Dahoam beim Eberhofer

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Zu Besuch in Frontenhausen, dem wahren Niederkaltenkirchen

von Stephan Gilliar

Dass mir mal ein Film besser gefällt als das zugrundeliegende Buch, hätte ich bis dato nicht für möglich gehalten. Im Falle der Eberhofer-Reihe war das aber tatsächlich genauso. So herrlich sich die Romane von Rita Falk auch lesen lassen, so kreativ hat Regisseur Ed Herzog den Plot mit dem handverlesenen Cast zum Leben erweckt. Egal ob Sebastian Bezzel, Sigi Zimmerschied, Eisi Gulp oder Enzi Fuchs… sie alle haben ihre Figuren aus der Romanvorlage mit derart viel Liebe, Leidenschaft und reichlich Skurrilität beseelt, dass es einfach nur eine wahre Freude ist zuzuschauen.

Die Eberhofer-Filme haben mir schon manche verdrießliche Stunde versüßt, jeden einzelnen habe ich bestimmt schon zehn Mal gesehen und obwohl die Handlung selten komplex ist, bringen dich eineinhalb Stunden in Niederkaltenkirchen immer wieder auf die Füße. Ich glaube, es ist genau dieser kleine Kosmos, die dörfliche Welt mit engen Grenzen, menschlichen Ecken und Kanten, die die Reihe so beliebt macht. Je schneller und komplexer sich die Zahnräder um uns herum drehen, umso mehr wissen wir das Kleine und Überschaubare wieder zu schätzen. So zumindest meine Theorie. Vielleicht liegt das daran, dass ich selbst eingefleischter Dorfmensch bin, bei jeder neuen Ankündigung eines Eberhofer-Filmes geht mir jedenfalls das Herz auf.

So wird es vermutlich niemanden wirklich verwundern, dass ich neulich nach einem Drehtermin in Landshut die Gelegenheit genutzt habe, meinem Niederkaltenkirchen einen Besuch abzustatten. Der Name ist natürlich der Fantasie Rita Falks entsprungen, einen Drehort für die fiktive niederbayerische Gemeinde gibt es aber durchaus. Kulisse für alle bisherigen Eberhofer-Filme ist und war die Gemeinde Markt Frontenhausen im Landkreis Dingolfing-Landau. Ursprünglich ein verschlafenes 5000-Seelen-Dorf mit einem CSU-geführten Rathaus, haben hier die Produktionsmannschaften von ARD bzw Bayerischem Rundfunk und Constantin Film vor zehn Jahren ordentlich Leben in die Bude gebracht. In den acht Filmen die seither erschienen sind, wurde die örtliche Metzgerei zur Metzgerei Simmerl, die Autoreparaturwerkstatt zum Sanitärfachbetrieb Flötzinger und im Rathaus bezog Franz Eberhofer die örtliche Polizeidienststelle.

Grob über den Daumen gepeilt verwandelt sich Frontenhausen einmal im Jahr in Niederkaltenkirchen, bei den mehrwöchigen Dreharbeiten wird im Grunde das ganze Dorf von Filmteams bevölkert. Das hat der kleinen Gemeinde natürlich einen ordentlichen Schub an Bekanntheit eingebracht, seither strömen jedes Jahr unzählige Touristen nach Frontenhausen, um sich die originalen Drehorte ihres Lieblingskrimis aus der Nähe anzuschauen. Besonders beliebt ist natürlich das immer wiederkehrende Stilelement aus jedem Film, der Kreisverkehr vor dem Ortseingang Niederkaltenkirchen. Hier wurde mittlerweile eine Art zweidimensionale Statue mit den beiden Protagonisten Eberhofer und Birkenberger aufgestellt, neben der sich Fans fotografieren lassen können. Dieses Angebot nehmen sie offenbar nur zu gerne wahr, zumindest lässt die völlig plattgetretene Erde, auf der kein Grashalm mehr wächst, keinen anderen Schluss zu.

