Vor 5 Jahren zog das Brettener Indianermuseum nach Derenburg
Im Herbst 2014 war alles vorbei und die Zelte in den Brettener Jagdgründen abgetragen. Nach gut zehn Jahren schloss auf der Diedelsheimer Höhe das legendäre Indianermuseum mit einem großen und gut besuchten Abschlussfest für immer seine Pforten. Häuptling „Turned Apple“ aka Thomas Merbt packte damals seine rund 6000 Exponate zusammen und zog weiter nach Derenburg im Harzvorland. Zum Abschied überreichte er dem früheren Bürgermeister Willi Leonhardt und Dr. Peter Bahn, dem Leiter des Brettener Stadtmuseums, noch einen Original-Totempfahl der Indianer von der kanadischen Pazifikküste. Das sehenswerte Exponat sollte fortan als Beispiel für den Glauben an die Schutzgeister seinen Platz im Deutschen Schutzengel-Museum im Schweizer Hof finden.
Geschichte des Indianermuseums
Bretten war nicht die erste Wirkungsstätte des “umgedrehten Apfels”. Die Sammelleidenschaft von Thomas Merbt führte bereits 1992 zur Eröffnung des ersten Indianer Museums “Old America” in Bad Wimpfen. Nach 10 Jahren brach er dort seine Zelte ab, lagerte seine zahlreichen Schätze in Stutensee ein um sie zwei Jahre später anno 2004 in Bretten in der Steinzeugstraße um sich zu versammeln. Die Liebe zur indianischen Kultur hatte Thomas schon in Jugendjahren von seinem Großvater und den gemeinsamen Besuchen im Karl-May-Museum in Radebeul mit auf den Weg bekommen. Die ersten Exponate aus Amerika erhält Thomas schließlich in den 70er Jahren durch Tauschhandel von amerikanischen Soldaten. Über die Jahre und durch unzählige Reisen sollten es am Ende mehrere tausend Artefakte werden.
In seinem Museum ließ Thomas die Welt der Indianer lebendig werden. In aufwendig gestalteten Dioramen und Kulissen konnten die Besucher hautnah das Leben und den Alltag der Indianer von einst kennenlernen und erfahren. Zu bestaunen gab es von rituellen Waffen über echte Kanus bis hin zu den Aufzeichungen originaler Navajo-Funksprüche der US-Marines aus der Zeit des zweiten Weltkrieges einfach alles. Sehr beliebt bei den Besuchern waren neben den abwechslungsreichen Sonderausstellungen auch die alljährlichen Museumsfeste, bei denen mitunter auch prominente Gäste aus Übersee zugegen waren. Einer der Höhepunkte war der Besuch des Indianerführers und Mitbegründers der American Indian Movement Dennis Banks und des Urenkels von Geronimo, Henry V. Reyna. Für Thomas Merbt waren diese Besuche wie eine Art Familientreffen, war er doch schließlich seit Ende der der 90er Ehrenmitglied der Creek-Indianer aus Florida.
Mittlerweile ist aber auch das Indianermuseum selbst Geschichte. Nach gut drei Jahren Betrieb in Sachsen-Anhalt, schloss Thomas Merbt die Ausstellung Ende 2017 wegen massiv gestiegener Besteuerung des Museums. Im letzten Blogeintrag gab er zwar an nach einer neuen Bleibe zu suchen, bisher aber offenbar ohne Erfolg. Ein Comeback würde ihm wahrscheinlich jeder seiner zweifelsohne zahlreichen Fans wünschen.
Sehr schade. Ich muss zugeben ich war in Bretten nur einmal, aber es hat bis heute Nachwirkungen. Er hat meiner Frau und mir damals Geschichten erzählt, die vergisst man nicht so schnell, sehr mitreißend, aber teils auch sehr traurig, wenn nicht sogar verstörend. Man hat ihm das Herzblut angemerkt, die Ureinwohner Amerikas liegen ihm wirklich am Herzen.