Das Hundle von Oberacker

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Brav und geduldig sitzt der kleine Tag für Tag auf dem Gehsteig und bringt die Autofahrer ins Grübeln

Können Sie sich noch an das Geisterauto in Oberacker erinnern? Dieses rote, alte Ford-Cabrio, das direkt entlang der Ortsdurchfahrt parkte und den Durchgangsverkehr wie ein Fels in der Brandung verlangsamte? Damals entbrannte eine heiße Diskussion um das betagte Vehikel. Die einen begrüßten den Felsen-Parker, als willkommenen Joker und Kriegskameraden im ansonsten so aussichtslosen Kampf gegen die niemals endende Flut an Fahrzeugen, die anderen frustrierte die zähe Passage durch Oberacker bis zur Weißglut. Schlussendlich wurde an besagter Stelle ein Parkverbot erlassen, der Ford verschwand und der Verkehr schiebt sich seither wieder ohne größere Hindernisse in den Stoßzeiten durch die kleine Kraichgau-Gemeinde. Die Anwohner hier haben wir es in der Tat nicht leicht, die enge Ortsdurchfahrt wird regelmäßig von schweren LKW passiert, die in den Kurven mit ihren Auslegern regelmäßig auch den Gehweg tangieren. Auch die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 20 in einem besonders engen Abschnitt hilft hier nicht viel, die einzige Lösung wäre ein Durchfahrtsverbot für LKW, doch das zeichnet sich nach wie vor nicht einmal als dünnes Silhouette am Horizont ab.

Gibt es also gar nichts, das dem Rauschen unzähliger Fahrzeuge Tag für Tag etwas entgegensetzen kann? Doch, wenn auch nur im Kleinen. Ein kleines As im Ärmel haben die Menschen in Oberacker noch. Unweit der Stelle wo einst der rote Geister-Ford parkte, sitzt nun ein kleines, süßes Hundchen nahe des Gehsteigs und schaut aufmerksam zur anderen Straßenseite hinüber, die Ohren aufmerksam angehoben. Schon von weitem ist der kleine Hund unübersehbar, fällt jedem Autofahrer automatisch ins Auge. Wer kein Herz aus Stein hat, achtet nun ganz von selbst auf seine Geschwindigkeit, fährt lieber etwas zu langsam an dem kleinen Burschen vorbei, als zu schnell. Schließlich könnte der kleine süße Hund jederzeit aufstehen und auf die andere Straßenseite laufen, irgendetwas scheint er ja dort entdeckt zu haben. Zumindest ist das die Wirkung, die der schwarze Vierbeiner auf uns hat, egal wen wir aber danach fragen, jeder bestätigt diese Wahrnehmung auf ähnliche Art und Weise.

Bevor sich nun manche Zeitgenossen aufregen und sich empört die Frage stellen, wer denn einen kleinen, süßen Hund den ganzen Tag an einer dicht befahrenen Straße sitzen lässt, hier gleich die Entwarnung: Es handelt sich dabei um kein reales Tier, sondern um eine Nachbildung, einen Deko-Gegenstand, zur Verschönerung eines Hauseingangs. Abgesehen von besagter Verschönerung ist ein anderer Nebeneffekt aber umso beeindruckender. Tatsächlich hat man den Eindruck, dass LKW- und Autofahrer sich an dieser Stelle tendenziell etwas zurücknehmen und sich der Fuß auf dem Gaspedal etwas lockert. Das ist zwar noch lange nicht die Lösungen für den Stau geplagten kraichtaler Stadtteil, denn noch an dieser Stelle ein kleines Dankeschön an das geduldige und brave Hundle von Oberacker. Könnte er etwas damit anfangen, gäbe es von uns auf jeden Fall ein paar schöne Leckerli.

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