Direkt am Kreisverkehr wurde dafür auch ein kleiner Parkplatz errichtet, damit die Autofahrer nicht wild mitten auf dem Kreisel anhalten müssen. Auf besagtem Parkplatz gibt es praktischerweise gleich eine Box in der kostenlose Flyer ausliegen, die man im amerikanischen wohl “A map to the stars” genannt hätte. Hier hat die Gemeinde alle wesentlichen Drehorte auf einer kleinen Karte festgehalten, so dass die Erhellung suchenden Touristen nicht allzu ziellos durch den kleinen Ort tappen müssen, ein digitaler Guide ist schon in Arbeit. Wobei das eigentlich keine wirkliche Schwierigkeit ist, zu Fuß hat man das wahre Niederkaltenkirchen in einer guten Stunde einmal komplett durchwandert.

Auch 10 Jahre nach der Premiere des ersten Eberhofer-Filmes “Dampfnudelblues” ist diese Faszination offenbar noch ungebrochen. Als ich auf den Parkplatz am Kreisel einfahre, steigen neben mir zufälligerweise ein paar Karlsruher aus dem Auto – es ist eine kleine Welt. Wir helfen uns gegenseitig mit den Selfies am Kreisel aus, verabschieden uns, um uns fünf Minuten später vor der Metzgerei beim obligatorischen Einkauf einer Leberkassemmel wiederzutreffen. Generell trifft man im Ort auf viele Menschen, die langsam und aufmerksam durch die Straßen und Gassen schleichen, immer wieder mit dem Finger auf etwas zeigen und hier und da ein Foto aufnehmen. Einheimische werden das vermutlich nicht sein.

Je länger man durch Markt Frontenhausen spaziert, desto mehr erkennt man wieder. Die Kirche, in der Susi und Franz geheiratet haben, das Geschäft vom Flötzinger gegenüber, das Haus von der Susi oder der Friedhof, auf dem sich viele Szenen der Filme abgespielt haben. Wer das Haus vom Bürgermeister sehen möchte der muss zu Fuß in den Nachbarort laufen, die prächtige Villa befindet sich etwas ab vom Schuss. Wer allerdings den Hof von Familie Eberhofer besichtigen möchte, der sucht hier vergebens. Der Drehort für das Zuhause von Franz, Hund Ludwig, der Oma und dem Bappa findet sich in Feldkirchen-Westerham im Landkreis Rosenheim.

Ob den Menschen in Frontenhausen der ganze Rummel um ihr Dorf behagt? Das konnte ich nicht herausfinden, zur Mittagsstunde war das Dorf wie ausgestorben. Vermutlich werden sie sich aber daran gewöhnt haben, immerhin sind ja bereits acht Filme in ihrer kleinen Gemeinde entstanden.

Nummer 9 ist auch bereits abgedreht und wird im August in die Kinos kommen. Wer Lust hat, sich den Trailer zu „Rehragout-Rendezvous” anzusehen, hier ist der Link Richtung Youtube.

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5 Gedanken zu „Dahoam beim Eberhofer“

  1. Sie sind ja immer wieder für eine Überraschung gut, verehrter Herr Gilliar. Es geht mir genau so wie Ihnen ein Eberhofer Film gschaut und die Welt sieht gleich anders aus. Deshalb werde ich Rehragout mit großer Freude im Kino bewundern. Und natürlich auch, wenn die Widerholung im BR Fernsehn kommt ihn nicht versäumen. Und ja, der Flötzinger ist auch eine Erwähnung wert. Gelesen hab ich noch nie ein Buch von Rita Falk. Ihren Lebesweg irgendwann filmisch verfolgt auch sie erlebte erst mit „ihrem“ Polizisten das wahre Glück. Ähnlich wie die große Dame aus der Musikszene die uns jüngst verlassen hat: Tina Turner. In diesem sinne besten Dank noch einmal !!!

  2. Hallo Wir haben bis jetzt alle Filme gesehen, und Das Buch Rehragout hab ich gelesen, wenn der Film genauso ist, wie im Buch beschrieben dann Klasse freuen uns schon Hauptsache der wird bei uns auch gezeigt.Auf der Rucktuor aus Italien sind wir durch Frontenhausen gefahren und haben natürlich uns alles angeschaut ( letztes Jahr).

  3. Es gibt nix besseres als wenn die „Jugendbande“, in der Wirtschaft Luftgitarre spielen und abrocken. Best Serie

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