Ein Ort außerhalb der Zeit

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Wer sich darauf einlässt, erfährt im Wald Ruhe, Kraft und Heilung

Eine Anleitung für eine einfache aber wirkungsvolle Meditation der Ruhe und der Achtsamkeit

Vielleicht ist dieser Gedanke für Dich genauso tröstlich, wie er es stets für mich war: Wann immer Dir das Rauschen der Welt da draußen zu laut, ihr Drängen und Treiben zu viel und die Last auf deinen Schultern zu schwer wird – es gibt einen Ort an dem Du zur Ruhe kommen und Dich erneuern kannst. Egal zu welcher Tages- und Jahreszeit Du in das ruhige und dichte Dickicht des Waldes eintauchst, bereits nach wenigen Schritten fällt ein Teil der sorgenbehafteten Schwermut von Dir ab.

Seit ich zurückdenken kann, habe ich mich immer dann in den Wald zurückgezogen, wenn mir das Rauschen des Alltages über den Kopf gewachsen ist und ich einen Rückzugsort brauchte, um meine Wunden zu lecken. Der Wald kennt keine Hektik, keine Eile – er ist vielmehr der Gegenpol zu diesen beiden Begrifflichkeiten. Obgleich auch hier die Grundbedingungen des Lebens – Beginn, Niedergang und Neuanfang stets präsent sind, ist doch die Zeit hier nur ein zahnloser Tiger. Alles läuft viel langsamer ab als in der Welt drumherum, will Dich erden und Dich entschleunigen.

Natürlich kannst Du auch hier auf Dein Smartphone starren, mit dem Mountainbike über Stock und Stein rasen oder atemlos Deines Weges joggen, doch ich rate Dir: Tu es nicht! Öffne Dich und gib dem Wald eine Chance Dich ganz tief in deinem Inneren zu erreichen. Wenn Du es zulässt kann die uralte Kraft die sich an diesen Orten sammelt, Dir echte Ruhe Stärke und Heilung ermöglichen.

Eine Meditation nur für Dich

Begib Dich dazu in ein altes Stück Wald – kein kraftloses Wäldchen mit jungen zarten Bäumchen und weiten lichten Flächen. Such Dir einen Ort an dem Du eine Zeit lang allein und ungestört sein kannst, wo Du keine Straße oder sonstige Eindrücke der äußeren Welt mehr wahrnehmen kannst. Setz Dich auf den Boden oder lehne Dich gegen einen Baum, schließe die Augen und konzentriere Dich zunächst nur auf das was Du mit Deinen Ohren und deiner Nase wahrnehmen kannst. Versinke in tiefe Achtsamkeit, höre das Rauschen des Windes in den Blättern, den Gesang der Vögel, rieche den Wald, das Wachstum und das Leben. Atme dazu mehrere Sekunden tief ein, halte den Atem eine Weile und lass ihn danach ebenfalls über mehrere Sekunden vollständig entweichen. Warte einen Moment und wiederhole diesen Vorgang so oft und solange du möchtest. Mit jedem Mal wirst Du schwerer, langsamer und ruhiger und gibst Deinem aufgewühlten Inneren die Chance zu entschleunigen. Wenn du möchtest, wandere danach in Gedanken Schritt für Schritt durch Deinen Körper, beginnend von den Füßen bis hin zu deiner Schädeldecke. Fühle und spüre mit Deiner ganzen Aufmerksamkeit an jede Stelle und lass sie in Gedanken schwer. weich und warm werden – von den Zehen bis zum Ring der Muskeln um Deine Augen. Lass dir Zeit dafür und ärgere dich nicht, wenn deine Aufmerksamkeit und deine Gedanken manchmal abschweifen. Genieße diesen Zustand, die Stille und die angenehme Schwere in Dir bis Du dann schließlich deine Augen weit öffnest und mit allen Sinnen die Wunder des Waldes um Dich herum bewusst auf Dich einströmen lässt. Im besten Fall erlebst Du nun ein unbeschreibliches Glücksgefühl, auf jeden Fall aber verlässt Du im Anschluss den Wald ruhiger und gesammelter als Du ihn Ewigkeiten zuvor betreten hast.

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2 Gedanken zu „Ein Ort außerhalb der Zeit“

  1. Da hat Jemand den tieferen Sinn des Waldes entdeckt.Im chinesischen TAO gibt es den Begriff des Baum umarmen. Ich habe erst kürzlich erfahren wie wichtig die Natur für mich persönlich ist. Gerne habe ich an meinem früheren Wohnort den Herrenwald aufgesucht oder die Stille des Tonbergsees.

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