Dürre und Schädlinge setzen dem Wald stark zu

|

Zehnjähriger Forsteinrichtungsplan muss angepasst werden

In Östringen ließen sich jetzt Bürgermeister Felix Geider und die Mitglieder des Gemeinderats bei einer Waldbegehung über die aktuelle Situation in den städtischen Forsten und über die Auswirkungen des Klimawandels auf die mittel- und längerfristige Waldbewirtschaftung informieren.

„Der zunehmende Mangel an Niederschlägen im Frühjahr sowie insbesondere die übermäßig warmen und trockenen Sommermonate setzen unseren Wäldern erheblich zu“, erläuterte Forstabteilungsleiter Simon Boden vom Karlsruher Landratsamt den Bürgervertretern den Ernst der Lage.

Unter hohem klimatischem Druck steht derzeit vor allem die im Stadtwald mit einem Anteil von etwa drei Prozent vertretene Fichte. Der Baumart, die ursprünglich aus Bergwaldregionen mit kühlem bis gemäßigtem Klima stammt, machten ausbleibender Regen sowie die übermäßige sommerliche Hitze der letzten Jahre besonders zu schaffen. An vielen Stellen des Östringer Forsts sind dementsprechend geschwächte Fichten inzwischen bereits auch dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen, wie Forstabteilungsleiter Boden und Revierleiter Jochen Kaiser den Bürgervertretern an sogenannten „Käferlöchern“, also nach Käferbefall entstandenen Lücken im Waldbild, vor Augen führten. Aller Voraussicht nach wird die Fichte nach Einschätzung der beiden Forstexperten zumindest vorerst ganz aus dem heimischen Waldbild verschwinden.

Weithin sichtbar, vor allem auf Lagen mit tonigen Böden, sind darüber hinaus die Trockenschäden bei der Buche, die mit einem Baumartenanteil von gut 32 Prozent das typische Erscheinungsbild des Östringer Stadtwalds maßgeblich mitprägt und ebenfalls sensibel auf die mittlerweile ungünstigeren klimatischen Rahmenbedingungen reagiert.

„Unsere Wälder werden sich unter Berücksichtigung des Klimawandels zwangsläufig verändern müssen und wir sollten diese Veränderung aktiv gestalten“, lautete vor diesem Hintergrund die Empfehlung von Simon Boden für die kommunale Forstwirtschaft.

Schon zuletzt musste Revierleiter Jochen Kaiser ein besonderes Augenmerk auf die nicht längerfristig vorhersehbaren „zufälligen Nutzungen“ richten, also Baumfällarbeiten, die beispielsweise durch Stürme, aber eben auch durch Trockenheit oder Käferbefall zustande kommen. „Dieses Jahr stammt unser Holzeinschlag zu rund 80 Prozent aus solchen zufälligen Nutzungen“, berichtete Kaiser jetzt den Gemeinderäten und fügte hinzu, dass ein Großteil der planmäßigen Hiebsmaßnahmen daher zurückgestellt werden musste.

Die sogenannte Forsteinrichtung, eine am Grundsatz der Nachhaltigkeit ausgerichtete forstliche Betriebsplanung, die regelmäßig im Abstand von zehn Jahren durchgeführt wird und auf Basis einer Inventur des Zustands von Bäumen und Waldflächen das multifunktionale Konzept für die Bewirtschaftung des Walds in der folgenden Dekade vorgibt, muss daher in Östringen dementsprechend angepasst werden.

Die aktuell geltende Forsteinrichtung für Östringen stammt aus dem Jahr 2015 und soll zeitnah überarbeitet werden. Die Bewirtschaftung des Stadtforsts wird dabei weiterhin den im Landeswaldgesetz verankerten ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen des Walds Rechnung tragen – absehbar ist dabei allerdings schon jetzt, dass der Aufgabenkreis dem kommunalen Haushalt in den kommenden Jahren im Unterschied zur jüngeren Vergangenheit erst einmal „rote Zahlen“ bescheren wird.

Positives konnte Revierleiter Kaiser den Gemeinderäten nun hingegen bei der zurückliegenden Waldbegehung von den Pflanzkulturen berichten, die in einzelnen von Trockenschäden besonders betroffenen Distrikten bereits 2019 sowie im laufenden Jahr angelegt wurden. Etwa 85 Prozent der ausgepflanzten Jungbäume, die jeweils mit einer Wuchshülle vor Verbiss geschützt werden, entwickeln sich seinen Angaben zufolge gut bis sehr gut. Allein 2020 wurden im Östringer Stadtwald auf einer Fläche von etwa 11,4 Hektar knapp 35.000 junge Waldbäume versetzt. Einen Hauptanteil nimmt dabei die Elsbeere ein, eine Waldbaumart, die sich nach dem Stand der forstwissenschaftlichen Erkenntnisse unter den veränderten klimatischen Bedingungen gut behaupten kann.

Von Wolfgang Braunecker / Stadt Östringen

Vorheriger Beitrag

Grundausbildung erfolgreich abgeschlossen

RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe verhängen Besucherstopp

Nächster Beitrag