Wie die Polizei Karlsruhe in einer aktuellen Erklärung an die Medien mitteilt, rief ein möglicher Nachbarschaftsstreit am Samstagabend die Einsatzkräfte in Sulzfeld auf den Plan.
Nach ersten Angaben trafen die Beamten vor Ort auf einen am Arm verletzten Säugling, dessen Mutter behauptete, ein Nachbar hätte das Kind angeschossen. Wie sie dabei näher ausführte, hätte es bereits in der Vergangenheit einen länger anhaltenden Streit der Familie und dem Bewohner des Nachbaranwesens gegeben.
Unter Berücksichtigung dieser Hinweise fuhr die Polizei den vermeintlichen Tatort mit einer entsprechend erhöhten Anzahl an Einsatzkräften an, darunter Beamte des Polizeireviers Bretten, der Polizeihundeführerstaffel, sowie einer Einsatzgruppe der Bereitschaftspolizei Bruchsal. Die Einsatzkräfte trafen vor Ort den beschriebenen Nachbarn auf offener Straße an und nahmen ihn vorläufig fest. Nach polizeilichen Angaben wies er dabei deutliche Anzeichen einer Alkoholisierung auf, ein entsprechender Test ergab nach Polizeiangaben einen Wert von knapp zwei Promille.
Nach Schilderung des Vaters, hätte das Kind im Garten plötzlich und vermeintlich grundlos zu schreien angefangen, zuvor hätte er ein Zischen wahrgenommen. Aufgrund dieser Umstände und der daraufhin entdeckten blutenden Wunde und einem blauen Fleck am Oberarm des Kindes, hätte der Vater die Schlussfolgerung gezogen, auf das sechs Monate alte Kind sei geschossen worden. Ob dies wirklich der Fall war, steht zur Stunde noch nicht fest. Der Säugling wurde zur Versorgung der Wunde in ein Krankenhaus gebracht, Lebensgefahr bestand zu keinem Zeitpunkt.
Noch am selben Abend wurde auf Anordnung des Bereitschaftsdienstes der Staatsanwaltschaft Karlsruhe das Anwesen des Nachbarn von der Polizei durchsucht. Dabei fanden die Beamten mehrere Gewehre, für die der Hausbewohner allerdings eine entsprechende Erlaubnis nachweisen konnte. Für eine weitere gefundene Schusswaffe, fehlt dieser Nachweis offenbar bislang. Nach ersten Einschätzungen kam für die Verletzung des Säuglings allerdings keine der aufgefunden Waffen infrage. Im Zuge der weiteren Durchsuchung fanden die Beamten allerdings auch Munition für eine Luftdruckwaffe in einer Scheune, wie die Polizei Karlsruhe weiter in ihrer Mitteilung ausführt.
Der vorübergehend festgenommene Mann wurde nach Abschluss der ersten Maßnahmen wieder auf freien Fuß gesetzt, das Kriminalkommissariat Bruchsal hat nun die weiteren Ermittlungen übernommen.
Update 3.Juli -Polizei Karlsruhe
Im Rahmen der bislang durchgeführten, kriminalpolizeilichen Ermittlungen einschließlich kriminaltechnischer Spurenbetrachtung ist nach derzeitigem Erkenntnisstand davon auszugehen, dass der 56-jährige Tatverdächtige am Samstagabend sorglos in seinem Garten mit einem Luftgewehr geschossen hat. Dabei könnte ein Projektil von einem Sichtschutzzaun abgelenkt worden sein und auf dem Nachbargrundstück einen sechs Monate alten Jungen leicht verletzt haben, der sich zu diesem Zeitpunkt im Freien aufhielt. Trotz dieses gefahrenträchtigen Verhaltens liegen der Polizei mit diesem Ermittlungsstand keine konkreten Hinweise vor, wonach der Beschuldigte beabsichtigt hatte, den Jungen gezielt zu verletzen.
Unter Vermittlung sollen die Eltern des verletzten Kindes und der 56-jährige Verdächtige ihre anhaltenden Streitigkeiten nunmehr besprochen und befriedet haben. Beamte des Polizeireviers Bretten hatten bis dahin mit verstärkten Präsenzmaßnahmen und direkter Ansprache an die Beteiligten dafür Sorge getragen, dass der Streit nicht erneut eskaliert.
Gegenüber der Polizei verhielt sich der Verdächtige kooperativ. Gegen die polizeiliche Sicherstellung aller Waffen und Munition aus seinem Besitz erhob er keinen Widerspruch und verzichtete auch auf eine mögliche spätere Zurückgabe.
Das Kriminalkommissariat Bruchsal führt weiterhin die kriminalpolizeilichen Ermittlungen, nun unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung und waffenrechtlicher Verstöße. Die zuständige Waffenbehörde wird an den Ermittlungen und deren Ergebnissen beteiligt.