Als aus Östringen beinahe einmal “Bad Östringen” geworden wäre
Im Krummbachwald zwischen Östringen und Rettigheim lässt es sich aushalten. Für Spaziergänger und Familien ist diese kleine Ecke unserer Region, dort wo sich der Landkreis Karlsruhe und der Rhein-Neckar-Kreis die Hand reichen, ein wunderbares Ausflugsziel. Ein verschlungenes Netz aus Wegen führt durch den kleinen Forst, bei jedem Schritt auf ihnen raschelt das bunte Laub. Mehrere kleine Brücken spannen sich über die Wasserläufe Krummbach, Krötenbach und Erlengraben, unter Ihnen gluckern die Bächlein.
An Wasser mangelt es hier wahrlich nicht, überall in dem kleinen Waldstück tritt hier und da Quellwasser aus den Tiefen des Posidonienschiefers der Langenbrückener Senke aus. Weil dieses Wasser in den Tiefen der Erde durch bakterielle Prozesse stark mit Schwefelwasserstoff durchsetzt wird, riecht es mitunter etwas streng – am ehesten erinnert der Geruch an faulige Eier. Von jeher nannten die Östringer die kleinen Quellen im Krummbachwald daher “Stinkabrünnle”.
Weil in den Jahren des Wirtschaftswunders die beiden Nachbargemeinden Bad Langenbrücken und Bad Mingolsheim dieses schwefelhaltige Wasser zutage förderten und sich als Kurorte eine goldene Nase verdienten, wollte auch Östringen diesen Weg einschlagen. 1960 wurde also im Krummbachwald eine Schwefelquelle erbaut, die mit einem Brunnenschacht das vielversprechende Wasser zur Oberfläche beförderte. Nur ein einzelner Brunnen war aber nicht genug um Entspannungssuchende von weit her nach Östringen zu locken – hier waren größere Kaliber gefragt. Um aber zu einem Kurort aufzusteigen, wäre auch ein Heilbad von Nöten gewesen – die Kosten hierfür erschienen damals aber schlicht zu hoch.
So platzte der Traum und aus Östringen wurde niemals Bad Östringen. Die Schwefelquelle im Krummbachwald gibt es aber immer noch und fördert bei Bedarf auf Knopfdruck schwefelhaltiges Wasser aus der Tiefe direkt in die hohlen Hände oder mitgebrachten Gefäße der Wanderer. Man sagt diesem besonderen Mineralwasser übrigens heilende Kräfte nach, der Geruch allerdings ist und bleibt gewöhnungsbedürftig.
Wer das kleine Waldstück und die Quelle erkunden möchte, der findet entlang der Östringer Straße in Richtung Rettigheim einen Wanderparkplatz. Von dort aus ist das Waldstück über idyllische Routen gut zu erkunden. Hier gibt es sogar noch die Überreste eines alten Trimm-Dich-Pfads und auch eine Grillhütte für den stilvollen Genuss der Wegzehrung.
„Überreste“ eines Trimm-Dich-Pfads ist der richtige Ausdruck und typisch für so manchen Pfad, den es in Östringen schon gab und der einer mangelhaften Pflege zum Opfer fiel – z.B. „Waldlehrpfad“ im angrenzenden Brettwald.
Ist dieses Wasser gesund? Kann man das bedenkenlos trinken?