Abenteuer im Stettfelder Eisengrubenwald
Wer vom Ubstadt-Weiherer Ortsteil Stettfeld bergauf in Richtung Himmelreich marschiert, der passiert kurz vor dem Höhenkamm ein kleines Waldstück. Direkt an dessen Rand findet sich einer der schönsten Grillplätze im gesamten Kraichgau, schattig gelegen, mit herrlicher Fernsicht und ausgestattet mit Waldspielplatz und Grillhütte. Wirklich interessant und spanend ist aber das kleine Waldstück im Rücken des Grillplatzes. Selbst dem ungeübten Auge dürfte auffallen, dass dieses kleine Stück Forst anders aussieht, als man es im Kraichgau gewohnt ist. Wo man auch hinsieht, weist der Waldboden tiefe Einschnitte, Gruben und Hügel auf – im Sommer erinnert das Ganze ein bisschen an das Auenland aus Herr der Ringe.
Für Kinder ist diese kleine Ecke ein echter Abenteuerspielplatz – weitaus beliebter als die Spielgeräte auf dem nahe gelegenen Grillplatz. Mit dem Mountainbike lässt sich hier der eigene Adrenalinpegel ordentlich in die Höhe treiben, Rutschpartien auf dem eigenen Hintern sind vermutlich genauso beliebt wie “Räuber und Gendarm-Spiele”, Verstecken, Fangen und Co.
Doch was hat es eigentlich mit diesen ungewöhnlichen Gruben im Stettfelder Wald auf sich? Wäre man auf der Schwäbischen Alb, könnte man an Dolinen denken, doch diese sind im Kraichgau nicht gerade typisch. Des Rätsels Lösung findet sich auf einem kleinen Hinweisschild am Eingang des Waldes. Wie der Heimatverein Ubstadt-Weiher recherchieren konnte, handelt es sich bei diesem Waldgebiet tatsächlich um ein ehemaliges Bergwerk. Vor etwa 200 Jahren wurde hier sogenannter Ölschiefer abgebaut, ein Rohstoff aus dem damals Zement und Asphalt hergestellt wurde. Zudem gruben die Bergleute Schächte in den Waldboden um Eisenoolith zu gewinnen, ein Material das für die Eisenproduktion eingesetzt werden konnte. Mitte des 19. Jahrhunderts fand sich so in Stettfeld eine richtige kleine Bergarbeiterstadt, mit zahlreichen Gebäuden und vielen Bergleuten im täglichen Einsatz.
Gegen 1884 wurden die Arbeiten allerdings eingestellt, da sich der Abbau finanziell einfach nicht mehr rentierte. Mittlerweile sind alle Gebäude und Maschinen längst verschwunden, die Gruben erinnern aber noch heute an die Geschichte des kleinen Waldstückes, das heute bezeichnenderweise den Namen Eisengrubenwald trägt.