Seit Wochen wartet Familie Gärtner aus Weiher auf die Wiedereröffnung ihres Sportparks nach dem Lockdown
Öffnet man die gläsernen Flügeltüren zum Sportpark Gärtner in Ubstadt-Weiher, schlägt einem normalerweise eine bunte Mischung unterschiedlicher Geräusche entgegen. Das Klacken und Ploppen der Tennis- und Badminton Bälle auf dem Hallenboden, das Quietschen von Turnschuhen, das Pumpen der Gewichte und Geräte im Fitnessstudio und natürlich fröhliches Geschnatter aus dem Bistro. Doch seit dem Beginn des Lockdowns am 17. März, hat sich in den ansonsten so belebten Hallen Stille breit gemacht. Um der weiteren Ausbreitung des Coronavirus Einhalt zu gebieten, mussten landesweit alle Fitnessstudios und Sporteinrichtungen schließen, auch der Sportpark Gärtner.
Schon Tage vor der Schließung habe man gemerkt, dass immer weniger Leute kommen, erzählt Jürgen Gärtner, der bei unserem Besuch gerade beim Mittagessen mit seiner Frau Uschi und den beiden erwachsenen Kindern Lena und Manfred sitzt. Die Leute waren verunsichert, die Stimmung war sehr gedrückt, erinnert sich der leidenschaftliche Tennisspieler, der den Sportpark bereits in zweiter Generation führt.
Draußen vor dem Gebäude warten mehrere Tennisplätze auf die ersten Matches der gerade gestarteten Saison. Jeder Tag an dem der Platz nicht bespielt wird, schadet dem Untergrund und dem Material. Dass selbst hier im Freien immer noch dieselben, harten Maßnahmen der ersten Stunden gelten, können die Gärtners nicht nachvollziehen. Während Läden, Großmärkte und Museen wieder öffnen dürfen, warten Sie hier nach wie vor auf den Startschuss. Warum man sich beim Tennis mit einem Abstand von weit über 12 Metern zwischen beiden Spielern eher anstecken sollte, als dicht gedrängt im Baumarkt, erschließt sich hier niemandem so recht. Etwas drastischer ausgedrückt hat dieses Dilemma so oder ähnlich erst kürzlich der Kabarettist Dieter Nuhr: Um sich beim Tennis mit Corona zu infizieren, müsste ein Spieler den Ball ablecken und der andere ihn essen.
Bis die Politik endlich wieder grünes Licht gibt, bleiben die Bälle also zunächst noch im Korb, die Sauna kalt und die Hanteln im Ständer. Für die Familie Gärtner heißt das in der bitteren Konsequenz: Die Ausgaben laufen fast unvermindert weiter, Einnahmen gibt es dagegen so gut wie keine. Gerührt habe sie aber das Miteinander und die Solidarität ihrer Mitglieder, berichtet Uschi Gärtner. Viele hätten angeboten ihre Mitgliedsbeiträge trotz der Schließung weiter zu bezahlen, damit der Sportpark nicht in finanzielle Schieflage gerät. Dieses familiäre Miteinander ist einfach toll, bestätigt auch Lena Gärtner. Viele der treuen Stammkunden könnten es gar nicht mehr erwarten, wieder einmal richtig ins Schwitzen kommen. Manche buchen gar prophylaktisch Tennisplätze für jedes Wochenende im Voraus, obgleich noch überhaupt kein Termin für die Wiedereröffnung steht. Damit die Kunden nicht gänzlich aus der Übung kommen, haben Lena, Manfred und ein Teil der Crew eine Art digitales Workout auf die Beine gestellt. Jede Woche gibt es so zwei geführte Übungen per Video über den Facebook- oder den Instagram-Auftritt des Sportparks zu erleben.
Trotz der unfreiwilligen Schließung und den vielen Fragezeichen am Horizont, ist die Stimmung bei den Gärtners aber dennoch gut. Die freie Zeit wird genutzt um das große Anwesen und den Sportpark auf Vordermann zu bringen und ein paar anstehende Renovierungen durchzuführen. Klagen und jammern kommt ihr dabei nicht richtig vor, stellt Uschi Gärtner fest. Die Großeltern hätten während des Krieges ganz andere Krisen durchgemacht, die Ungewissheit damals war doch sicher um einiges schlimmer als heute.