Bruchsal steht zusammen

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Fünfhundert waren angemeldet, tatsächlich gekommen sind etwa dreimal so viel. Unzählige Menschen jeden Alters und jeder Herkunft demonstrierten am Samstag in Bruchsal gegen Hass, Hetze und Ausgrenzung

von Stephan Gilliar

“Wehret den Anfängen” bringt Demo-Organisator Christian Holzer von der SPD es auf den Punkt. Wer wissen will was er damit meint, muss sich das ganze Zitat des römischen Dichters Ovid zu Gemüte führen:«Wehret den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn Übel durch langes Zögern erstarkt sind». Übertragen auf die heutige Zeit wäre dieses Übel wohl der immer stärkere Rechtsruck, der in diesen Tagen nicht nur hier zulande sondern gar europaweit und – mit Blick über den Atlantik – sogar weltweit Hochkonjunktur hat. Um dagegen Flagge zu zeigen und Position zu beziehen, demonstrieren seit Wochen Menschen überall in Deutschland offen auf der Straße und das in Größenordnungen, die wohl kaum jemand für möglich gehalten hat. Allein in der vergangenen Woche waren es über eine Million Demonstranten, die sich für eine weltoffene Gesellschaft und gegen Hass und Ausgrenzung stark gemacht haben.

Auch an diesem Wochenende gingen wieder überall in der Bundesrepublik Menschen auf die Straße, so auch in Bruchsal. Unter dem Motto „Demokratie verteidigen.“ hatte hier zuvor ein breit aufgestelltes Bündnis zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz aufgerufen. Angemeldet wurde die Demo von Christian Holzer von der SPD, angeschlossen haben sich am Ende alle großen Parteien der Stadt selbstredend mit Ausnahme der AfD, dazu zahlreiche Institutionen wie die Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und mehr.

Gerechnet wurde mit etwa 500 Teilnehmern, eine Zahl, die deutlich zu niedrig angesetzt war. Nach Schätzungen des Ordnungsamtes befanden sich etwa 1200 Menschen auf dem Marktplatz, nach unserem Eindruck waren es jedoch deutlich mehr Teilnehmer. Um was es Ihnen allen ging, daraus machten sie keinen Hehl. Manche trugen ihr Herz auf der Zunge und viele ihre Meinung sogar niedergeschrieben auf einem Plakat: “Für Demokratie, Respekt und Menschlichkeit”, “Für Menschenrechte, gegen rechte Menschen”, “Nie wieder ist jetzt” und Richtung der AfD, an deren kürzlich aufgedeckten Planspielen zur “Remigration”- also zur Vertreibung von Menschen – sich die bundesweiten Proteste erst entzündet hatten: “Hass ist keine Alternative”, “Remigriert euch ins Knie” und “Das B in AfD steht für Bildung”.

Zu den Rednern der Veranstaltung zählten neben Christian Holzer als Organisator unter anderen Uli Hockenberger, Landtagsabgeordneter der CDU, Daniel Born Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg, Hans-Jürgen Rettig von der Friedensinitiative Bruchsal, Nicole Heger, Kreisvorsitzende der Grünen, Rüdiger Lupp von der FDP, Jürgen Creutzmann von die Linke und viele weitere mehr. Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold Schick konnte aus terminlichen Gründen an der Demonstration nicht teilnehmen, ihr übermitteltes Statement wurde dennoch verlesen.

Einig waren sich ganz offenbar Publikum sowie Rednerinnen und Redner darin, dass es nach dem jüngst bekannt gewordene Geheimtreffen von Vertretern der AfD, auf welchem unverhohlene Überlegungen zur Ausweisung von Migrantinnen und Migranten, auch solchen mit deutschem Pass, erwogen wurden, kein “Weiter so” mehr geben darf. Es gälte die Demokratie zu verteidigen und sich für unverhandelbare Werte stark zu machen, so der zugrundeliegende Tenor.

Ob das Zitat “Wehret den Anfängen” eingedenk einer zwischenzeitlich unverhohlen in Teilen rechtsextrem skandierenden und agierenden AfD, die schon in vielen Landesparlamenten sitzt und von Umfragehoch zur Umfragehoch eilt, noch passend erscheint, darf zumindest infrage gestellt werden. Wenn rechtsextreme Strömungen bereits jetzt mitten unter uns die Aushöhlung fundamentaler demokratischer Grundwerte erörtern, sind wir über den Anfang doch bereits weit hinaus.

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