünglich aus Hannover, wo bekanntlich die mutmaßlich unverfälschteste Variante unserer deutschen Sprache gesprochen wird.. Meiner Meinung nach übrigens so unverfälscht und akzentuiert, dass es schon wieder unangenehm klingt. Sei es drum, an den eigenen Wurzeln lässt sich eben nicht zerren.

Seit ich 4 Jahre alt bin lebe ich im Kraichgau und habe mir den Dialekt “learning-by-doing” beigebracht.. wie ein gebürtiger Hügelländer werde ich vermutlich niemals sprechen, tue aber mein Bestes. Als Kraichgauer Patriot liebe ich unseren Dialekt. Er ist gemütlich, er ist sympathisch und auf seine ganz eigene Weise liebenswert. Auswärtige scheinen das nicht immer so zu sehen.. Neulich saß ich beruflich bedingt mit einer Delegation aus Niedersachsen mit einem Bier auf der Terrasse, als mir einer von ihnen unverblümt seine Meinung mitteilte, die Art und Weise wie wir hier sprechen würde auf ihn ziemlich einfältig und zudem recht maulfaul wirken. Das hatte gesessen, hat mich wirklich getroffen. Aber keine Sorge, ich habe in der hohen Kunst des badischen Gebruddels unsere Pfründe verteidigt und ihm ein paar hinner d´Leffel angedroht und dazu natürlich die Mutter aller badischen Drohungen: “Uffbasse!”

Ich gebe zu, ich habe gegenüber manch anderem Dialekt auch ein paar irrationale Vorbehalte. Für mich klingt beispielsweise das Schwäbische irgendwie dämlich und bei manchen ostdeutschen Dialekten frage ich mich, ob dort die Partnersuche außerhalb der eigenen Sprachfamilie überhaupt gelingen kann. Dennoch würde ich jeden Dialekt, egal ob aus dem Osten, dem Westen, dem Norden oder dem Süden jeglichem globalisierten Denglisch-Geschwätz vorziehen. Dein eigener Dialekt ist ein kleines Stück deiner Heimat und “e bissle isch immer no besser wie gar nix”. Ob du in Berlin, Paris oder New York unterwegs bist und vor lauter Heimweh nicht weiter weißt…ein besänftigendes “Numme net huddle” bewirkt sofort, dass du dich gleich wieder wie zuhause in Brusl, Bredde oder Eschdringe fühlst.

Der Einfachheit halber spreche ich hier ganz pauschal vom badischen Dialekt, dabei wissen wir alle – das eine einzige Badisch gibt es gar nicht. Die Varianten die man in Südbaden sprich, stammen vom Alemannischen ab und haben mit unserem nordbadischen Dialekt kaum etwas gemeinsam. Selbst bei uns im Kraichgau spricht man in der einen Ortschaft schon gänzlich andere Mundart, als im Nachbardorf.

Wenn ich Perlen wie “alla hopp”, “moch kei Ferz” oder den universellen Gruß “unn? wie?” höre, geht mir einfach das Herz auf. Ein Dialekt ist keine Unart, die es hinter sich zu lassen gilt, ein Dialekt ist in Worte gegossenes Zuhause. Und wenn das ennem Neigschmeckte aus Niedersachsen nicht passt, dann konner uns grad de Buggel nunner rudsche.

Vorheriger Beitrag

Tommys endgültige Tipps für das beste Peter-und-Paul-Fest aller Zeiten

Ein dutzendfaches „Ja, ich will“

Nächster Beitrag

9 Gedanken zu „Klingt Badisch doof?“

  1. Erst als ich nach langjährigem Auslandsaufenthalt wieder unseren Dialekt hörte, fühlte ich jetzt bist Du wieder daheim.

  2. Ich war mal in Flensburg und ging dort in einen kleiden Eisladen. Ich habe mich bemüht Hochdeutsch zu sprechen, aber irgendwie ist immer ein Wort im Dialekt dabei. Ich wurde von der Verkäuferin mit einem „Sin Sie aus äm Ländle?“ begrüßt. Ich fand das richtig toll. Dass das Ländle schwäbisch ist und ich badisch rede hat mir in dem Moment gar nichts aus gemacht. Die Richtung stimmt.

  3. Als Norddeutsche lebe ich seit jetzt schon 30 Jahren in Bruchsal. Ich liebe das Norddeutsche Plattdüütsch und ich liebe das Badische.
    Wie sagt mein Mann immer?: „Dumm gschwätzt is gleich!“
    Macht weiter so.
    Grüßle

  4. Vor sieben Jahren bin ich als waschechter (Ober-)Schwob ins badische Kraichtal zu meinem Partner gezogen. Anfangs sagte ich, ich bin zur Entwicklungshilfe und zum kulturellen Aufbau hier. Des badische Gebabbele war etwas gewöhnungsbedürftig. Auch die Kartoffelsuppe mit Quedschekuchen ist bis heute noch nicht mein Ding😉. Inzwischen kam es zu einer schwäbisch- badischen Fusion, wir haben geheiratet! Ich bin glücklich hier.

  5. Ich bin ein waschter Badener, der auch noch in der Hauptstadt, der Badischen, geboren wurde. Gega d‘ Schwoba hawwe‘ ich nix, zumindest nix was hilft. Wobei ich klar sage: es gibt auch sehr nette Schwoba.

Kommentare sind geschlossen.