Simuliertes Zugunglück am Rollenbergtunnel 2018 – Vor vier Jahren probten hunderte Helfer den Notfall
Video-Doku zur Großübung auf der Schnellbahnstrecke bei Bruchsal
Spektakulär und wichtig: Die größte Katastrophenübung des Landes
Großalarm in Bruchsal. Um 23.30 Uhr am 19. November 2018 empfängt die Notleitstelle der Deutschen Bahn die Meldung “ICE von Stuttgart Richtung Mannheim im Rollenbergtunnel entgleist – Ausmaß des Schadens unklar”.
Vor Ort angekommen treffen die Rettungs und Hilfskräfte – darunter die regionalen Feuerwehren aus Bruchsal, Kraichtal, Ubstadt-Weiher, Forst, Bad Schönborn und Bretten auf ein Bild des Grauens. Durch die Entgleisungen bei hoher Geschwindigkeit wurden zahlreiche Menschen im Zug schwer verletzt – einige davon auch tödlich.
Während die Einsatzkräfte auf die speziellen Rettungszüge der Bahn warten, beginnen Sie damit die Situation im Zug zu erfassen und so viele Menschen zu retten wie möglich. Es gilt die Verletzten an eine schnell errichtete Sammelstelle zu transportieren um unverzüglich mit der medizinischen Versorgung beginnen zu können. Auch verwirrte und leicht verletzte Passagiere, die mitunter desorientiert in der 3300m langen Tunnelröhre unterwegs sind, müssen gefunden und versorgt werden, Unterstützung erhalten die lokalen Rettungskräfte schließlich durch die eintreffende Mannschaft der Rettungszüge aus Mannheim und Stuttgart. Deren spezielles Equipment ermöglicht den effizienteren Abtransport der Verletzten aus dem havarierten Zug. Auch wenn es sich bei diesem Szenario nur um eine großangelegte Übung handelt, ist die Atmosphäre vor Ort durch die realistische Darstellung beklemmend.
Auch am rund 3,5 km entfernten Ostportal des Rollenbergtunnels haben die Rettungskräfte ganze Arbeit geleistet und ein improvisiertes Lazarett aufgeschlagen, dass die Erstversorgung der vielen Verwundeten gewährleisten soll. Hier eintreffenden Passagiere werden vom Notarzt einer Ersteinschätzungen unterzogen und dann entsprechend des Grades ihre Verletzungen behandelt. Nur mit Pragmatismus, einer klaren strukturierten Denkweise und fachlich rationalen Entscheidungen können in einer solchen Situation die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Fast 800 Rettungskräfte nehmen an diesem simulierten Katastrophenszenario auf der Schnellbahnstrecke bei Bruchsal teil, ein jeder weiß was er zu tun hat und was seine Aufgaben sind. Koordiniert wird der Gesamteinsatz aus der schnell errichteten Leitstelle im Bruchsaler Rathaus, Einsatz-Zentren vor Ort bilden die entsprechenden Brückenköpfe für eine reibungslose Kommunikation.
Eingebunden in die Übung ist auch die Notaufnahme der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal. Hier treffen im Minutentakt die verwundeten Patienten nach ihrer Erstversorgung vor Ort ein. Ähnlich wie bei der notfallmedizinischen Betreuung direkt am Unfallort, werden sie dir direkt am Eingang der Notaufnahme begutachtet und anhand ihrer Verletzungen mit entsprechender Dringlichkeit kategorisiert. Während in der Bruchsaler Klinik die am schwersten Verwundeten bereits in den Operationssaal geschoben werden, gehen die Rettungsarbeiten an beiden Portalen des Rollenbergtunnels unter Hochdruck weiter.
Das Zusammenspiel der vielen unterschiedlichen Rettungskräfte funktioniert gut, lediglich die Kommunikation hätte an manchen Stellen besser funktionieren können, so erste Einschätzungen am Morgen danach. Aber genau dafür sind diese Szenarien, so aufwendig sie auch sein mögen, am Ende gut – Um zu üben, besser zu werden und im Ernstfall gut gewappnet zu sein.
Dieser Beitrag erschien erstmals im November 2018