Im Kampf gegen Corona, schlüpfen auch Mediziner im Ruhestand wieder in den weißen Kittel. Einer davon ist der ehemalige Gynäkologe Dr. Wolfgang Ziegler aus Eppingen.
Es geht los. Am gestrigen Sonntag wurden bundesweit die ersten Impfungen im Kampf gegen das Coronavirus durchgeführt. Auch in Baden-Württemberg erhalten seit gestern die ersten Menschen die sehnlich erwarteten Vakzine. Im Beisein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann wurde am Sonntagmittag die erste Dosis des Covid-19-Impfstoffes von Biontech/Pfizer injiziert.
Während der Betrieb an den zentralen Impfzentren bereits an diesem Wochenende Fahrt aufgenommen hat, werden die 50 über das ganze Land verteilten Kreisimpfzentren erst Mitte Januar an den Start gehen. Logistik und Infrastruktur hierfür sind weitestgehend in trockenen Tüchern, doch bemühen sich die Stadt- und Landkreise derzeit intensiv um die Akquirierung dafür notwendiger, medizinischer Fachkräfte. Die Anforderungen sind nicht von schlechten Eltern. In zwei Acht-Stunden Schichten pro Tag müssen mehrere hundert Patienten im Vorgespräch über Risiken und Nebenwirkungen der Impfungen aufgeklärt werden – das dürfen nur studierte Mediziner. Die Impfung selbst darf aber auch von medizinischem Fachpersonal, wie beispielsweise Pflegekräften oder Arzthelfer/innen durchgeführt werden. Dennoch müssen in jedem Impfzentrum pro Schicht mindestens zwei ausgebildete Ärzt/innen anwesend sein um neben denen obligaten Impfberatungen auch im Notfall eingreifen zu können.
Deutschlandweit haben sich bereits tausende Helfer/innen dafür gemeldet. Unter ihnen sind Medizinstudent/innen, Pfleger/innen und nicht zuletzt Ärzt/innen im Ruhestand. Einer davon ist Dr. Wolfgang Ziegler. Von 1982 bis 2016 führte er gemeinsam mit einer befreundeten Ärztin eine gynäkologische Praxis in Eppingen, seit vier Jahren ist der erfahrene Mediziner bereits im Ruhestand. Als sowohl die Landesärztekammer als auch die Kassenärztliche Vereinigung in einem Rundschreiben ehemalige Mediziner/innen für den Einsatz in den baden-württembergischen Impfzentren anfragte, zögerte er nicht lange und meldete sich. Bereits kurze Zeit später meldete sich das Karlsruher Gesundheitsamt um seine Präferenzen für mögliche Einsatzorte und Zeiten in Erfahrung zu bringen.
Nun dürfte alles ganz schnell gehen und der in Tübingen studierte Arzt, der bereits am Karlsruher Klinikum und im Eppinger Krankenhaus tätig war, binnen weniger Tagen – nach Jahren des Ruhestandes – wieder in den weißen Kittel schlüpfen. Zwei Tage pro Woche wird man ihn künftig voraussichtlich in der zentralen Impfstelle an der Messe Karlsruhe antreffen, wo er nach Maßgabe eines Strategiepapiers der Bundesregierung, etwa 96 Menschen pro Schicht impfen wird. Ums Geld geht es ihm dabei nicht, wenngleich auch die skizzierten Stundensätze nach aktuellem Diskussionsstand kaum Grund zur Beanstandung geben dürften. Dr. Ziegler möchte vielmehr dazu beitragen, dass sich die angespannten gesellschaftlichen Verhältnisse im Kielwasser der Pandemie baldmöglichst wieder normalisieren und so ein Stück weit die Rückkehr zu sozialem Frieden ermöglichen.