Im Tal der Hölle

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Eine Wanderung entlang der wilden Ravenna und durch das Höllental

Wer durch die dunklen Täler und Schluchten des Schwarzwalds wandert, kommt nicht umhin sich vorstellen zu müssen, wie es hier wohl noch vor ein- oder zweihundert Jahren ausgesehen haben muss. Als sich noch keine breiten Straßen oder die Adern der Eisenbahn ihren Weg durch den dichten Forst und das unwegsame Land bahnten. Die Naturgewalten bestimmten damals das Leben der wenigen Menschen, die hier in kleinen Siedlungen versuchten dem wilden Land ihre Lebensgrundlage abzutrotzen. Die Erschließung des Schwarzwaldes war zweifelsohne eine menschliche Meisterleistung, jedoch eine die mit reichlich Blut bezahlt werden musste. Viele Arbeiter ließen ihr Leben als sie mit einfachstem Werkzeug und bloßen Händen Passagen durch das unwegsame Land errichteten.

Das Höllental ist hierfür ein gutes Beispiel. Heute wälzen sich Automassen auf der viel befahrenen Bundesstraße, zwischen ihren bis zu 600 Meter hohen Steilwänden hindurch. Früher jedoch glich der Aufstieg durch das Höllental einem echten Abenteuer, ein Wagnis das wohl überlegt sein wollte. Je nach Jahreszeit und Witterung war dies ein Unterfangen, das von Beginn an zum Scheitern verurteilt war. So waren es französische Soldaten die bereits vor Jahrhunderten der unwegsamen Kluft den Namen „Val d’enfer“ – Höllental gaben.

Aufgrund der großen Verkehrsbelastung ist eine Wanderung im Höllental nicht zu empfehlen, teilweise gibt es noch nicht einmal genügend Platz für Spaziergänger neben der vierspurigen Straße. Vielmehr empfiehlt sich ein Ausflug in die wilden Seitenarme des Höllentals, beispielsweise in die wunderschöne Ravennaschlucht, über die sich das imposante Viadukt der Höllentalbahn spannt. Am entspanntesten kommt man dorthin, wenn man mit der Bahn nach Hinterzarten fährt und von dort aus den Abstieg talwärts in Angriff nimmt. Auf diese Art und Weise kann man bequem bis nach Freiburg hin abwandern und von dort mit der Bahn wieder nach oben fahren. Ein ruhiger Sonntagsspaziergang ist das Ganze aber nicht, wer in der Schlucht wandert, muss Geschick, Ausdauer, gutes Schuhwerk und am besten Wanderstöcke mitbringen. Gerade bei Regen sollte man auf die Wanderung verzichten, die nassen Steine und die teilweise sehr engen und steilen Pfade sind dann äußerst glitschig, ein Sturz aufgrund der mangelnde Zugangsmöglichkeiten für Rettungskräfte ist hier eher nicht zu empfehlen.

Wer es etwas sportlicher mag, der kann die Tour selbstverständlich auch beim Hofgut Sternen im unteren Höllental in Angriff nehmen. Beim Höllsteig gibt es eine Bushaltestelle, die bei Wanderern sehr beliebt ist. Ab hier können sie dem ausgewiesenen Wanderpfad Folgen, der immer durch eine gelbe #gekennzeichnet ist. Den ersten Wegabschnitt können sie unmöglich übersehen, führt er sie doch unter dem imposanten Ravennaviadukt hindurch, einer Eisenbahnbrücke die schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und immer noch für Staunen sorgt. Ab hier wird der Weg schon recht steil und eng. Folgen Sie dem Pfad bis sie auf einen kleinen Weiher stoßen und orientieren sie sich dann am kleinen Flüsschen Ravenna, das je nach Wetterlage auch durchaus wild in seinem Bett talwärts rauschen kann. Der folgende Streckenabschnitt führt sie entlang des Wassers und über mehrere Brücken immer wieder über selbiges hinüber.

Da man es nicht oft genug sagen kann: Bei feuchtem Wetter oder nach Regenfällen ist die Strecke mit Vorsicht zu genießen. Es gibt ein paar sehr schmale Abschnitte.. Pfade die sich nur wenige Zentimeter breit an die hohen Felsen schmiegen und die in feuchtem Zustand sehr rutschig und damit auch sehr gefährlich sein können. Wenn Sie hier etwas unsicher sind, warten Sie lieber auf eine längere Schönwetterperiode.

Wenn Sie diesen Abschnitt geschafft haben, werden sie mit einem echten Stück Schwarzwälder Handwerksgeschichte belohnt. Die sogenannte Löffelschmiede wurde von mehreren hundert Jahren errichtet und machte sich für ihre großen Schmiedehammer die Kraft des herabstürzenden Wassers zunutze. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden auf diese Art und Weise – der Name sagt es – Löffel hergestellt. Im Löffeltal selbst können Sie noch einiges mehr entdecken, gluckernde Quellen überall und natürlich auch Sägewerke, die nach alter Väter Sitte erbaut wurden.

Sie haben nun den oberen Abschnitt der Schlucht erreicht, ab hier wird der Weg deutlich einfacher. Das Land öffnet sich nun und sie erreichen Hinterzarten, dass ich perfekt für eine Einkehr und eine warme Mahlzeit eignet. Von hier aus können Sie nun mit der Bahn wieder Richtung Freiburg fahren oder alternativ den Abstieg über das Löffeltal wählen.

Wer sich unsere Route genau anschauen möchte, der findet der taillierte Hinweise und selbstverständlich auch eine Karte auf der Internetseite der Hochschwarzwald Tourismus GmbH. Hier lassen sich auch die GPS Daten herunterladen und eine PDF mit allen Infos erstellen.

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1 Gedanke zu „Im Tal der Hölle“

  1. Ein toller Bericht!
    Aber: Natur nur noch in den Seitentälern.
    Wieder ein Tal, das dem Verkehr geopfert wurde.
    Und wenn wir alle da hin fahren, wirds noch mehr.

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