Grünes Licht aus Stuttgart
Auf dem Gelände das einstigen AKW Philippsburg kann das große Reststoffbearbeitungszentrum nun in Betrieb gehen
Jeder Häuslebauer der bereits eine Immobilie im Netz mit blumigen Umschreibungen wie “Hier sind ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt” oder “Traum für Handwerker” erworben hat, kann davon ein Lied singen. Wenn die Hütte am Ende abgerissen und ihre Einzelteile entsorgt werden müssen, kann diese Angelegenheit von einfach bis hin zu extrem kompliziert ausfallen. Ein bisschen Asbest in der Bude oder Eternit auf dem Dach und schon gestaltet sich die fachgerechte Verwertung der Baumaterialien schwierig.
Wie schwer es da erst sein muss, ein komplettes Atomkraftwerk abzureißen und so umweltgerecht wie eben möglich zu entsorgen, kann sich so wohl jeder leicht selbst ausmalen. Nicht nur all das Material, das über die Jahre mit Strahlung in Kontakt gekommen ist, muss untersucht und vor dem Abtransport aufbereitet werden. Anders gesagt: Die Sprengung der Kühltürme dürfte dabei wohl der leichteste Part im Prozedere des Rückbaus gewesen sein.
Für den Abbau des einen Gebäudes wurde in Philippsburg sogar der Bau eines anderen Gebäudes hierfür notwendig – das sogenannte Reststoffbearbeitungszentrum. In den letzten Jahren entstand diese Einrichtung auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerkes, Ende vergangener Woche hat das Umweltministerium Baden-Württemberg nun grünes Licht für die Inbetriebnahme gegeben, so die EnBW in einer aktuellen Mitteilung.
Vorstellen muss man sich das Reststoffbearbeitungszentrum wie eine Art riesige Recycling-Einrichtung. Alle Materialien des Kernkraftwerkes durchlaufen deren internen Prozesse, das Volumen radioaktiver Abfälle soll so auf ein Minimum reduziert werden. Am Ende erhält man damit Wertstoffe, die wieder dem Stoffkreislauf zugeführt werden können, schwach strahlende Abfälle und mittelaktive Abfälle. Diese sollen irgendwann einmal im Schacht Konrad, einem stillgelegten Eisenerzbergwerk nahe Salzgitter gelagert werden, das Genehmigungsverfahren hierfür dauert aber noch an. Bis es soweit ist, verbleiben die Abfälle erst einmal in Philippsburg und werden im nebenan konstruierten Standort-Abfalllager zwischengelagert.
Erbaut wurde das Reststoffbearbeitungszentrum auf der Rheinschanzinsel einzig und allein zu dem Zweck, die beiden Blöcke des alten Kernkraftwerkes zu verdauen – eine darüber hinausgehende Nutzung für andere Projekte ist nicht vorgesehen. Betrieben wird die Anlage vom EnBW-Unternehmen (GNR) der Gesellschaft für nukleares Reststoffrecycling.
Mir einen Blick in das Innere das nun erwachten Koloss werfen möchte, der hat im folgenden, mit diesem von der EnBW erstellten und zur Verfügung gestellten Videos die Möglichkeit:
Quelle Videomaterial: EnBW