Der Januar ist die Mutter aller Montage

|

Free-Photos / Pixabay / Symbolbild

Liebes 2018, so fangen wir gar nicht erst an

Ich weiß nicht wie Euch das geht, aber ich falle mit dem Wechsel der Uhr vom 31. Dezember 23:59 Uhr auf den 1. Januar 00:00 sofort in ein Loch. Die Stimmung kippt von fröhlich-feiernd auf niedergeschlagen und müde… Da hat man ein Jahr gerade hinter sich gebracht und schon steht das nächste mit seinen Unwägbarkeiten und Herausforderungen vor der Tür. Der Stein des Sisyphos lieht quasi wieder unten am Berghang und muss nun mühsam wieder selbigen herauf gewuchtet werden. Seltsame Sicht der Dinge werden Sie jetzt sagen und damit haben Sie natürlich recht. Ich entstamme eine langen Dynastie aus „Das Glas ist immer halb leer“-Typen – Jammern haben wir zur olympischen Disziplin weiterentwickelt.

Man kann die Sache natürlich auch ganz anders sehen, ach was, man sollte sie ganz anders sehen. Das neue Jahr liegt wie das offene weite Land vor Dir und wartet nur darauf dir einen spannenden und unterhaltsamen Ritt zu ermöglichen. Hinter jeder Ecke lauern Chancen….. ….oder Gefahren um wieder bei meinem Weltbild zu landen. Damit bin ich übrigens in keinster Weise alleine! Den Neujahrs-Blues als erweiterte Variante des Sonntags-Blues haben Psychologen schon seit Jahrzehnten auf dem Schirm. Gerade nach den emotionalen Weihnachtstagen mit einer Überdosis Familie und jeder Menge unbarmherzigen Reflektierens des Vergangenen, sinkt das Gefühl gen Keller. Wir sind zu hart mit uns selbst und glauben in einer Gesellschaft in der es nur noch um Selbstoptimierung und Werte wie „Höher, Besser, Schneller und vor allem Meeeehr“ geht, mithalten zu müssen. Wie pervers ist es denn, das Leben als eine Art Kraftakt zu erleben, den es hinter sich zu bringen gilt. Wir schaffen es kaum noch unsere Freizeit zu erleben und für uns angenehm zu gestalten, weil auch hier das allmächtige „Du musst“ täglich grüßt. Du hast etwas freie Zeit? Mach was für deinen Körper du Waschlappen, erledige ein paar Arbeiten am Haus oder melde dich endlich mal wieder bei deinen vernachlässigten Kumpels. Es ist zum Kotzen! Den vorhin erwähnten Sonntags-Blues spüre ich daher auch ganz regelmäßig. Kaum wache ich am Sonntag auf, liegt der Tag wie eine erdrückende Last auf mir, mit seinen vielen Stunden. Schon nach dem Öffnen der Augen um sieben Uhr kann ich nicht mehr schlafen, weil ich mich mit der Frage quäle: Was machst Du heute? So sitze ich auf dem Sofa und gehe meine Optionen durch, vom Fitnessstudio bis zur Gartenarbeit. Am liebesten würde ich nichts tun, weiß aber auch – vergiss es, das schaffst Du nicht ohne ein schlechtes Gewissen. Traurig, oder? Der Januar ist für mich damit die Mutter aller Sonntage, bzw. der Montage und dem Gefühl dass die meisten damit verbinden…

Doch dieses Jahr habe ich mir das erste Mal im Leben einen Vorsatz gefasst: Aus dem ewigen „Du musst“ mache ich einfach ein trotziges „Einen Scheiß muss ich“. Denn wenn wir ehrlich mit uns sind, dann sind viele Dinge die wir glauben tun zu müssen, in Wirklichkeit äußerst entbehrlich. Ich muss mich mit niemandem treffen, der mir nicht gut tut. Ich muss keinen Sport ausüben der mich stresst und keinen Spaß macht, ich muss keinem Job nachgehen der mich kaputt macht und auslaugt. Im Grunde können wir das irre Gemüsse auf ein simples: Ich muss für mich und meine Familie sorgen und beidem Liebe und Wertschätzung entgegenbringen.

Also lasst uns aussortieren, was im Leben für uns wichtig ist, uns Freude macht und uns inspiriert – der Rest kann weg, egal ob der Ballast physischer oder emotionaler Natur ist. Klar, manche Dinge im Leben müssen sein, oder wie der Nordmensch sagt: Wat mutt dat mutt… aber bei genauerem Hinsehen mutt goar nicht so viel, wenn man sich aufs Wesentliche zurückbesinnt. Das Gute ins Töpfchen, das Schlechte ins Kröpfchen – uuund feddig!

Ob es mir gelingt, meine eigenen Vorsätze einzuhalten? Ganz sicher nicht immer! Aber lasst uns nicht vergessen wie die pragmatischste aller Definitionen des Fortschritts lautet: Das Erwünschte geschieht häufiger, das Unerwünschte weniger.

Also, lieber Januar, lieber Sonntag oder lieber Montage: Einen Scheiß muss ich, merk Dir das gefälligst!

Ein Stimmungsbild von Laura Stark

Vorheriger Beitrag

Blick zurück und nach vorne in Eppingen

Rauschende Party zum Auftakt des Östringer Jubeljahres

Nächster Beitrag