D’bescht Kardoffelsalat vum Kraichgau

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Die Mutter aller Köstlichkeit

Dieses Geständnis gehört gleich an den Anfang dieses Artikels: Ich bin ein Junkie, ich bin süchtig – süchtig nach Kartoffelsalat. Es gibt kaum ein anderes Gericht in unserer heimischen Küche, das derart gut schmecken kann und derart vielseitig ist wie Kartoffelsalat. Kleinste Nuancen und minimale Abweichungen im Rezept entscheiden schon darüber ob es gottlose Pampe oder himmlisches Ambrosia wird…. Kartoffelsalat erscheint manchen als simple Bauernmahlzeit, richtig erdacht und gemacht ist er aber ein wahres Festmahl.

In jedem Dorf hat jede Oma eine andere Art ihren Kartoffelsalat zuzubereiten. Wer einmal einen handwerklich soliden, badischen Kartoffelsalat gekostet hat, der kriegt bereits Brechreiz wenn er die ekelhafte Kartoffelsalat-Plörre in den Supermarktregalen nur sieht. Nichts geht über den ersten Bissen eines noch leicht warmen, gut durchgezogenen Kartoffelsalates, bei dem die Symbiose aus Zwiebeln, Essig, Öl und Gewürzen zusammen mit der richtigen Sorte Kartoffel ein Geschmacks-Feuerwerk zündet.

Ein guter Kartoffelsalat ist keinstenfalls mehr nur eine Beilage, sondern hat das Zeug zum waschechten Hauptgang. Wenn das Schnitzel zur Nebensache wird, hast du einen echten Champion auf dem Teller – nur wenige beherrschen die Kunst einen solchen auch zuzubereiten. Zu diesen Meisterinnen an der tollen Knolle gehört zweifelsohne meine Schwieger-Oma Friede aus Eppingen. Trotz ihrer 88 Jahre bereitet sie für mich allwöchentlich einen Salat, auf den sich alle meine Geschmacksnerven bereits Tage im Voraus freuen. Das genaue Rezept dafür, will sie mir aber partout nicht verraten. Ich kann lediglich soviel sagen: Oma schwört auf die Kartoffelsorte “Annabelle”, setzt ihre Gemüsebrühe selber an und rundet den Salat mit mikroskopisch kleinen, hauchdünnen Scheiben von Räucherschinken ab. Raffinierte Gewürze sucht man in Ihrer Küche übrigens vergebens, es existieren lediglich Salz und Pfeffer. Auch die Bandbreite von Essig und Ölen beschränkt sich auf die zwei Klassiker, die es seit Jahrzehnten in jedem Dorfladen zu kaufen gibt. Dazu kommt ab und an auch mal etwas Ei, Senf und des und sell….

Himmel, was habe ich schon herumprobiert und experimentiert um selbst einen erlesenen Kartoffelsalat zu erschaffen, bisher meist absolut erfolglos. Es ist diese eine Sache, die ich ums Verrecken nicht hinbekomme: Ich nenne sie in Ermangelung eines passenden Wortes: “Schlonzigkeit”. Wie schafft man es, dass der Salat eine Konsistenz entfaltet, die bewirkt dass er beim Anmachen nicht zu einem Brei mutiert, dafür aber im Mund genüsslich gleitet und langsam schmilzt… Diese Gabe besitzen viele Omas im Kraichgau, bisher habe ich aber keine getroffen, die mir dieses Geheimnis verraten wollte.

Daher mein Appell an alle Königinnen und Könige des badischen Kartoffelsalates: Helft mir, diese Königsdisziplin unserer heimischen Küche über die Zeit zu retten und schickt mir eure Rezepte für euren persönlichen Kartoffelsalat-Favoriten. Ich werde jedes einzelne persönlich zubereiten und nachkochen und selbstverständlich hier an dieser Stelle bebildert auf hügelhelden.de veröffentlichen. Es wäre doch zu schade, diese Perlen irgendwann still und heimlich mit ins Grab zu nehmen…

In diesem Sinne: “Long live the Kartoffelsalat”

Euer Philipp

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