Karlsruher Polizei meldet keinerlei Vorfälle – Quelle der Meldung wohl in Mittelbaden
In regelmäßigen Abständen tauchen in den sozialen Medien und über Messenger-Dienste verteilte Kettenbriefe, Hinweise auf angebliche Kindesentführungen auf. Das Schema ist dabei stets das gleich: Aus dunklen Fahrzeugen heraus versuchen angeblich unbekannte Männer Kinder vor Schulen in ihre Autos zu locken. Meist kommt diese Informationen vorgeblich und vermeintlich aus erster Hand und gesicherter Quelle.
Derzeit kursiert im Netz erneut eine solche Meldung. Angeblich werden im Raum Bretten / Knittlingen vermehrt Kinder angesprochen und mit kostenlosen Smartphones dazu überredet in fremde Fahrzeuge einzusteigen. Der Polizei Karlsruhe ist aktuell kein solches Vorkommnis im gesamten Landkreis bekannt, das bestätigte uns ein Sprecher gerade telefonisch auf Anfrage hin. Es liegen demnach keinerlei Anzeigen oder Zeugen-Berichte vor. Trotzdem werden entsprechende Beiträge via WhatsApp oder Facebook bereits tausendfach geteilt und tragen so zu großer Verunsicherung der Eltern bei.
Auf der Suche nach der Quelle für die aktuellen Behauptungen, sind wir auf zwei Vorfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Offenburg gestoßen. Hier hat im Bühler Ortsteil Vimbuch am Mittwochmorgen ein Mann einen Schüler am Schulranzen festgehalten. Der Junge konnte sich aber dem Griff entwinden und seinen Weg fortsetzen. Nach Rückfrage bei der Pressestelle der Polizei in Offenburg haben sich in diesem Fall keine Anzeichen einer versuchten Entführung herauskristallisiert. Nach unbestätigten Zeugen-Berichten soll der Junge wohl möglicherweise vorher das Fahrzeug des Mannes beschädigt haben, was dessen Reaktion zumindest besser erklären würde.
Ein weiterer vermeintlicher Vorfall ereignete sich heute morgen an einer Grundschule in Rheinmünster. Ein Schüler gab an, ein Unbekannter hätte versucht ihn mit einem Smartphone in sein Auto zu locken. Offenbar nur aufgrund der Aussage des Jungens hat die Direktorin der Schule darauf hin ein Rundschreiben an die Eltern verteilt und die Eltern aufgefordert ihre Kinder für entsprechende Situationen zu sensibilisieren. Eine Bestätigung dieses Vorfalls von anderen Quellen existiert laut Polizei derzeit nicht. Die Rektorin stuft die Aussage des Kindes als glaubhaft ein.
Auf Grundlage dieser beiden Vorfälle haben sich mittlerweile mehrere Kettenbriefe im Netz selbständig gemacht, die die Geschichte immer weiter aufbauschen. So sollen mittlerweile als Polizisten getarnte Banden überall in Baden-Württemberg versuchen Kinder in ihre Fahrzeuge zu locken.
Hier kann nur erneut dazu aufgefordert werden Ruhe zu bewahren und jede im Netz massenweise geteilte Information kritisch zu hinterfragen. Weder bei der Polizei in Offenburg noch bei der Polizei in Karlsruhe sind zum jetzigen Zeitpunkt konkrete Entführungsversuche zur Anzeige gebracht worden oder darüber hinaus bekannt geworden. Für den Vorfall an der Grundschule existiert keinerlei konkrete Bestätigung.
Meldungen wie diese kursieren in regelmäßigen Abständen bundesweit in den sozialen Netzwerken und treffen die Eltern an ihrer empfindlichsten Stelle – der Sorge um das Wohl ihrer Kinder. Nicht selten stellt sich aber die angebliche Entführungen als ein böswillig erfundener Hoax von Unbekannten, aber auch als Fehlinterpretation des Kindes oder gar als kindliche Schwindelei heraus.