Diskussion um Östringer Ortsumgehung nimmt Fahrt auf

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Neue Bürgerinitiative will Mitsprache bei Planung der Östringer Ortsumgehung

Für viele Östringer Bürgerinnen und Bürger dürfte die Aufnahme der Umgehungsstraße in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 erfreulich gewesen sein. Bei dem Bundesverkehrswegeplan handelt es sich um eine Art Masterplan für die großen infrastrukturellen Projekte der kommenden Jahrzehnte. Vor einigen Jahren waren mehrere Vorhaben, die bis dahin eher als aussichtslos galten, unverhofft mit hoher Dringlichkeit heraufgestuft worden. Darunter z.b. die B35 Ost bei Bruchsal, sowie die Ortsumfahrungen von Bretten, Bauschlott und auch Östringen. Der Jubel bei den Anwohnern der innerstädtisch verlaufenden B292 war damals groß, schließlich bedeutet dieses unverhoffte Upgrade doch eine spürbare Beschleunigung der Baumaßnahmen für die Entlastung der verkehrsgeplagten Innenstadt.

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Östringen

Doch was des einen Freud, ist bekanntlich des anderen Leid. Im Falle Östringens sieht der vorläufige Planungsstand im Bundesverkehrswegeplan, einen Verlauf der Umgehungsstraße eng entlang der Östringer Wohnbebauung im Norden vor – ein Umstand mit dem nicht alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt einverstanden sind, insbesondere naturgemäß jene die im Norden Östringens wohnen und direkt davon betroffen wären. Aus diesem Grund hat sich gestern Abend im Clubhaus des FC Östringen eine neue Bürgerinitiative gegründet, die an den Planungen zur Umgehungsstraße aktiv beteiligt werden möchte. Sie befürchtet dass die Trasse sich beginnend vom westlichen Kreisverkehr an der B292, eng entlang der nördlich gelegenen Wohngebiete bis hin zum neu entstandenen Kreisverkehr am östlichen Ende von Östringen ziehen und damit eine erhebliche Belastung für die dortigen Wohngebiete bedeuten könnte.

Diesen Vermutungen trat Östringens Bürgermeister Felix Geider bereits vor wenigen Tagen auf dem Neujahrsempfang der Stadt entgegen und ging in seiner Rede darauf ein: “Der neue Kreisel an der Zufahrt des Industriegebiets löste ein dort unmittelbar vorhandenes und drängendes Problem mit dem hohen Fahrzeugaufkommen. Und der Bau des Kreisels in Richtung Mühlhausen beendete einen verkehrstechnisch völlig unbefriedigenden und auch unfallträchtigen Zustand“, sagte Geider und verwies darauf dass die Planungen für die Umgehungsstraße noch nicht einmal begonnen hätten. Tatsächlich findet sich auf der Projektseite der Östringer Umgehungsstraße im Online-Informationssystem des Bundesverkehrswegeplans, der rot umrandete Hinweis: “…. In den nachfolgenden Planungsstufen kann sich der Verlauf verändern….”

An echten Spielraum bei den Planungen glaubt die Bürgerinitiative allerdings nicht. In einem Telefongespräch mit unserer Redaktion vermutet Kassenwart Michael Ruf, dass es hier kaum nennenswerte Toleranzen für eine alternative Trassenführung geben dürfte. Die Initiative favorisiert eher eine weiträumige Umfahrung Östringens mit direktem Anschluss an die B39 unterhalb von Mühlhausen. Wie realistisch ein solcher Straßenverlauf angesichts der Durchschneidung von bisher unverbauter Natur aber tatsächlich wäre, kann zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht beantwortet werden.

Letzteres ist die generelle Crux in dieser Angelegenheit – Für eine fundierte Diskussion stehen zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg noch zu wenig Fakten zur Verfügung. Offizieller Planungsbeginn für das Projekt ist erst in einigen Jahren, bisher sind nur grobe und laut Bundesverkehrsministerium zudem nicht fest gesetzte Eckpunkte für die Trasse definiert. So stützen sich auch die Argumente der Bürgerinitiative letztlich auf zwar nicht unbegründete Vermutungen, am Ende aber doch Vermutungen, was sich auch durch die Formulierungen in dem im Vorfeld an die Östringer Haushalte verteilten Flyer widerspiegelt.

Tatsache ist aber, der Bau der Umgehungsstraße, unabhängig davon wie der genaue Trassenverlauf am Ende aussieht, wird neben den bekannten Vorteilen auch eine Reihe von Nachteilen bedeuten, das liegt nun einmal in der Natur einer neuen Straße. Wen und wo diese Nachteile schließlich treffen, wird sich am Ende einer umfangreichen politischen und gesellschaftlichen Diskussion entscheiden. Eine Diskussion, die durch die Gründung der Bürgerinitiative nun an Fahrt aufgenommen hat.

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