Große Töpfe, große Herzen

Mehrere tausend Mahlzeiten spendet die Fürst-Stirum-Klinik jedes Jahr an die Bruchsaler Tafel. An diesem Weihnachten gibt es dazu noch etwas Besonderes.

Man kann förmlich dabei zuhören, wie heute überall in der Region Lichter gedimmt, Computer heruntergefahren sowie Türen und Tore abgeschlossen werden. Wie hat es Theodor Storm so schön ausgedrückt: „Alt‘ und Jung sollen nun von der Jagd des Lebens einmal ruhn.“ Tja, das trifft auf viele zu, aber längst nicht auf alle. Millionen von Deutschen werden auch über die Feiertage arbeiten, denn nicht überall kann ohne Weiteres einfach das Licht ausgeschaltet werden. Im Krankenhaus zum Beispiel gibt es natürlich auch über die Feiertage reichlich Arbeit und vor allem Menschen, die auf den Stationen versorgt werden wollen. Statt mit ihren Lieben feiern zu können, verbringen sie das Fest in einem Krankenhausbett – sagen wir mal so, man könnte sich Schöneres vorstellen.

Weil Freude bekanntlich auch durch den Magen geht, bemühen sich Küchenchef Klaus Ehmann und sein Team kulinarisch um etwas Weihnachtsstimmung und das eine oder andere Lächeln auf den Gesichtern der Patienten. „In diesem Jahr haben wir einen Hirschbraten und Gänsekeulen vorbereitet“, erzählt der immer gutmütige Chefkoch der Fürst-Stirum-Klinik, der auch an diesem vierten Advent nicht zu Hause ist, sondern in seinem riesigen, weiß gekachelten Reich im Erdgeschoss der Klinik werkelt. Mit einer riesigen Kelle rührt er in zwei nicht minder riesigen Töpfen, in denen würzig duftend ein Linseneintopf vor sich hin köchelt. Schön mit frischen Kartoffeln, Spätzle und Gemüse – genau das Richtige für einen kalten Wintertag.

Doch dieser Eintopf ist nicht für die Patienten in der Klinik bestimmt, sondern geht komplett an die Bruchsaler Tafel. Traditionell bemüht sich die gemeinnützige Einrichtung im alten Bruchsaler Schlachthof, am Tag vor Weihnachten eine warme Mahlzeit an die vielen Bedürftigen in der Stadt ausgeben zu können. In diesem Jahr werden dazu 200 Portionen hausgemachter Linseneintopf aus der Klinik zählen – bei Weitem übrigens nicht die einzigen Lebensmittelspenden, die das Krankenhaus zur Verfügung stellt. Bis zu fünfmal pro Woche stellen Klaus Ehmann und sein Team der Tafel überschüssige Mahlzeiten zur Verfügung – über 4.000 waren es alleine in diesem Jahr. Für den Küchenchef ist das eine tolle Sache – in allererster Linie, weil damit Menschen geholfen werden kann, die darauf – so traurig das in einem reichen Land wie unserem auch ist – angewiesen sind, aber auch, um der Unart der Lebensmittelverschwendung entschieden entgegenzutreten. „Mir tut jedes Produkt weh, das ich wegwerfen muss“, sagt der erfahrene Koch und meint das auch genauso. Aufwand bedeuten die Spenden dennoch, schließlich müssen alle Portionen von Hand abgefüllt werden, das bedarf personeller Kapazitäten und auch die Einwegverpackungen aus Recycling-Material müssen im Vorfeld natürlich erstmal angeschafft werden.

Trotz regelmäßiger Großspenden wie denen aus der Fürst-Stirum-Klinik ist die Situation der Tafeln in Baden-Württemberg insbesondere um die Weihnachtszeit prekär. Teilweise muss das Angebot streng rationiert werden, damit es für die immer größer werdende Zahl an Bedürftigen auch nur ansatzweise ausreicht. Die Bruchsaler Tafel betreibt neben ihrer Niederlassung im alten Schlachthof auch Ausgabestellen in Philippsburg, Graben-Neudorf, Bad Schönborn, Stutensee-Blankenloch, Waghäusel-Kirrlach und Weingarten. Die ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeitenden geführte Organisation richtet sich insbesondere an Menschen mit einem Gesamteinkommen unter der Pfändungsgrenze und Hartz-IV-Empfänger, aber auch Rentner, Alleinerziehende, Flüchtlinge oder Menschen in finanzieller Notlage. Deutschlandweit sind mehrere Millionen Menschen auf die Unterstützung der Tafeln angewiesen – Tendenz weiter steigend. Wer die Tafel unterstützen möchte, kann dies übrigens ganz einfach online tun. Spenden sind unkompliziert und schnell über folgenden Link möglich: tafel.de/spenden/jetzt-spenden.

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