Helau statt Oje 

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Noch nie war Lustig wichtiger – Die Fasnachtsgesellschaften starten in die fünfte Jahreszeit

Die Tage um den 11. November geht es in der Region immer hoch her. Wenn Captain Covid nicht gerade den Spaßkutter zu einem Zwangsaufenthalt im Trockendock nötigt, beginnt um diese Zeit das, was Narren als “fünfte Jahreszeit” bezeichnen. Fasnet, Fastnacht, Fasnacht, Fasching oder Karneval… Egal welcher Name dafür regional verwendet wird, es geht im Kern immer darum, den Winter abzuschütteln und vor der Fastenzeit nochmal den Bären tanzen zu lassen. Am 11.11 gibt es wegen exakt dieser Schnapszahl schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was im Frühjahr seinen Höhepunkt erleben wird. Die ebenfalls auf die Zahl 11 zurückzuführenden Elferräte feiern bereits im November an und geben einen Ausblick auf die Kampagne der beginnenden Saison. 

Wie groß die Sehnsucht nach etwas Ausgelassenheit, Zerstreuung, Spaß und Ablenkung in diesem Jahr ist, konnte man bei der Mutter aller Karnevals-Ouvertüren in Köln beobachten. So viele Menschen wie selten zuvor standen in den Straßen wie die Ölsardinen nebeneinander, feierten so ausgelassen, dass selbst die Straßenbahn ihren Weg nicht durch das Gedränge fand. Auch in der Region begrüßten Unzählige ausgelassen und fröhlich die fünfte Jahreszeit, egal ob in Östringen, Stutensee, Graben-Neudorf, in Bruchsal oder in Ubstadt-Weiher. 

In letzterem ließ man es am Samstagnachmittag ordentlich krachen, selbstverständlich nicht um Punkt 16 Uhr, sondern im Sinne der verrückten 11 – um 16 Uhr und 11 Minuten. Nach tosender Gute-Laune-Musik der Guggenmusiker der Weiherer Hardtseegugga und dem üblichen, fröhlichen Schlagabtausch mit Bürgermeister Tony Löffler, gab Elferratspräsident Thomas Procyk das Motto der diesjährigen Kampagne bekannt. “Ubstadt´s Esel ist bereit für die Helden der Kindheit“, so die im leicht holprigen Versmaß gesetzte rote Linie der Saison 2021/22. Die dazugehörige Illustration zeigt Figuren wie Ernie und Bert, Garfield oder Micky Maus. 

Den Schwerpunkt auf fröhliche und unbedarfte Nostalgie zu legen, ist in diesem Jahr ganz sicher die richtige Entscheidung. Kaum ein aktuelles Thema eignet sich derzeit für einen fröhlichen Rahmen. Anstatt sich mit den bitteren Pillen der Gegenwart wie Inflation, Krieg, Pandemien und Umwelttragödien und dem damit einhergehende, medialen Sperrfeuer zu quälen, laden die Ubstäder Narren stattdessen zur Realitätsflucht in die goldenen Tage der eigenen Kindheit ein. 

Dafür kann man ihnen nur danken. Ihnen und all ihren Gleichgesinnten überall in den kleinen und großen närrischen Hochburgen landauf und landab. Wie hat Hape Kerkeling doch so schön gesungen: “Jeder braucht in dieser Zeit, ein kleines bisschen Witzigkeit”.

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