Ein halbes Jahrhundert praktizierte Völkerverständigung
˂br.˃ Eine verlässliche Verbindung über trennende Grenzen hinweg, mit Leben gefüllt durch Kontakte auf der Ebene der Schulen, der Vereine, der Bürgerschaft sowie der Gemeinderäte und Verwaltungen – das war auf beiden Seiten das zentrale Anliegen der Stadtoberen von Östringen und Abergavenny in Wales, die 1968 die offizielle Partnerschaft zwischen den beiden gut 1.100 Kilometer voneinander entfernten Kommunen besiegelten. Hermann Kimling und Ron Brown, die damals als Ortsoberhäupter amtierten, hätten nun, genau fünfzig Jahre später, gewiss ihre helle Freude daran gehabt, wie vital und vielfältig diese Städtefreundschaft bis heute geblieben ist.
Nachdem schon im Juli eine Besuchergruppe aus Abergavenny anlässlich des 1.250-jährigen Östringer Ortsjubiläums den Weg in den Kraichgau angetreten hatte, folgte nun unlängst eine namhafte Partnerschaftsdelegation aus Östringen unter Leitung von Bürgermeisterstellvertreter Marc Weckemann am Wochenende des Abergavenny Food Festivals der Gegeneinladung an den Fuß der Breacon Beacons im Südosten von Wales.
Die Großveranstaltung, die als Schaufenster für die Produkte der walisischen Landwirtschaft und für die Kreationen der gastronomischen Betriebe der Region alljährlich Mitte September viele tausend Besucher aus dem gesamten Vereinigten Königreich anlockt, wurde von den Gästen aus Deutschland anlässlich des Partnerschaftsjubiläums mit einem besonderen musikalischen Beitrag veredelt. Bei zwei Auftritten im Eventzelt im Innenhof der Schlossruine von Abergavenny wurde die mit auf die Britische Insel gereiste Big Band der Musik- und Kunstschule Östringen vom Publikum stürmisch gefeiert. „We are playing für Europe! I´m Italian, playing with a band from Germany here in Wales a song from Spain!“ – schon bei der Ansage des ersten Titels nutzte Bandleader Marco Vincenzi die Gelegenheit zu einer gelungenen Werbung für die europäische Einigung und erntete von den Zuhörern prasselnden Beifall dafür.
In seiner Ansprache zum Jubiläum der Städteverbindung beim festlichen Partnerschaftsabend rückte Bürgermeisterstellvertreter Weckemann mit nachdrücklichen Worten die Errungenschaften des europäischen Integrationsprozesses und die wechselvolle Geschichte der Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland in den Blick : „Wenn wir uns die über lange Phasen schwierigen Beziehungen unserer beiden Länder in Erinnerung rufen, wenn wir uns außerdem klar machen, dass Großbritannien und Deutschland in zwei unseligen Weltkriegen, die zigtausend Menschen das Leben kosteten, zu erbitterten Feinden wurden, war die nachfolgende Entwicklung hin zu einem friedlichen Miteinander in Europa, hin zu einem mehr und mehr geeinten Europa alles andere als eine Selbstverständlichkeit!“
Weckemann überreichte Bürgermeisterin Teslin Davies als Repräsentantin der Partnerstadt ein symbolträchtiges Jubiläumspräsent in Gestalt der Bronzeplastik „Begegnung“ aus den Werkstätten der Staatlichen Majolika Karlsruhe und dankte allen, die sich über die Jahrzehnte hinweg am Austausch auf sportlicher, kultureller, schulischer oder administrativer Ebene beteiligten. Der Leiter der Östringer Delegation gab dabei seiner Hoffnung Ausdruck, dass die kommunalen Beziehungen mit Abergavenny auch in der Zukunft immer wieder neue Impulse erhalten – beim zurückliegenden Besuch entwickelten sich dazu erfreulicherweise eine ganze Reihe neuer Perspektiven.
Redaktion: Wolfgang Braunecker